Entwicklung einer eigenen Spielidee

Die eigene Spielidee ist eine individuelle Auslegung des Fußballspiels an sich, jeder hat eine eigene Vorstellung davon wie das Spiel mit all seinen Elementen gespielt werden soll und was als schön oder effektiv angesehen wird. So werden unter einer Spielidee so ziemlich alle Komponenten, die das Fußballspiel beinhaltet verstanden: den Spielstil, das Spieltempo, die angewendete Aggressivität, die Dauer des eigenen Ballbesitzes, die Taktik und ihre jeweilige Auslegung und vieles mehr. 

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Die Spielidee ist das wonach alles andere ausgerichtet wird, das Training und die Spieler orientieren sich nach den Vorgaben des Trainers und seiner Auslegung des Fußballs, ja der ganze Verein muss sich zwangsläufig damit auseinandersetzen. Deswegen ist es auch so wichtig, dass der Trainer mit seiner Spielidee zum jeweiligen Verein passt und dort auch Rückendeckung und Unterstützung in seinen Plänen erfährt. Prinzipiell kann man sagen, dass sich die grundlegende Spielidee eines Trainers nicht verändert, allerdings kann sie von Spiel zu Spiel etwas geändert angewandt oder ausgeführt werden, wenn man zum Beispiel auf eine Mannschaft trifft, gegen die man die sonst gespielten Züge nicht schablonenartig anwenden kann, weil sie möglicherweise eine ähnliche Spielidee verwirklichen will.

Faktoren einer Spielidee

Der Trainer ist der grundlegende Faktor, da er seine Ideen in eine Mannschaft und einen Verein erst hineinträgt und dort umzusetzen versucht. Er bringt quasi den ersten Stein ins Rollen und steckt den Rahmen für den Handlungsspielraum ab. Somit ist es von Relevanz was der Trainer bisher erlebt hat, wo er mit seinen Ideen erfolgreich war oder auch nicht, welche Umstände ihn selbst fußballerisch geprägt und beeinflusst haben.

Der nächste große Faktor ist natürlich die Mannschaft, mit der man zusammenarbeitet. Je nachdem was man für Charaktere und Spielertypen vorfindet, wird die Spielidee natürlich beeinflusst. Sie muss etwas angepasst oder neu interpretiert werden, damit jeder der benötigten und vorhandenen Spieler seine Aufgabe und Leistung im Sinne der Spielidee erfüllen kann. Allerdings kann man einen vorhandenen Spieler natürlich auch im Sinne seiner Spielidee verändern oder weiterentwickeln, es kommt nicht selten vor, dass ein Spieler nach vielen Jahren von einem neuen Trainer auf eine ganz andere und für ihn völlig neue Position beordert wird. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der erstmalige Einsatz von Bastian Schweinsteiger unter Louis van Gaal als defensiver Mittelfeldspieler beim FC Bayern. Es ist also nicht unüblich, dass man seine Spielidee nur mit der Veränderung einiger Spieler oder Positionen umsetzen kann.

Ebenso ist das Spielsystem ein Faktor, da man natürlich auch ein bestimmtes System der Aufstellung zur Umsetzung einer jeden Spielidee benötigt. Wenn man als Trainer eine eher offensive Spielidee lebt, dann stellt man die Mannschaft natürlich eher offensiver auf, also im Zweifelsfall eher mit einem Offensivspieler mehr als einem weniger. Der Faktor des Vereins und seines Umfeldes sollte natürlich auch berücksichtigt werden, denn jeder Verein hat auch eine spielerische Historie, die von den Fans und Mitgliedern geschätzt und anerkannt wird. Wer diese Umstände nicht in seine Spielidee miteinbezieht läuft schnell Gefahr, die Unterstützung aus dem Umfeld zu verlieren.

