Zielkonflikte – wenn sich kurzfristige Ziele mit den langfristigen Zielen beißen

Fußball ist kein Sport, den man lediglich für eine Woche betreibt. Beim Fußballtraining geben Trainer und Spieler alles, um ihre Ziele zu erreichen. Dabei achtet man natürlich nicht nur auf das Ziel eines einzigen Trainings, sondern ebenfalls auf Ziele, die man in einem ganzen Monat oder am Ende der Saison erreichen möchte. Natürlich können hierbei Probleme entstehen, denn nicht jedes kurzfristige Ziel ist für die Erreichung langfristiger Ziele förderlich. In diesem Artikel erfährt du, wie du Zielkonflikte antizipativ vermeiden kann.

Was sind langfristige Ziele im Fußballtraining?

Jedes Team verfolgt andere langfristige Ziele im Fußballtraining. Dabei unterscheiden sich die Ziele von Herren- und Jugendfußball besonders stark. Im Jugendfußball legt der Trainer großen Wert auf die zwischenmenschliche Erziehung der Kinder. Die Kinder sollen beim Fußball lernen respektvoll miteinander umzugehen und sich in einer Gruppe zu behaupten. Dabei müssen die Jugendlichen nicht nur lernen, ihre eigene Meinung in einer sozialen Gruppe selbstbewusst zu vertreten, sondern ebenfalls die Meinungen anderer zu respektieren. Zusätzlich durchlaufen die Spieler eine taktische, technische und athletische Grundausbildung.

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Im Herrenfußball stehen die taktische Ausbildung, die körperliche Leistungsfähigkeit und der sportliche Erfolg im Vordergrund. Sie werden jedoch natürlich auch im Jugendfußball verfolgt. Im Rahmen der taktischen Ausbildung wird den Spielern ein Wissen und Verständnis für die taktischen und strategischen Komponenten des Fußballs vermittelt. Die Spieler müssen verstehen, welche Strategien und Taktiken man während eines Fußballspiels verfWarmmachen vorm Spiel1olgen kann und wie man darauf reagiert, wenn das gegnerische Team sie gegen einen einsetzt.

Fußball ist natürlich kein reiner Denksport. Die körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit müssen daher stetig verbessert werden. Hierbei stehen Ziele wie der Aufbau von Kondition, die Erhöhung der Trittkraft und die Steigerung der Laufgeschwindigkeit im Fokus. Alle diese Fähigkeiten können nicht über Nacht erlangt werden und erfordern ein langfristiges Training.

Als Sport hat Fußball auch einen starken Wettkampfcharakter. Im Hinblick auf eine aktuelle oder bevorstehende Saison wird deshalb auch auf den sportlichen Erfolg geachtet. So versucht man, eine möglichst gute Wertung zu erreichen und entweder in der Liga aufzusteigen oder den drohenden Abstieg zu verhindern.

Beispiele für häufige langfristige Ziele im Fußballtraining sind also:

  • Vermittlung von fortgeschrittenen Spieltaktiken
  • souveräner Umgang mit verschiedenen Taktiken der gegnerischen Mannschaft
  • soziale Erziehung im Jugendfußball
  • Steigerung der Kondition
  • Stärkung der Drittkraft
  • Erhöhung der Laufgeschwindigkeit
  • In eine höhere Liga aufsteigen
  • Den Abstieg in eine niedrigere Liga verhindern
  • Die rivalisierende Mannschaft in einem Wertungsspiel besiegen
  • Die Platzierung der letzten Saison übertreffen.

Was sind kurzfristige Ziele im Fußballtraining?

Während des Trainings hat man aber nicht nur die langfristigen Ziele im Auge. Ebenso wie jeder Spieler sich langfristig verbessern möchte, strebt er nach einer spürbaren Verbesserung und dem Sieg im nächsten Spiel. Ein Trainer achtet also nicht nur darauf, dass die Gesamtwertung in der Saison so hoch wie möglich ausfällt, sondern auch darauf, dass jeder Spieler im nächsten Spiel sein Bestes geben kann. Die kurzfristigen Ziele beziehen sich entsprechend vorwiegend auf das nächste Training und das nächste Spiel.

