Ballorientiertes Ausdauertraining

In der aktuelleren sportwissenschaftlichen Literatur wird vertieft dazu übergegangen, Ausdauertraining im Fußball mit Hinzunahme des Balles zu trainieren. In der Tat haben etliche Studien die Effekte intervallartigen Belastungseinheiten mit Ball auf die Ausdauerleistungsfähigkeit untersucht, wovon hier exemplarisch zwei dieser Untersuchungen kurz umrissen werden sollen.

Einfluss von Kleinfeldspielformen auf die Ausdauer

Hill-Haas, Coutts, Rowsell und Dawson führten 2009 an der University of Western Australia, Perth, in Australien eine siebenwöchige Untersuchung durch („ Generic versus small-sided game training in soccer“) und untersuchten dabei spezifisch den Einfluss von „small-sided-games“ auf die Ausdauer bei Fußballern. Unter „small-sided-games“ versteht die US-amerikanische Literatur Kleinfeldspielformen, also Fußballspiele mit wenigen Spielern auf kleinen Feldern und daraus resultierend mehr und längeren Ballkontaktzeiten.

25 leistungsorientierte Jugendspieler wurden demnach zufällig entweder in eine Kleinfeld-Trainingsgruppe gesteckt oder „traditionell“ über je sieben Wochen ausdauertrainiert. Verschiedene Testformen (ähnlich der Untersuchung in Wien) belegten anschließend deutliche ausdauerbezogene Fortschritte in beiden Gruppen. Die Autoren stellten fest, dass beide Gruppen ihre Ausdauer verbesserten und keine signifikanten Unterschiede in den beiden Trainingsmethoden zustande kamen.

Im deutschsprachigen Raum haben beispielsweise Hinterkörner und Oesen 2010 an der Universität Wien die Auswirkungen eines einwöchigen fußballspezifischen Intervalltrainings auf die Leistungsfähigkeit von Amateur-Fußballspielern untersucht.

Insgesamt wurden hierbei 16 männliche Fußballspieler aus dem Amateurbereich in eine je achtköpfige Kontroll- und Trainingsgruppe eingeteilt. Elf Trainingseinheiten in sechs Tagen standen für die Trainingsgruppe auf dem Programm, während die Kontrollgruppe kein Training erhielt. Jeweils vor und nach der Woche unterzogen sich die Probanden einer Leistungsdiagnostik, die eine Spiroergometrie, einen Yo-Yo Intermittent Recovery Test, einen Running Anaerobic Sprint Test und einen 20-Meter-Sprint umfasste, ähnlich der Testbatterie aus der australischen Untersuchung – ebenso wie der ähnliche Aufbau in Kleinfeldspielformen.

Es wurde hier ein Intervalltraining mit vierminütiger Belastung bei 95 Prozent der maximalen Herzfrequenz durchgeführt mit zwischenzeitlichen dreiminütigen Pausen bei 70 Prozent der maximalen Herzfrequenz.

Belastung in Kleinfeldspielformen positiv für die Ausdauerleistungsfähigkeit

Es wurde auch bei Hinterkörner und Oesen belegt, dass intervallartige Belastung in Kleinfeldspielformen positiv auf die Ausdauerleistungsfähigkeit wirkt. Obwohl keine signifikanten Differenzen bei der maximalen Sauerstoffaufnahme erkannt wurden – womöglich auch aufgrund der geringen Untersuchungsdauer – bestanden doch signifikante Verbesserungen der Trainingsgruppe bei der Geschwindigkeit an der anaeroben Schwelle, der Laufleistung beim Yo-Yo Intermittent Recovery Test und bei den Running Anaerobix Sprint Tests.

Bei der Sprintzeit gab es keine signifikanten Unterschiede, auch hier womöglich dem kurzen Zeitrahmen geschuldet. Die Kontrollgruppe hingegen konnte hingegen – wie erwartet – bei keinem der Testverfahren signifikante Unterschiede zwischen den Testzeitpunkten vor und nach der Belastung nachweisen.

Fazit: Ballorientierte Ausdauereinheiten bringen schnelle Erfolge

Durch das Training mit Ball, wie hier im Rahmen der Kleinfeldspielformen untersucht, wird das Herzkreislaufsystem sowie der Stoffwechsel offenbar ebenso gefordert wie durch Intervalltraining ohne Ball. Die Ausdauer in Kleinfeldspielformen zu trainieren ist demnach definitiv möglich. Letztlich ist die Intensität bei den diversen Spielformen mit Ball abhängig von der Zielstellung, Anzahl der Spieler, Spielfeldgröße und Motivation der Spieler. Gerade die motivationalen Gesichtspunkte sprechen jedoch klar für die Durchführung von Ausdauertraining in Spielformen!

Derartige ballorientierte Ausdauereinheiten können also verwertet werden, um (in kurzer Zeitspanne) die fußballspezifische Leistungsfähigkeit anzuheben und können insbesondere im Amateurbereich angewandt werden, da zeitlimitierende Faktoren schlichtweg für die Zusammenlegung von Ausdauertraining mit technisch- und taktischen Aspekten sprechen.

Eine Steuerung der Belastungsintensität mittels Herzfrequenz kann hierbei durchaus hilfreich sein, ist aber aufgrund der beachtlichen Anschaffungskosten diskussionswürdig. Aufgrund sehr positiver eigener Erfahrungen mit solchen Team-Herzfrequenzmessgurten kann der Autor diese jedoch sehr empfehlen.

Von Dominik Langenegger