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Verschiedene Spielideen

  • 7 Tipss, wie du richtig mit einem Bänderriss im Sprunggelenk gehtDer Ballbesitz
    Eine populäre Spielidee ist die des Ballbesitzes und der bestmöglichen Kontrolle eines Fußballspiels. Hier steht der eigene Ballbesitz im Vordergrund, der Trainer möchte die Mehrheit der Spielzeit den Ball in den Reihen seiner eigenen Mannschaft sehen. Dafür benötigt er ein Spielsystem in dem vor allem pass- und ballsichere Spieler die Leitung des Spiels übernehmen. Eine Mannschaft die eine solche Spielidee verinnerlicht hat wirkt sehr dominant und sicher während einer Spieldauer. Das prominenteste Beispiel, das für diese Spielidee steht, ist der gespielte Fußball des FC Bayern München in der Zeit des spanischen Trainers Pep Guardiola.
  • Das Konterspiel
    Der komplette Gegenentwurf dazu ist die Spielidee des Konterspiels und schnellen Umschaltens. Diese Spielidee beinhaltet eine sehr defensive Grundhaltung, meist lassen sich diese Mannschaften weit in die eigene Hälfte fallen und überlassen den Großteil des Ballbesitzes und des Spiels der gegnerischen Mannschaft. Allerdings wird der Gegner nicht automatisch zu Torchancen eingeladen, man verengt gewissermaßen in bestimmten Zonen den Raum und versucht eine schnelle Balleroberung zu erzielen. In dem Moment in dem dies gelingt, schwärmen die meist pfeilschnellen offensiven Spieler in Richtung des gegnerischen Tores aus und die Mannschaft versucht mit wenigen Ballkontakten und dem hohen Tempo in kürzester Zeit eine gefährliche Torchance zu kreieren. Dieser überfallartige Spielstil wirkt auf die Zuschauer technisch sehr hochwertig und attraktiv anzuschauen.In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Borussia Dortmund mit dieser Spielidee des Trainers Jürgen Klopp in den Jahren 2011 und 2012 nicht nur den Gewinn der Deutschen Meisterschaft erreichte, sondern auch die Herzen unzähliger neutraler Fußballfans in ganz Deutschland und Europa gewinnen konnte.
  • Das Pressing
    Eine dritte nicht unübliche Spielform ist die Variante des Pressings, das bedeutet, dass die eigene Mannschaft den Gegner ab einer gewissen Distanz in einer hohen Frequenz attackiert und dessen Spiel so unterbindet und ihn nicht zur Entfaltung kommen lässt. Diese Spielidee verlangt ein hohes Maß an Fitness und Ausdauer, auch ein gewisses Maß an Erfahrung wird in den eigenen Reihen benötigt um den richtigen Moment für das beginnende Pressing zu erkennen. Diese Spielidee beinhaltet weitestgehend alle Elemente die der Fußball zu bieten hat, von Tempo über Zweikampfführung bis hin zu einer perfekten Ballkontrolle und ist somit aus neutraler Sicht als die hochwertigste der drei vorgestellten Spielideen einzustufen.

Vorteile einer eigenen Spielidee

Der Vorteil einer eigenen Spielidee ist natürlich, dass man den Fußball wie man ihn ganz persönlich empfindet und versteht spielen und leben lassen kann. Man ist in der Lage, die Elemente, die man am meisten schätzt und vielleicht früher als Spieler selbst verkörpert hat, durch seine Mannschaft verwirklichen zu lassen und kann in der wöchentlichen Trainingsarbeit seine Erfüllung finden. Der Trainer mit seiner eigenen Spielidee kann zeigen, wie er den Fußball mag und die Fans und das Umfeld auf seine Art und Weise mitreisen und begeistern. Außerdem wirkt eine eigene Spielidee auf die eigene Mannschaft positiv und vermittelt ein kompetentes und fachlich fundiertes Wissen. Es ist immer von Vorteil ein gutes Standing und die Anerkennung seiner Spieler zu spüren. Die eigene Spielidee ermöglicht des Weiteren ein gezieltes und darauf abgestimmtes Training, die Einheiten können genau geplant und sauber durchgeführt werden, wovon natürlich letztlich alle profitieren.

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Trainingsarbeit für eine eigene Spielidee

Die Trainingsarbeit fällt natürlich gezielter und detaillierter aus, man kann die Schwerpunkte auf Übungen setzen, die der eigenen Spielidee entgegenkommen und sie fördern. Wer auf ein schnelles Umschalten Wert legt, wird andere Übungen durchführen lassen wie der Trainer, der lieber auf Ballkontrolle und Ballbesitz setzt. Es können auch immer Übungen durchgeführt werden, die man selbst in seiner Spielerkarriere ausgeführt hat und die für die Spielidee als sinnvoll erachtet werden oder sich auch in der Vergangenheit bewährt haben, nach dem eigenen Empfinden.

Wie lange dauert es, eine eigene Spielidee in einer Mannschaft zu integrieren?

Dafür gibt es keine Faustregel, da die Entwicklung der eigenen Spielidee ja auch nie wirklich abgeschlossen ist und bis zum Ende der Laufbahn verfeinert und ausgefeilter wird. Man hat natürlich auch keinen Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit und Spielintelligenz seiner Spieler, jeder braucht seine eigene Zeit um mit den Vorgaben wie gewünscht umzugehen. Ein weiterer unbekannter Faktor ist die Trainingsbeteiligung und das Engagement, das von der Mannschaft dabei an den Tag gelegt wird. Es kann immer der Fall eintreten, dass einzelne Spieler wenig begeistert von den Spielideen des Trainers sind und dementsprechend zur Verzögerung der Integration in die gesamte Mannschaft beitragen.

