Die Bundesliga ruft

Mit vielen Vorschusslorbeeren und als Mitfavorit auf den Aufstieg ist Union Berlin in die Zweitligasaison gegangen. Doch zum Auftakt setzte es eine 1:2-Heimniederlage gegen den VfL Bochum. Was ist von der Mannschaft von Uwe Neuhaus zu erwarten?

Im Sprachgebrauch des Fußballs kommt das Wort „mittelfristig“ manchmal vor. Mittelfristig wollen sich Clubs in ihrer Spielklasse etablieren, Gewinn schreiben oder dann vielleicht doch aufsteigen. Letztere Aussage trifft auf einen Club zu, der gerade erst dabei war, sich in der 2. Liga zu etablieren: der 1. FC Union Berlin. Gefühlt gehört der Club schon seit Ewigkeiten zu dieser Liga. Doch Union stieg erst 2005 in die Oberliga ab, schaffte aber den sofortigen Wiederaufstieg, stabilisierte sich und kletterte 2009 nochmals eine Klasse höher – in die 2. Liga.

Dort ist der Verein aus Berlin-Köpenick inzwischen etabliert, und bereits in der letzten Saison kratze das Team ein paar Spieltage vor Saisonende noch am Relegationsplatz zum Aufstieg in die Bundesliga. Doch das Problem war, dass die Mannschaft auswärts in der Endphase nicht mehr punkten konnte. So sehr Union zuhause rennen, kämpfen, kratzen, beißen, aber auch guten Fußball spielen konnte, so sehr schienen dem Team all dieser Charakteristika auf fremden Plätzen abzugehen. Nun meinen viele Beobachter, dass Union Berlin ein ernsthafter Anwärter auf einen Aufstiegsplatz sein könnte – die Verantwortlichen bestreiten das auch gar nicht. Vielmehr ersetzen sie das Wort „ernsthaft“ durch „mittelfristig“, siehe oben.

Fast überall doppelt besetzt

Ein „Geheimfavorit“ sei der Club aus Köpenick, schreibt das Magazin „11Freunde“, und in Berlins Südosten scheint man damit gut leben zu können. Uwe Neuhaus trainiert Union seit 2007, er hat es verstanden, die Mannschaft vor allem taktisch weiterzuentwickeln. Neuhaus hat es zudem geschafft, den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft anzukurbeln; die Truppe ist auf den meisten Positionen doppelt besetzt und das qualitativ durchaus hochwertig. Doch um die Mannschaft in höhere Tabellenpositionen zu führen, darf der Trainer das Mentaltraining nicht vernachlässigen, vor allem die miserable Auswärtsbilanz der vergangenen Saison gilt es, aus den Köpfen der Spieler zu verdrängen. Am Freitag, beim Spiel bei Aufsteiger Arminia Bielefeld, wird sich zeigen, ob die Truppe das umsetzen kann.

Nach dem 1:2 gegen den VfL Bochum am ersten Spieltag wäre ein Erfolg für Union wichtig, um nicht gleich eine große Lücke zu den Aufstiegsfavoriten aus Kaiserslautern, Fürth und Düsseldorf entstehen zu lassen. Eine schwere Aufgabe, steht Bielefeld doch wenn noch nicht mit dem Rücken zur Wand, aber dennoch unter Druck – Platz 18 nach dem ersten Spiel. Das ist zwar noch keine allzu große Hypothek, aber doch ein Hinweis darauf, wie die Saison verlaufen könnte, wenn gegen Union nicht gewonnen wird. Es verspricht ein interessantes Spiel zu werden. Möglichst nicht absteigen gegen vielleicht aufsteigen. Vor der Partie stehen aber null Punkte für beide Teams.