SpoWi Ecke: Was bringen Kinesio-Tapes wirklich – eine Studie.

Allerspätestens seit Mario Balotelli 2012 nach seinem Tor gegen die deutsche Nationalmannschaft sein Trikot auszog und die türkisen Streifen auf seinem Rücken auf dem Bildschirm zu sehen waren, erfreut sich das Kinesio-Tape wachsender Beliebtheit. Die 30 Jahre alte Erfindung des japanischen Chiropraktikers Kenzo Kase setzt sich weltweit durch. Aber wie funktionieren die Streifen und was bringen sie wirklich?

Einsatzgebiet von Kinesio-Tape

Je nach Anwendungsgebiet kann angeblich mit den Tapes der Muskeltonus (Spannung) angepasst werden, so dass die Muskeln sich entweder mehr oder weniger kontrahieren. Auch die Gelenkstellung und Schmerzempfindlichkeit kann demnach über die Bänder reguliert werden.
Anwendungsgebiete für die Klebebänder mit der Oberfläche aus dünner gefärbter Baumwolle und einer Unterschicht aus Acrylkleber gibt es genug: vom Tennisarm über Nacken- und Rückenbeschwerden, Sprunggelenksprobleme bis zum Karpaltunnelsyndrom ist alles dabei.

Kinesio-Tapes, Wissenschaftlicher Hintergrund

Wissenschaftliche Studien über Kinesio-Tapes gibt es nur sehr spärlich. Sean Williams und seine Kollegen von der Auckland University of Technology untersuchten in einer Metastudie mehrere Untersuchungen und kamen zu dem Schluss, dass Kinesio-Taping auf die Muskelaktivität wirkt, allerdings wissen die Forscher nicht, ob positiv oder negativ. In den untersuchten Studien waren die Auswirkungen auf bessere Körperwahrnehmung und Verhinderung von Schmerzen bescheiden. Insbesondere wurden so gut wie keine Belege für die Überlegenheit von Kinesio-Tapes gegenüber anderen Formen von Klebeverbänden gefunden.

Italienische Forscher veröffentlichten 2011 im „European Journal of Physical and Rehabilitation Medicine“ eine Studie zum Einsatz bei chronischen Rückenproblemen. Es wurden drei Gruppen mit je 13 Probanden mit unterschiedlichen Varianten behandelt: eine Gruppe der Patienten bekam nur das Kinesio-Taping, die zweite Gruppe eine Kombination mit Bewegungstherapie und die dritte nur die Bewegungstherapie.

Während sich die Schmerzen sich in allen Gruppen etwa in gleicher Abstufung besserten, wurde festgestellt, dass sich die muskuläre Beweglichkeit bei den 13, die lediglich die Tapes erhielten, am wenigsten steigerte.

Farbgebung der Kinesio-Tapes

Klaus Eder, Physiotherapeut der deutschen Nationalmannschaft zieht im Interview mit der Online-Plattform des DFB (10.1.2013) zur farblichen Gestaltung der Bänder folgende Bilanz: „Die Farbenlehre ist ja schon sehr alt. Spätestens seit Leonardo da Vinci, der den Farben eine sehr große Bedeutung beigemessen hat. Einen blauen Verband würde man beispielsweise anlegen, um einen kühlenden Effekt zu erreichen, die Farbe Rot steht für Wärme. Auf die grundsätzliche Wirkungsweise des Tapes hat die Farbe allerdings keine Auswirkung. Die Farbe kann nur in Verbindung mit der Psyche wirken.“

Fazit über die Wirkung von Kinesio-Tapes

Auffallende Elemente, die kleine Besonderheit sowie beruhigende Scheinstützen für unfallgefährdete Sportler sind sie auf jeden Fall, die bunten Kinesio-Tapes. Der wissenschaftliche Hintergrund bisher kann die herausragende Bedeutung bisher jedoch nicht unterstützen. Solide Forschung muss hier erst klarere Ergebnisse liefern, sonst droht den Kinestio-Tapes ein Schicksal wie das bekannte Nasenpflaster, welches in den 90er Jahren für angebliche Leistungssteigerungen sorgen sollte.

Von Dominik Langenegger