Jede Mannschaft hat außerdem nach jeder Saison ein natürliches Kommen und Gehen, jeden Sommer verlassen Spieler eine Mannschaft, während andere als Neuzugänge hinzustoßen. Unter Berücksichtigung all dieser Tatsachen lässt sich keine genaue Aussage zu der gestellten Frage treffen, es hängt auch immer ein bisschen von dem Ehrgeiz und der Eignung der Menschenführung des praktizierenden Trainers ab, wie lange es schlussendlich dauert, bis der Trainer seine Spielidee in seiner Mannschaft als verwirklicht erkennt.

 

Inwieweit unterscheidet sich die Entwicklung einer Spielidee im Herrenbereich im Vergleich zum Jugendfußball?

Bei der Entwicklung einer Spielidee im Jugendfußball benötigt man etwas mehr Geduld und Ausdauer, da die Spieler selbst noch in der Phase der eigenen fußballerischen Entwicklung und Findung sind. Hier muss man sehr genau erklären und vor allem auch den Sinn seiner Ideen aufzeigen, da junge Fußballer noch nicht über genügend Hintergrundwissen verfügen, um eine realistische Einschätzung zu der Trainingsarbeit und Spieltaktik vornehmen zu können. Man muss auch dazu beitragen, dass die jungen Kicker sich innerhalb der eigenen Spielidee als Spieler auf ihren Positionen zurechtfinden und entwickeln können, man darf nicht aus dem Blick verlieren, dass nicht nur die eigene Verwirklichung wichtig ist, sondern auch der Werdegang jedes einzelnen anvertrauten Jugendspielers.

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Im Herrenfußball hingegen kann man ein strafferes und zielgerichteteres Tempo für die Entwicklung der Spielidee anschlagen, da man es mit gestandeneren und erfahreneren Spielern zu tun hat. Nun kann man wirklich gezielt den eigenen Ideen und Ansprüchen nachgehen, ohne die Entwicklung eines einzelnen Spielers in den Vordergrund stellen zu müssen. Ein weiterer Unterschied ist, dass man bei einer Herrenmannschaft auch um die Meinung und den Rat der Spieler fragen kann, da die erwachsenen Spieler durch die Dauer der bisherigen Karriere oft wertvolle Tipps und Anregungen liefern können. Des Weiteren kann man in den Trainingseinheiten ein gehobeneres und zügigeres Tempo erwarten und auch einfordern.

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Fazit

Eine eigene Spielidee ist die zentrale Ausrichtung eines Trainers, mit der einzelne Spieler, eine Mannschaft, ja sogar ein gesamter Verein entwickelt und gefördert werden können. Man kann den Fußball in seiner ganz eigenen und persönlichen Sichtweise spielen und leben lassen. Nicht jede Spielidee passt jedoch zwangsläufig zu jeder Mannschaft oder zu jedem Verein, was in den extremsten Fällen zu einer vorzeitigen Trennung führen kann. Daher kann eine Spielidee auch immer wieder erneuert oder auch ein Stück weit angepasst werden, wenn man während seiner Zeit bei einem jeweiligen Verein erkennt, dass man mit etwas abweichenden Ideen erfolgreicher und akzeptierter wirken kann.

Wie man seine Spielidee definiert hängt von jedem individuell ab, je nachdem mit welchen Stilen und Philosophien man im Laufe seiner eigenen Karriere konfrontiert wurde und positive Erlebnisse hatte. Die Faktoren sind nicht immer wunschgemäß, man muss mit den vorhandenen Spielern und Ressourcen zurechtkommen und deshalb womöglich auch mal einen Umweg gehen, um am Ende zum gewünschten Ergebnis zu gelangen. Schafft man dies, so hat man die Trümpfe auf seiner Seite und wird große Freude bei der Arbeit im Verein und mit der Mannschaft verspüren. Da man allerdings keine pauschale Zeitangabe für die Dauer der Entwicklung bis zur Umsetzung seiner Spielidee tätigen kann, ist ein hohes Maß an Geduld und Ausdauer nötig, wenn man seine Ziele erreichen möchte. Allerdings ist es auch in diesem Bereich so, dass sich die Mühen eines Tages auszahlen und lohnen werden.

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