Interview Björn Engelmann – SV TUS/DJK Grafenwöhr U17

Heute im Interview: Björn Engelmann vom SV TUS/DJK Grafenwöhr

fussballtraining.de: Für welchen Verein wirst du diese Saison tätig sein und welche Mannschaft betreust Du?

Björn Engelmann: Ich trainiere seit Beginn dieser Saison die U17 des SV TUS/DJK Grafenwöhr (Fußballkreis Amberg/Weiden, Bayern). Wir treten hier in der Bezirksoberliga Oberpfalz an und gehören damit zu den drei Vereinen, neben dem NLZ der SpVgg Weiden/OPf. und dem FC Weiden-Ost, die in diesem Altersbereich BOL und/oder höher anbieten können.

fussballtraining.de: Welche Ambitionen habt ihr für die kommende Rückrunde?

Björn Engelmann: Da wir, wie beschrieben, oberpfalzweit spielen und überwiegend gegen Vereine aus der südlichen Oberpfalz (Großraum Regensburg) antreten dürfen, war und ist die Zielsetzung von Anfang an der Klassenerhalt, der sportlich Priorität genießt. Allerdings darf man im Jugendbereich nicht nur den gemeinen „Ergebnisfußball“ sehen, sondern man muss, gerade in dieser Altersstufe, der taktischen, spielerischen und auch menschlichen (!) Entwicklung der jungen Heranwachsenden das Hauptaugenmerk widmen.

fussballtraining.de: Welche Philosophie verfolgst Du als Trainer? Was ist Dir besonders wichtig?

Björn Engelmann: Die Tätigkeit, der wir alle „verfallen“ (im positiven Sinne) sind, heißt FUSSBALL SPIELEN. Daraus leitet sich meine, sich an den Attributen des modernen Fußballs orientierende Philosophie ab. Das heißt, ich versuche mit meiner Mannschaft spielerische Lösungen in jeder Situation zu erarbeiten und fokussiere daher auch meine Trainingsarbeit darauf. Kein Laufen ohne Ball, einüben taktischer Schwerpunkte in spielerischen und wettkampfgetreuen Situationen, gepaart mit der Vermittlung von entsprechender Flexibilität (auch positionsbezogen) und Förderung von Kreativität zur eigenständigen Problembehebung, sind für mich unablässig. In der Printversion Eurer Zeitschrift „fußballtraining“ fand sich vor Kurzem ein Beitrag mit der Überschrift „Lasst sie spielen“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

fussballtraining.de: Wer ist Dein Vorbild als Trainer und warum?

Björn Engelmann: Ich orientiere mich, wie viele andere auch, immer wieder an der Spitze des deutschen Fußballs. Allerdings gehören zu meinen Favoriten nicht die üblichen Verdächtigen, sondern vielmehr die Trainer der vermeintlich kleineren Vereine, die mit begrenzten Mitteln immer wieder Erfolge feiern. Allen voran möchte ich hier Christian Streich (SC Freiburg), Markus Weinzierl (FC Augsburg) und Thomas Tuchel (ehem. FSV Mainz 05) nennen. Da die beiden letzteren auch noch zu meiner Generation gehören und ich Markus Weinzierls´ Arbeit damals in Regensburg auch noch hautnah verfolgen durfte, bewundere ich deren Arbeit besonders. Ohne große finanziellen Mittel sich immer wieder im Theater der Großen zu beweisen und durch Motivation, methodisches Geschick, taktische Kniffe und schlichtweg durch tadellose Einstellung zum Beruf immer wieder das Maximale aus den eigenen Mannschaften herauszukitzeln , ist schlichtweg beeindruckend. Diese Einstellung zum Fußball und zum Mannschaftssport allgemein, versuche ich an meine Jungs im „Kleinen“ weiterzugeben .Dabei gilt es jedoch seinen eigenen Weg zu finden und sich selbst treu, also authentisch zu sein.

fussballtraining.de: Welche Schwerpunkte setzt Du in Deinem Training?

