SpoWi-Ecke: Straßenfußball-Athletik

Bringt Vereinssport Leistungssteigerungen im Bereich der Athletik?

Im Rahmen einer Längsstudie untersuchten Guido Klimek und Christoph Duntzdie motorische Kompetenz von jugendlichen Fußballern aus dem Vereins- und ¨Straßen¨-Fußball und kamen zu interessanten Ergebnissen.

Insgesamt 181 untersuchte männliche Kinder und Jugendlichen, die angaben, regelmäßig Sport im Verein und im nicht-organisierten Rahmen (¨Straße¨)zu betreiben, wurden in dieser Studie genauer betrachtet.

Drei Gruppen

Die Probanden konnten in vier Gruppen eingeteilt werden: die ambitionierten Vereinsfußballer, freizeitliche Vereinsfußballer, Straßenfußballer ohne Vereinszugehörigkeit und Aktive aus anderen Sportarten, die diesen Sport im Verein ausübten.Also Leistungsfußballer wurden ¨leistungssportlich ambitionierte Fußballer, deren Fußballtraining im Verein mindestens 2-3mal wöchentlich sowie aus mindestens sechsstündigem Wochenumfang bestand¨ eingeteilt.

Die Gruppe ¨breitensportlich ambitionierte- Fußballer¨ hingegen wurden diejenigen, die Fußball als ihre erste Vereinssportart angaben, aber mit einem geringeren Zeitaufwand pro Woche trainieren¨ (maximal 1-2mal und nicht mehr als sechs Wochenestunden).

Die ¨Straßenfußballer¨ hingegen sind Jugendliche, die in keinem Sportverein als Mitglied verzeichnet sind und angaben, dass sie freizeitmäßig mindestens 2-3mal pro Woche Fußballspielen.

Die vierte Gruppe besteht aus Kindern, die eine andere Ballsportart (Basketball, Handball oder Tennis)im Verein betreiben.
Alle Jugendlichen wurden mit Hilfe von Tests auf ihre körperliche undmotorische Fitness untersucht.

Die Testverfahren

Die Testverfahren sollen kurz dargestellt werden.

Der Ausdauertest besteht aus sechsminütigem Lauf, in welchem eine möglichst lange Strecke zurückzulegen ist. Der Schnelligkeitstest mit dem Schwerpunkt auf Beschleunigung besteht aus einem Hochstart und einem 20m-Sprint. Aus zwei Versuchen wird der bessere gewertet.

Der Test zur Sprungkraft wurde in horizontaler Kraftrichtung gemessen, so dass die Jugendlichen aus dem Stand mit beidbeinigem Absprung möglichst weit nach vorne springen sollten.Der beste aus drei Versuchen wird gewertet.

Ergebnisse

Altersmäßig wurde differenziert in 11,12-Jährige, 13,14-Jährige und 15-17-Jährige. Altersbeding konnten selbstverständlich Verbesserungen in den Leistungen verzeichnet werden. In der jüngsten Gruppe beim Ausdauerbereich hingen die Straßenfußballer deutlich hinter den Vereinssportlern zurück, sie konnten signifikant weniger Runden laufen.

Die Autoren stellten mit zunehmenden Alter eine Leistungssteigerung bei allen Gruppen fest, insbesondere jedoch bei den Straßenfußballern. Diesekonnten ihre anfängliche Schwäche gar ausgleichen und im Alter von 15-17 mit ihren Vereinskollegen gleichziehen.
Ein ähnliches Bild ergibt sich aus den Schnelligkeitstests.

Alle Gruppen wurden deutlich schneller – die Dominanz der leistungssportlichen Vereinsfußballer ist hier jedoch nicht zu übersehen und unterstreicht nochmals die enorme Bedeutung der Schnelligkeit für den Fußballsport. In jeder Altersstufe lagen die ¨Leistungsfußballer¨ vorne, die Straßenfußballer holten wieder im Alter von 15-17 etwas auf.

Auch bei der Sprungkraft lagen die Straßenfußballer in der jüngsten Altersstufe deutlich hinter ihren Vereinskollegen zurück. Während der Kraftzuwachs oder die motorische Umsetzung jedoch signifikanz zunahm und schließlich im Alter von 15-17 wieder mit den Altersgenossen auf einer Höhe lag, nahm diese Fähigkeit bei dem Leistungsfußballern mit zunehmenden Alter sogar ab.

Fazit

Anhand der vorliegenden Ergebnisse kann das Vereinstraining kaum auffallend positive Effekte im athletischen Bereich aufweisen. Die Straßenfußballer, die kein Training genießen konnten, hatten ebensogroße bzw. sogar größere Steigerungsraten wie die Vereinssportler zu verzeichnen. In Punkto Schnelligkeit bestätigt sich deren Bedeutung im Fußall.

Bis zum Übergang in die A-Jugend jedoch bleibt der enorme Leistungssprung der Straßenfußballer im Gedächtnis, während insbesondere die leistungssportlich ambitionierten Fußballer sogar abnehmende Sprungkraft zu verzeichnen haben.

Angesichts der geringen Stichprobengröße und der Fixierung auf rein athletische Elemente – taktische und technische Lerneffekte der Vereinsfußballer konnten schließlich nicht untersucht werden – muss diese Studie mit Vorsicht genossen werden.

Von Dominik Langenegger