Torfabrik: Die Meinungen gehen auseinander

Wie bei allen Neuerungen, die im Fußball eingeführt werden, gibt es auch zum seit der Saison 2010/11 einheitlichen Ligaspielball „Torfabrik“ unterschiedliche Auffassungen. Wir haben uns umgehört und stellen im Folgenden Meinungen und Erfahrungen wider, die Fußballspieler und auch Trainer mit der Kugel gesammelt haben.

Am Anfang war das Leder. Weil dieses Material sich aber bei Regenwetter mit Wasser vollsog, arbeiteten die Entwickler in den Sportartikelfirmen viele Jahrzehnte daran, Bälle aus synthetischem Material herzustellen. Bei der WM 1986 in Mexiko war es dann so weit – ein Ball, völlig ohne Lederzusätze, kam erstmals zum Einsatz. Nässe konnte ihm nichts mehr anhaben. Doch die Entwicklung ging weiter, es drehte sich anschließend um die Optimierung der Materialien, um Flugeigenschaften, die Aerodynamik und dergleichen. Am momentanen Ende dieser Entwicklung steht die „Torfabrik“, der aktuelle Ball des Herstellers Adidas.

Es kommt auf die Luft an

Als diese Kugel der Bundesligaclubs vor der Saison 2010/11 als neuer und einheitlicher Spielball* präsentiert und als Trainingsgerät zur Verfügung gestellt wurde, gingen die Meinungen stark auseinander. Während Thomas Tuchel, Mike Hanke und Jürgen Klopp den Ball kritisierten („wie eine Regeländerung“, „flattert für die Torhüter noch mehr“, „eine Katastrophe“ usw.), äußerte sich Deutschlands all time-Torjäger Nummer eins, Gerd Müller, positiver. Thomas Müller vom FC Bayern München war zufrieden, weil man sich „in der Vorbereitung darauf einstellen“ könne und dann wisse, „was auf einen zukommt“.

Eigene Erfahrungen von Mitarbeitern unserer Redaktion zeigen, dass dieser Ball im Gegensatz zu den Vorgängern wie etwa „Jabulani“ oder die diversen „Tango“-Modelle extrem davon abhängig ist, wie viel Luft ihm zugeführt wird. Pumpt man die „Torfabrik“ nur ein wenig zu stark auf, wird dieser Ball extrem hart, was die Beherrschung der Kugel zu einem Vabanquespiel macht – besonders auf einem harten Untergrund wie etwa auf einem Ascheplatz oder einem Kunstrasen. Auf einem Rasenplatz hingegen passt sich der Ball dem Fuß geschmeidiger an, besonders dann, wenn er nicht zu hart ist.

Deutlich höhere Beschleunigung

Die Form der Paneele wurde gegenüber „Jabulani“ etwas verändert, was die Beschleunigung des Spielgeräts erhöht. Eigentlich sollte diese Eigenschaft dazu führen, dass auch die Flugbahn stabiler wird, doch je mehr Effet der Ball bei dieser Beschleunigung verpasst bekommt, desto labiler wird die Flugbahn. Besonders aus den Reihen der Torhüter gab es deshalb teils vehemente Kritik an der „Torfabrik“. Die in der aktuellen Saison eingesetzte Version soll jedoch deutlich verbessert worden sein, was das Flattern, die Präzision beim Schuss und einen weiter verbesserten Grip bei Nässe betrifft.

In den diversen Foren im Internet wird natürlich auch über diesen Ball ausgiebig diskutiert. Und wie bei den Profis sind die Ansichten dazu sehr unterschiedlich. Von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ sind, wollte man es in Schulnoten ausdrücken, alle Bewertungen dabei. Bei den Usern, die den Ball für weniger gut befinden, besteht des Öfteren die Ansicht, der bei der Euro 2012 eingesetzte Adidas-Ball „Tango 12“ sei in seinen Eigenschaften deutlich besser. Viele Kommentare gehen in die Richtung, dass der Ball zu hart sei. Die positiveren Aussagen beziehen sich mehrheitlich auf die verbesserten Flugeigenschaften sowie das Design des Balles.

Wie unterschiedlich die Meinungen sind, illustriert das Beispiel dreier Bundesliga-Torhüter. Die bei Hannover 96 und dem FSV Mainz 05 unter Vertrag stehenden Keeper Markus Miller und Christian Wetklo vertraten zu Beginn der Saison die Ansicht, dass der Ball „ekliger“ sei als sein Vorgänger, während die Torhüter „die Dummen“ sein sollen. Simon Jentzsch vom FC Augsburg hingegen betrachtete die Angelegenheit realistisch, indem er sagte, dass im Sommer „lange genug Zeit“ gewesen sei, „uns daran zu gewöhnen“. Zudem sei die Einführung eines neuen Balles „ja nichts Neues“. In den ersten Spielen der neuen Saison jedenfalls waren von Torhütern oder Trainern im Gegensatz zu früher kaum Beschwerden über den Ball zu vernehmen. Möglicherweise sind die Eigenschaften der „Torfabrik“ also doch um einiges besser, als sie oft dargestellt werden.

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*Eine leicht veränderte Version stellte Adidas für die Saison 2012/13 zur Verfügung