Björn Engelmann: Meine Trainingsschwerpunkte leiten sich, wie oben bereits erwähnt, von der entsprechenden Spielphilosophie ab. Stupide Konditionsarbeit z. B. ist verpönt und würde auch gar nicht angenommen werden. Daher verpacke ich konditionelle, taktische und spielerische Ziele in dazu passende Übungseinheiten. Daher ist diese Trainerstation (meine 3.) – ich war vorher im Herrenbereich bei einem Kreisklassisten und anschließend im U19 Bereich tätig – diejenige, die mich menschlich und methodisch am meisten fordert, aber auch am meisten bereichert. Dabei gilt es besonders die sensiblen Entwicklungsstufen, physisch und psychisch (!) – die „Herren“ befinden sich mitten in der Pubertät (!) – zu beachten. Dabei kommt mir meine Trainerausbildung zu gute, da dies ein wichtiger Ausbildungspunkt in der selbigen war. Somit geht gerade in diesem Alter die Funktion des Trainers weit über das reine Fußballgeschehen hinaus, so dass man auch oft Ratgeber, Freund, aber auch „Lehrer mit dem erhobenen Zeigefinger und harter Führung“ sein muss.

fussballtraining.de: Welche Utensilien dürfen in Deinen Trainingseinheiten nie Fehlen?

Björn Engelmann: Meine Trainingsutensilien unterscheiden sich wohl kaum von denen meiner Vorredner. Hütchen, Leibchen – in den verschiedensten Farbe und Ausführungen – Koordinationsleitern, Tore in verschiedenen Größen und teilweise selbstgebastelte „Dummies“ (um z. B. Abwehrreihen und Gegenspieler beim gemeinen Torschuss zu simulieren) sind Standard und aus dem täglichen Gebrauch nicht wegzudenken. Außerdem benutze ich gern Alltagsutensilien (bsp. alte Handtücher), um Stabilisation- und Kräftigungsübungen oder Fangspiele etc. mit einzubauen.

fussballtraining.de: Wie bildest Du Dich als Trainer weiter?

Björn Engelmann: Wie bereits angesprochen, befinde ich mich momentan in der Ausbildung zur Trainer-B-Lizenz und hoffe diese Anfang Februar mit der entsprechenden Prüfung erfolgreich abzuschließen. Desweiteren sind Fortbildungen am NLZ Weiden, wo ich vor vielen Jahren selber ausgebildet wurde und aktiv sein durfte, unablässig. Hospitationen bei höherklassigen Vereinen (Landes-, Bayern- und Regionalliga) sind aufgrund meiner vielschichtigen Kontakte, teils noch aus meiner aktiven Zeit, möglich und erweitern meinen Horizont immens. Gespräche mit Kollegen, sowohl aus dem Jugendbereich, aber auch aus dem Seniorensektor runden das Angebot ab. Am meisten profitiere ich jedoch vom Ausbildungsangebot des Bayerische Fußballverbandes. Hier versuche ich einmal jährlich eine Woche an der Sportschule in Oberhaching zu belegen, um ein möglichst breitgefächertes Fachwissen aufzubauen.

fussballtraining.de: Wie lauten Deine persönlichen Ziele als Trainer?

Björn Engelmann: Meine persönlichen Ziele sind – kurzfristig – der angesprochene erfolgreiche Abschluss meiner Trainerausbildung, sowie die perspektivische Weiterentwicklung meiner Mannschaft in Hinsicht auf den Seniorenbereich. Sollten wir zusätzlich noch den Klassenerhalt in der BOL realisieren können, wäre das für meine Jungs sicherlich ein toller Abschluss dieser Saison. Was danach kommt steht noch in den Sternen. Ich könnte mir eine kleine Auszeit für die nächste Spielzeit ebenso vorstellen, wie ein Engagement im Herrenbereich. Letztlich spielen mein aktueller Verein SV Grafenwöhr und seine Verantwortlichen hier eine bedeutende Rolle. Das Aufstellen eines tragfähigen Jugendkonzepts mit enger Verzahnung zum Erwachsenenbereich wird momentan diskutiert und wäre sicher eine reizvolle Aufgabe, der ich mich gerne stellen würde.