Aberglaube und Rituale im Fußball

Ein Beitrag von Thomas Mangold

Laurant Blanc küsst den rasierten Kopf von Fabian Barthez. Diego Maradonna bekreuzigt sich vor dem Spiel achtmal. Kolo Toure betritt den Platz immer als letzter. Aber was steckt dahinter? Helfen Rituale und Aberglaube wirklich immer? Und wie kann ich Rituale auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen?
Definieren wir aber zunächst einmal den Begriff „Ritual“. Wikipedia definiert ihn folgendermaßen: „Ein Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt.“

Prinzipiell ist ein Ritual also was positives, denn es bietet Sicherheit in unsicheren Situationen. Ein Ritual teilt dem Körper mit, dass er sich in einen gewissen mentalen Zustand versetzen, und dafür die dementsprechende Konzentration aufbauen muss. Ein Ritual ist also idealerweise eine Einleitung in den idealen Leistungszustand.

Wann wird ein Ritual aber zum Aberglauben? Das passiert dann, wenn derjenige der das Ritual anwendet der Überzeugung ist, ohne das Ritual zu verlieren. Das ist natürlich ein ungünstiger Begleitzustand, denn kann das Ritual (aus welchem Grund auch immer) nicht ausgeführt werden, so wird der betreffende Sportler sich mental wohl kaum in seinen idealen Leistungszustand versetzen können. Der österreichische Trainer Georg Zellhofer ließ den Mannschaftsbus immer den gleichen Weg zum Stadion fahren, wenn er dieses im letzten Spiel als Sieger verlassen hatte. Eine baustellenbedingte Umleitung wäre in diesem Fall also fatal gewesen, wenn es sich dabei um einen Aberglauben gehandelt hat.

Insofern benötigen wir Regeln für unsere Rituale (aus einem Beitrag von Dr. Bardia Monshi, im Magazin „Tennis Sports“):

1. Das Ritual soll einfach sein!

John Terry will immer am gleichen Sitz im Mannschaftsbus sitzen. Das ist relativ einfach umzusetzen. Dagegen ist der Aberglaube von Luis Figo nicht ganz so einfach umzusetzen. Figo soll nämlich eine schwarze Katze, sofern sie ihm vor einem Spiel begegnet, überfahren. Ob da etwas Wahres dran ist, bezweifle ich. Jedoch stelle ich mir die Sache relativ schwierig vor, wenn die Katze flüchten kann.

2. Das Ritual soll einen Zusatznutzen erfüllen!

Paul Ince zum Beispiel, zog sich das Trikot im Spielertunnel immer über das Gesicht. Somit blendet er Störfaktoren aus und kann sich noch einmal voll auf die kommende Aufgabe konzentrieren. Oder John Terry, der vor dem Spiel immer eine Usher-CD hört. Wenn diese Musik ihm hilft in seinen idealen Leistungszustand zu kommen, dann erfüllt sie einen Zusatznutzen.

3. Das Ritual steht zur Gänze unter deiner Kontrolle!

Das obige Beispiel von Georg Zellhofer und dem immer gleichen Weg ins Stadion, steht zum Beispiel nicht unter seiner Kontrolle. Auch Kolo Toure’s Ritual, immer als letzter aufs Spielfeld zu kommen, stieß an die Grenzen des kontrollierbaren. Als nämlich, in der Champions-League Partie zwischen Arsenal London und dem AS Roma in der Saison 2009/10, sein Mitspieler William Galas in der Halbzeitpause noch in der Kabine behandelt wurde, kam auch Toure nicht auf das Spielfeld. Er wartete bis Gallas fertig war und betrat dann mit Minuten Verspätung auch noch unangemeldet das Feld. Arsenal musste also mit zwei Spieler weniger auskommen und Toure kassierte die gelbe Karte weil er unangemeldet das Spielfeld betrat. Trotzdem schien sein Aberglaube zu wirken, Arsenal gewann trotzdem mit 1:0.

4. Das Ritual soll sozial verträglich sein!

Sergio Goycochea beispielsweise urinierte vor Strafstößen des Gegners immer auf den Platz. Er wurde so zum Elferkiller, seine Serie wurde erst bei der Niederlage im Finale der WM 1990 in Italien gebrochen. Wirkungsvoll, aber ekelhaft.

Ebenso unhygienisch war das Ritual von Adrian Mutu, der angeblich immer die gleiche (ungewaschene) Unterwäsche trug.

Und? Entsprechen deine Rituale den Regeln?
Vielleicht könnt ihr ja ein kurzes Feedback zu euren Ritualen als Kommentar hinterlassen.