Was ein breiter Kader im Amateurbereich ausmachen kann

Welcher Amateurfußballer kennt nicht das Problem, dass kein ausreichend breiter Kader vorhanden ist: Vereine müssen ihre Mannschaften mitten in der Saison aus dem Spielbetrieb zurückziehen, das gegnerische Team läuft heute nur zu zehnt auf oder beim eigenen Abschlusstraining am Freitagabend stehen nur 7 Mann auf dem Trainingsplatz. Und das alles nur, weil der Kader vieler Amateurclubs viel zu klein ist und sich die Kaderplanung schwierig war. Mannschaften die mit einem zierlichen 14-Mann-Kader in die Saison starten, sollte man zwar höchsten Respekt vor ihrem sportlichen Ehrgeiz zollen, die Sinnhaftigkeit dieses sehr optimistischen Versuches lässt sich jedoch anzweifeln.

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So wunderschön Sepp Herbergers These „11 Freunde müsst ihr sein“ für Fußballromantiker klingen mag, so wenig spiegelt er die bittere Realität im deutschen Amateurfußball wider. Der unersetzliche Innenverteidiger quält sich 8 Wochen mit einem hartnäckigen Muskelfaserriss herum, während wiederum der Jahresurlaub des Spielmachers ausgerechnet auf den Saisonstart fällt. Dass außerdem in der Regel ein bis zwei weitere Spieler am Samstag arbeiten müssen und dadurch nur alle drei Spiele mal auf dem Platz stehen können, wird mittlerweile als unlösbares Dilemma weitestgehend akzeptiert.

In den untersten Spielklassen entscheiden nicht selten weniger die fußballerischen Fähigkeiten, sondern das Geschick, die zahlreichen Ausfälle am Spieltag kompensieren zu können.
Ein großer Kader kann alle diese Probleme schnell beseitigen, doch stellt er genauso Team und Trainer vor neue Herausforderungen. Welche Vor- und Nachteile der breite Kader mit sich bringt und auf was sich sowohl Trainer als auch Spieler einstellen müssen, soll der folgende Artikel deutlich machen.
Ein breiter Kader ist elementar

Wie wichtig ist es einen breiten Kader zu haben?

Für einen Trainer gibt es nichts Besseres, als aus dem Vollen schöpfen zu können, wenn die Aufstellung für das nächste Spiel festgelegt werden muss. Ein breiter Kader schafft Alternativen für den Trainer und verringert vor allem die angesprochenen Sorgen, wie Spielermangel und geringe Trainingsbeteiligung. Verletzungen und weitere Ausfälle können besser kompensiert werden. Die Gefahr, am Wochenende keine 11 Spieler auflaufen lassen zu können, wird extrem klein gehalten. Ein großer Kader ist nicht nur aus sportlicher Sicht vorteilhaft, sondern kann auch im finanziellen Bereich ziemlich wichtig werden. Spiele abzusagen oder die Mannschaft sogar aus dem Spielbetrieb zurückziehen zu müssen, bloß weil der Kader zu klein ist, ist nicht nur extrem ärgerlich, sondern wird auch schnell teuer. Gerade für kleine Amateurvereine ohne große finanzielle Mittel, stellt dieses Szenario eine bedrohliche Situation dar.

Warum sollte man einen breiten Kader haben?

Ein großer Kader wird den Konkurrenzkampf im Team anheben. Beispielsweise wird der jahrelange Stammtorhüter wieder um seinen Platz im Team kämpfen müssen, wenn plötzlich ein zweiter oder vielleicht sogar ein dritter Torwart zum Kader zählt. Gleichzeitig kann der Trainer auf einen weiteren gelernten Torwart zurückgreifen, sollte die Nummer 1 mal ausfallen. Ein breit aufgestellter Kader verkraftet zudem Abgänge aus sportlichen oder beruflichen Gründen viel besser. Startet man mit 22 Spielern in die Saison, sind zwei bis drei Abgänge im Laufe der Spielzeit leichter zu verschmerzen als in einem 14-Mann-Kader.

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Was bedeutet ein breiter Kader für die Trainer-Team-Zusammensetzung?

Ein breiter Kader bringt gleichzeitig mehr Aufwand für den Trainer mit sich. Vor allem den Überblick im organisatorischen Bereich zu behalten, kann äußerst schwierig werden. Die Übersicht über aktuelle Trainingsabmeldungen im Blick zu haben oder die Anreise zum nächsten Auswärtsspiel zu organisieren, erfordert eine klare Strukturierung. Auch den Spielern muss bewusst sein, dass ihr Trainer seltener das ausführliche Gespräch mit dem Einzelnen suchen kann. Trotzdem darf der Trainer nicht den Fehler machen, häufig fehlende Spieler zu ignorieren, nur weil der Kader groß genug ist. Denn schnell summieren sich vermeidbare Abgänge und aus dem ehemals so breiten Kader wird wieder ein kleinerer.
Somit bietet sich bei einem breiten Kader die Erweiterung des Trainerteams an. Für die Organisation sollte am besten ein Mannschaftsbetreuer engagiert werden und im Training erweist sich vor allem ein Co-Trainer als nützlich. Außerdem sollte über die Bildung eines Mannschaftsrates intensiv nachgedacht werden. Ein ehrlicher und funktionierender Austausch zwischen Trainerteam und Mannschaftsrat kann helfen, Probleme und Sorgen aus der Welt zu schaffen.