Für das aktuelle oder kommende Training können sich verschiedene Ziele gesetzt werden. Diese lassen sich in der Regel aus den langfristigen Zielen ableiten. So kann sich für ein Training beispielsweise das Ziel gesetzt werden, die beste Zeit aus einem vorangegangenen Training beim 100 m Sprint zu übertreffen. So lassen sich für jede Trainingseinheit eigene Ziele der Leistungssteigerung definieren.

Weiterhin sollte ein Trainer darauf achten, dass für das nächste Spiel die besten Voraussetzungen geschaffen werden. Hierzu gehört, dass es keine Konflikte oder Anspannungen zwischen einzelnen Mitgliedern des Teams vor einem wichtigen Spiel gibt. Weiterhin müssen die Spieler sich für das Spiel in Topform befinden und dürfen nicht zu ausgelaugt oder erschöpft sein.

Beispiele für häufig verfolgte kurzfristige Ziele sind:

  • Leistungssteigerung in Bezug auf ein vorangegangenes Training
  • Sieg beim nächsten Wertungsspiel
  • Konfliktbewältigung
  • optimale Vorbereitung auf das nächste Spiel
  • Einhaltung der Regeneration für optimale Voraussetzungen für das nächste Spiel.

Welche Probleme können zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen entstehen?

Auch wenn sich kurzfristige Ziele meist aus langfristigen Zielen ableiten lassen, kann es zu Problemen und Zielkonflikten bei der Verfolgung beider Ziele kommen. Nicht selten ist es der Fall, dass sich langfristige und kurzfristige Ziele teilweise besonders stark unterscheiden. Setzt der Trainer alles daran, die kurzfristigen Ziele zu erreichen, kann es passieren, dass er und das Team die langfristigen Ziele aus den Augen verlieren. Im Gegensatz dazu führt eine Konzentration auf langfristige Ziele nicht selten zu schlechterer Leistung in kommenden Spielen und damit zu einer Gefährdung der kurzfristigen Ziele.

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Beispielsweise stehen das kurzfristige Ziel der ständigen Leistungssteigerung und das langfristige Ziel der Verbesserung der Platzierung in einem Konflikt zueinander. Natürlich muss die Leistung kontinuierlich gesteigert werden, um mehr Spiele zu gewinnen und langfristig eine bessere Platzierung zu erreichen. Möchte man allerdings die beste Platzierung erreichen, die durch optimales Training möglich ist, müssen zahlreiche Ruhepausen in das Training integriert werden und den Spielern ausreichend Zeit zur Regeneration gegeben werden. Eine für das langfristige Ziel vorteilhafte Erholung oder Regeneration widerspricht sich also mit dem kur

Ballführung 1

zfristigen Ziel, bis zum nächsten Wertungsspiel eine Leistungssteigerung zu verzeichnen.
Vor allem im Jugendfußball kann ein Konflikt zwischen zwei oder mehreren Spielern einen besonders großen Zielkonflikt darstellen. Während es kurzfristig notwendig ist, dass sich die Spieler bis zum nächsten Spiel wieder vertragen, um die beste Leistung auf dem Rasen zeigen zu können, ist eine verfrühte Versöhnung nachteilig für die soziale Entwicklung der Spieler. Die Jugendlichen müssen lernen, ihre Probleme auch eigenständig lösen zu können und die Konsequenzen ihres Verhaltens zu berechnen. Ein Einmischen des Trainers mit der Absicht eine Versöhnung zu erzwingen steigert vielleicht die Leistung des gesamten Teams im nächsten Spiel, stellt jedoch für die zwischenmenschliche Entwicklung der Spieler ein gravierendes Hindernis dar.

Ein besonders häufiger Zielkonflikt entsteht beispielsweise, wenn mehrere Spiele nacheinander veranstaltet werden. Findet beispielsweise ein Freundschaftsspiel direkt vor einem Wertungsspiel statt, besteht die richtige Vorgehensweise zur Erfüllung des langfristigen Ziels darin, bei dem Freundschaftsspiel nicht alles zu geben und die Kräfte für das Wertungsspiel aufzusparen. Dies widerspricht sich jedoch mit dem kurzfristigen Ziel, das kommende Freundschaftsspiel zu gewinnen. Eine ähnliche Situation besteht in der sogenannten „Englischen Woche“. Eine besonders wirkungsvolle Strategie empfiehlt lediglich bei dem ersten und dritten Spiel alles zu geben. Dies hat den Vorteil, dass man eine erhöhte Chance hat, zwei der drei Spiele zu gewinnen und damit eine bessere Wertung zu erzielen. Diese Vorgehensweise steht aber im direkten Konflikt mit dem kurzfristigen Ziel, das zweite Spiel ebenso zu gewinnen.

