Aufsteiger im Check: SpVgg Greuther Fürth

Noch etwas mehr als zwei Wochen sind es bis zum Start der 50. Bundesligaspielzeit. In unserer kleinen Serie prüfen wir die drei Aufsteiger auf Herz und Nieren. Nach Fortuna Düsseldorf vorvergangene und Eintracht Frankfurt letzte Woche heute Teil drei: die SpVgg Greuther Fürth, Erstliga-Debütant aus dem Fränkischen.

Wer die beiden vergangenen Beiträge dieser Serie gelesen hat, weiß, dass es für Frankfurt und Düsseldorf zunächst nur darum gehen kann, aus einem fast komplett neuen Kader erst einmal ein Team zu machen. Und im zweiten Schritt ein taktisches Konzept zu entwickeln, das der neuen gerecht wird, das sie umsetzen kann. Bei der SpVgg Greuther Fürth, die mit der ersten Bundesliga und nach unzähligen vergeblichen Anläufen nun Neuland betritt, ist die Lage ein wenig anders. Dennoch lässt es sich nicht leugnen, dass auch die Fürther mit einem großen Problem dastehen.

Zum einen monierte Trainer Mike Büskens drei Wochen vor dem Ligastart, seine Spieler zeigten zu wenig Biss, zu wenig Aggressivität, mehr Konkurrenzkampf im Team. „Die Bundesliga ist etwas anderes. Wir dürfen uns nicht fressen lassen“, sagte Büskens, der sich mehr Intensität wünscht, der Fachzeitschrift Kicker. Dabei scheint die Defensivabteilung ganz gut eingespielt, gegen den Champions-League-Teilnehmer Trabzonspor aus der Türkei setzte es zwar eine Niederlage, ein knappes 0:1. Doch in der Hintermannschaft der Fürther schien vieles zu stimmen. Das eigentliche Problem, das Büskens hat, liegt woanders. Nämlich im Sturm.

Große Lücke im Angriff der SpVgg

Denn dort wird ein Mann vermisst, der in Fürth ein Jahr lang für Furore sorge. Sein Name ist Olivier Occéan, seine Torausbeute: 17 Treffer in der zweiten Liga, was ihn gemeinsam mit dem Ex-Paderborner Nick Proschwitz und Alex Meier von Eintracht Frankfurt zum Torschützenkönig machte. Apropos Frankfurt – genau das ist ab sofort Occéans neuer Arbeitgeber. Und die Lücke, die Occéans Abgang in den Fürther Angriff gerissen hat, war für Büskens bis dato noch nicht wirklich füllbar. Offenbar suchen sie immer noch einen Ersatz in Fürth, werden aber nicht fündig. Altstar Gerald Asamoah ist seit längerem nicht mehr für volle 90 Minuten zu gebrauchen, so wie es aussieht.

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Und auch sonst hat der Ex-Schalker Büskens keinen Spieler in seinem Kader, der es verstünde, das taktische Anforderungsprofil an einen seit der EM so genannten echten Neuner zu erfüllen. Falsche Neuner oder Außenstürmer hat Büskens genügend zur Auswahl, Kingsley Onuegbu etwa, der aber noch verletzt ist, oder Christopher Nöthe, zur Not auch Sercan Sararer. Doch es fehlt eben ein Vollstrecker, einer wie Occéan, der einfach mal den Fuß in eine Flanke hält und Tore auch aus halben Chancen machen kann.

Feilen bis zum Schluss, nicht nur an Details

Solange Büskens keinen adäquaten Ersatz für seinen abgewanderten Goalgetter bekommt, solange kann er das etwas antiquierte, doch von ihm bevorzugte System des 4-4-2, also mit zwei echten Spitzen, kaum richtig üben lassen. In der Konsequenz bedeutet das, dass die SpVgg Greuther Fürth derzeit ein enormes Problem mit sich herumschleppt, und bis zum Pokalspiel gegen Kickers Offenbach bleibt so schrecklich viel Zeit nicht mehr. Das Problem wird auch dadurch nicht kleiner, dass Büskens sich nicht richtig traut, das System umzustellen, vom 4-4-2 auf das 4-2-3-1. Er würde gern das erstgenannte System spielen lassen, doch er weiß, dass die Realität womöglich eine andere sein muss. Eine Abkehr zum 4-2-3-1 scheint in der Tat möglich, doch der Trainer weiß, dass auch dieses System nicht unbedingt das geeignetste ist für seinen Kader. Denn ein 4-2-3-1 würde heißen, dass Büskens einen Stoßstürmer braucht, einen Typen, wie Robert Lewandowski einer ist oder auch Vedad Ibisevic  – und auch einen solchen Stoßstürmer hat er zurzeit nicht in seinen Reihen.

Geht es nach der Onlineausgabe der Nürnberger Zeitung vom 6. August 2016, so würden die kommenden Tage in Fürth „von Diskussionen zum heiß ersehnten Neuzugang erfüllt“ sein. Doch selbst dann, wenn die Mittelfranken noch einen Stürmer an den Haken bekommen, bleiben einige Fragen nach dem taktischen System offen. Denn für Büskens hängt die Entscheidung nach 4-4-2 oder 4-2-3-1 auch davon ab, was für einen Stürmertypus er bekommen wird, falls er überhaupt einen bekommt. Das bedeutet für die Fürther, dass sie wohl bis zum letzten Training vor dem Saisonstart noch an mehr feilen werden müssen als nur an Details, wenn zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal die taktische Formation des Teams feststeht.