Welche Auswirkungen hat ein breiter Kader für die Trainingsgestaltung?

Je breiter der Kader, desto größer wird auch die Trainingsgruppe sein. Da fallen natürlich einige Abmeldungen nicht so schwer ins Gewicht. Grundsätzlich ermöglicht der breite Kader dem Trainerteam eine flexiblere Trainingsgestaltung. Im taktischen Bereich lässt sich erst mit einer größeren Trainingsgruppe etwas einstudieren. Größere Abschlussspielformen sind außerdem auch noch wettkampfnäher und werden somit die Qualität des Trainings steigern. Nichtsdestotrotz sollte das Leistungsgefälle in einer Amateurmannschaft nicht vergessen werden. Talentiertere Spieler fühlen sich häufig unterfordert in Trainingsgruppen mit schwächeren Spielern. Sollten ein oder mehrere Co-Trainer zur Verfügung stehen, empfiehlt es sich, während einiger Trainingspassagen in Gruppen zu trainieren. Dadurch werden z.B. in Pass- oder Zweikampftrainingsformen die Wartezeiten verkürzt und die Intensität der Übung erhöht. Je größer die Trainingsgruppe, umso schwerer ist es für den Trainer, jeden einzelnen Spieler beobachten zu können. Auch das muss bei der Trainingsplanung beachtet werden.

Was bedeutet einBreiter Kader der Italiener breiter Kader für die Stimmung im Team?

Ein breiter Kader stellt besonders für die Stimmung im Team eine gewisse Herausforderung dar. Spieler, die nur selten zum Einsatz kommen, sind oft unzufrieden mit ihrer Situation und müssen bei Laune gehalten werden. Unter der Unzufriedenheit einzelner leidet sofort die Stimmung in der Mannschaft. Gefährlich kann auch die Herausbildung von mehreren Cliquen im Team werden. Darunter leidet wiederum der Zusammenhalt der Mannschaft. Während ein kleiner Kader nur mit einem starken Zusammenhalt funktioniert, ist es in einem breiten Kader oftmals kompliziert, häufig fehlende Spieler integrieren zu können.
Doch ein breiter Kader hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Stimmung im Team. Hohe Trainingsbeteiligung und bessere Aussichten auf sportliche Erfolge werden sich angenehm auf die Zufriedenheit und Euphorie in der Mannschaft auswirken.

Wie groß sollte ein gut aufgestellter Kader eigentlich sein?

Die optimale Größe des Kaders ist abhängig von Spiel- und Altersklasse, aber auch von den Spielertypen im Team. Höherklassige Vereine besitzen in der Regel einen breiteren Kader. Jedoch ist dort insgesamt die Qualität der Spieler etwas höher und ein größerer Kader ist in dem Fall auch für die Qualität im Training notwendig. In unterklassigen Mannschaften leidet die Qualität, aufgrund eines stark variierenden Leistungsniveaus, eher an einem zu breiten Kader. Ist bereits zu Saisonbeginn abzusehen, dass einige Spieler z.B. arbeitsbedingt öfters fehlen werden, sollte der Kader eher größer gestaltet werden. Mit einem 16-Mann-Kader lässt sich bereits gut arbeiten, ideal wäre jedoch ein Kader mit 18 bis 22 Spielern. Im Jugendbereich fehlt schulisch bedingt schon einmal der ein oder andere Spieler. Somit ist vor allem dort die Zuverlässigkeit der eigenen Spieler für die Kadergröße entscheidend.

Wie wächst der Kader? Wie findet man Verstärkungen?

Im Idealfall sorgt eine gut etablierte Jugendarbeit im eigenen Verein für ausreichend Nachschub in den Männermannschaften. Gerade im Amateurbereich ist die Identifikation der Jugendspieler mit dem Heimatclub immer noch sehr groß. Eine eigene Jugendabteilung kann Kadersorgen also ohne Probleme lösen. Ansonsten heißt es für den Trainer Überzeugungsarbeit zu leisten. Andere Spieler oder auch Quereinsteiger sollten regelmäßig zu einem Probetraining eingeladen werden.

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Wie wichtig sind im Amateurbereich Spieler, die verschiedene Positionen spielen können?

Flexibel einsatzbare Spieler sind im Amateurfußball sicherlich noch wichtiger als im Profibereich. Gerade die Auswechselbank ist selten komplett besetzt. Um auf alle Spielsituationen reagieren zu können, stellen Spieler, die mehrere Positionen beherrschen, eine echte Alternative dar. Dennoch können sie die Probleme eines kleinen Kaders nicht kompensieren, wenn am Spieltag keine 11 Spieler zur Verfügung stehen.
Ein breit aufgestellter Kader ist demnach der Grundstein für den Erfolg einer Amateurmannschaft. Für einen Trainer hat es deutlich mehr Vorteile, mit einem großen Kader arbeiten zu können, die Anforderungen an ihn wachsen aber mit. Gegenüber den Ligakonkurrenten wird ein breiter Kader zu einem entscheidenden Vorteil.

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