Wann treten diese Probleme auf?

Diese Probleme treten vor allem dann auf, wenn aus vollkommen unabhängigen Zielen Zwischenziele entwickelt werden, die sich wiederum gegenseitig beeinflussen. Ebenso kommt es zu Zielkonflikten, wenn für die Erreichung eines langfristigen Ziels Kompromisse eingegangen werden müssen.

Wie sollte man mit diesen Zielkonflikten umgehen?

Die beste Methode, um mit Zielkonflikten umzugehen, besteht darin, den einzelnen Zielen Prioritäten zuzuweisen. Darüber hinaus sollte man sich darüber klarwerden, aus welchem langfristigen Ziel sich ein kurzfristiges Ziel abgeleitet hat.
In obigem Beispiel über die streitenden Teenager sollte die Priorisierung für jeden Trainer feststehen. Die zwischenmenschliche Entwicklung ist wesentlich bedeutsamer als der Ausgang des nächsten Spiels. Befinden sich also mehrere Ziele im Konflikt miteinander, gilt es abzuwägen, welches der Ziele wichtiger ist als das andere. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass der Trainer die Prioritäten klar definiert und immer dafür sorgt, dass die Erreichung des wichtigsten Ziels im Vordergrund steht.

Des Weiteren ist es besonders hilfreich bei Zielkonflikten,zwischen kurzfristigen und langfristigen Zielen zu überprüfen, aus welchen langfristigen Zielen sich kurzfristige Ziele abgeleitet haben. Sollte das kurzfristige Ziel, das nächste Spiel zu gewinnen aus dem langfristigen Ziel resultieren, eine höchstmögliche Wertung am Ende der Saison zu besitzen, ist es ratsam das kurzfristige Ziel zugunsten des langfristigen Ziels zurückzustellen und Kompromisse einzugehen.
Natürlich lassen sich beide Methoden auch miteinander verbinden. Stehen ein kurzfristiges Ziel und ein von ihm vollkommen unabhängiges langfristiges Ziel im direkten Konflikt, ist vorerst zu prüfen, welches langfristige Ziel das kurzfristige Ziel verfolgt. Anschließend kann man darüber entscheiden, welches der beiden langfristigen Ziele bedeutsamer ist.

Kann man diese Zielkonflikte vorausschauend vermeiden?

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Zielkonflikte kann man nur teilweise vorausschauend vermeiden. Die wichtigste Voraussetzung besteht in einer optimalen Kommunikation der Prioritäten des Trainers mit dem Team. Nur wenn sich Team und Trainer darüber einig sind, welche Ziele eine höhere Priorität als andere besitzen, können Entscheidungen vorhersehbar gemacht werden. Da die Ziele im Fußballtraining besonders vielfältig sind und in viele Aspekte eingreifen, lassen sich Zielkonflikte nicht immer vermeiden.

Ein Zielkonflikt besteht jedoch ausschließlich dann, wenn man sich darüber im Unklaren ist, welches von mehreren im Konflikt stehenden Zielen man verfolgen soll. Wurden bereits im Vorfeld klare Verhaltensrichtlinien definiert, die im Falle eines Zielkonfliktes lediglich ausgeführt werden, besteht kein tatsächlicher Konflikt mehr.

Wenn der Trainer also bereits im Vorfeld Konfliktsituationen erkennt und eine Lösung in der Hinterhand hat, ist der Konflikt lediglich eine im Vorfeld bekannte Situation, die durch ein vordefiniertes Handeln gelöst wird. Es bestehen dabei starke Ähnlichkeiten zum taktischen Spiel im Fußball. Ist eine bestimmte Taktik des gegnerischen Teams bereits im Vorfeld bekannt und steht für jeden Spieler die Gegentaktik fest, verliert die Situation jegliche Anspannung und Gefahr.

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Bildquelle: katatonia82 / Shutterstock.com