Kühne kauft sich die Liebe der HSV-Fans, Teil 1

Fünf Millionen Euro will HSV-Investor Klaus-Michael Kühne pro Saison dafür hergeben, damit das Fußballstadion des HSV, die momentane Imtech-Arena, ab dem Sommer wieder Volksparkstadion heißt. Der Hamburger Sportverein ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie sich ein Fußballclub einem privaten Finanzier ausliefert.

Wer sich für einen HSV-Fan mit Traditionsbewusstsein hält, wird in lautes Jubelschreien ausgebrochen sein, als der Verein am 22. Januar 2015 bekanntgegeben hat, dass das Fußballstadion im Stadtteil Bahrenfeld ab dem 1. Juli wieder Volksparkstadion heißen wird. Also auch offiziell so, wie eingefleischte Anhänger der Raute die Spielstätte bis heute nennen. Endlich, so scheinen die Fans des HSV zu denken, endlich wird die historische Sünde des Clubs getilgt, als erster Fußballverein in Deutschland den Stadionnamen gegen Geld an einen Sponsor verkauft zu haben. Das war damals AOL, dessen Namen das Stadion von 2001 bis 2007 trug. Von 2007 bis 2010 dann hieß die Heimspielstätte des HSV „HSH Nordbank Arena“, seit 2010 eben Imtech-Arena.
Jetzt ist es anders. Im Jahr 2015 gibt der Milliardär Kühne, größter Einzelaktionär des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel, seine Millionen dafür her, dass das Stadion wieder so heißt wie früher. Das ist nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. Denn wer Kühne und den HSV in den letzten Jahren beobachtet hat, weiß, dass der Mann beim Publikum so gut wie keinen Rückhalt hat – obwohl er erst im Jahr 2012 Geld dafür hergab, dass HSV-Idol van der Vaart zum Club zurückkehren konnte. Für die HSV-Fans mischt sich Kühne zu sehr in Vereinsangelegenheiten ein.

Als Anteilseigner nimmt Kühne nun noch mehr Einfluss
Die eigentlich schlechte Nachricht für die Anhänger ist dann auch nicht, dass Kühne den alten Stadionnamen kauft und dass damit die Schulden des Vereins bei Kühne – die Rede ist von 25 Millionen Euro – jährlich um fünf Millionen zurückgehen. Die eigentlich schlechte Nachricht ist nämlich, dass Kühne nun auch Anteilseigner der HSV Fußball AG geworden ist, einer Aktien- und Tochtergesellschaft des Unternehmens Hamburger Sport-Verein e. V. Damit erkauft sich der Kühne nun wohl noch mehr Mitspracherecht im operativen Geschäft. Weil das schon in der Vergangenheit regelmäßig keine Früchte getragen hat, droht dem HSV jetzt die Gefahr, dass Kühnes Machtfülle zu noch mehr fragwürdigen Entscheidungen führt. Die Rückholung von van der Vaart stellte Kühne 2012 unter das Motto „mit van der Vaart an die Spitze“. Nicht zuletzt wegen anhaltender Formkrisen des Niederländers krebst der HSV immer noch im Keller der Bundesligatabelle herum.
Deswegen ist der Kauf der Namensrechte am Stadion ein Schachzug, der nur allzu leicht zu durchschauen ist. Kühne will und braucht mehr Rückhalt beim zahlenden Publikum, und er wirft diesem Publikum ein Geschenk hin, das dieses nicht ablehnen kann; immerhin gehört der Begriff „Volksparkstadion“ beim Anhang zum heiligen Vokabular. Wer sich bei Heimspielen des Clubs in Zukunft weiterhin herausnimmt, „Kühne raus!“ zu rufen, dürfte in Zukunft vom Nebensitzer freundlich darauf hingewiesen werden, dass er dem HSV den alten Stadionnamen zurückgegeben hat. Vereinspolitisch allerdings ist die Einigung mit Kühne ein Himmelfahrtskommando. Der Sportvorstand des Clubs gibt damit Entscheidungshoheiten aus der Hand.