Das richtige System für eine Mannschaft finden

Wenn Sie eine neue Mannschaft übernehmen oder viele neue Spieler bekommen haben, stellt sich die Frage, welches System für Ihr neues Team optimal ist. Da es kein perfektes Spielsystem gibt und schon gar kein perfektes Spielsystem, dass für jede Mannschaft gilt, lässt sich diese Frage nicht allgemein beantworten. Aber es gibt durchaus einige Faktoren, die Sie bei Ihren Überlegungen berücksichtigen sollten.

Beharren Sie nicht auf einem bestimmten System!

Wenn Sie mit allen Mannschaften, die Sie bisher trainiert haben, ein ganz bestimmtes Spielsystem praktiziert haben, muss das noch lange nicht heißen, dass dieses Spielsystem auch für Ihr neues Team optimal ist. Es gibt aber nicht wenige Trainer, die ein ganz bestimmtes System im Kopf haben und dieses gnadenlos durchziehen. Das kann gelegentlich funktionieren, aber in den meisten Fällen erzielen Sie damit nicht das beste Ergebnis. Deswegen sollten Sie bei der Wahl bzw. Entwicklung des richtigen Spielsystems für Ihre Mannschaft persönliche Eitelkeiten gar nicht erst aufkommen lassen. Schließlich sind Sie vor allem dann ein guter Trainer, wenn Ihre Mannschaft guten und erfolgreichen Fußball spielt. Niemand interessiert sich dafür, mit welchem System Sie dieses Ziel erreichen.

Entscheiden Sie sich für ein System!

Spätestens nach der Vorbereitung sollten Sie eine Vorstellung davon haben, mit welchem taktischen System Ihre Mannschaft am besten zurechtkommt. Vielleicht finden Sie nicht auf Anhieb das beste System, aber aufgrund der in der Vorbereitung gewonnenen Eindrücke sollten Sie sich für ein System entscheiden und diese Entscheidung dann eine Weile lang durchhalten. Nur weil Sie das erste Spiel verlieren, muss das nicht automatisch heißen, dass das System schlecht ist. Wenn Sie gleich zu Saisonbeginn anfangen, das System komplett umzustellen, strahlen Sie Unsicherheit aus. Diese Unsicherheit kann sich sehr leicht auf Ihre Mannschaft übertragen. Wenn Sie Umstellungen vornehmen möchten, sollten Sie das langsam und schrittweise machen. Wenn Sie in jedem Spiel ein anderes Spielsystem vorgegeben, verwirrt das Ihre Spieler nur.

Priorisieren Sie das Defensivsystem!

Mit einem neuen Team müssen Sie die komplette Taktik neu einstudieren. Dafür ist auch eine Sommervorbereitung nicht lang genug. Deswegen ist es sinnvoll, in der Sommervorbereitung den Schwerpunkt auf die Defensive zu legen. Insbesondere wenn Sie ein anspruchsvolles Defensivkonzept verfolgen, beispielsweise mit modernem Gegenpressing, dann dauert es eine ganze Weile, bis Ihr Team dieses System verinnerlicht hat. Wenn die Offensive zu Saisonbeginn noch nicht perfekt funktioniert, lässt sich das relativ leicht korrigieren. Wenn die Defensive nicht funktioniert, kann es schon nach ein paar Spielen für Sie und Ihre Mannschaft sehr eng werden.

Zwängen Sie kreative Individualisten nicht in ein System!

Wenn Sie wissen möchten, wie sich ein Spieler fühlt, der von einem Trainer ein System gepresst wird, sollten Sie einmal Franck Ribéry auf Louis van Gaal ansprechen. Der niederländische Trainer hat es während seiner Zeit beim FC Bayern geschafft, dem quirligen Franzosen die Spielfreude zu nehmen. Daran sollten Sie sich kein Beispiel nehmen. In jedem Team gibt es Spieler, die Freiheiten benötigen, um ihre volle Leistung stärker ausspielen zu können. Sie sollten Ihr System so anpassen, dass die kreativen Spieler sich entfalten können.

Ein System ersetzt nicht die Eigenverantwortung der Spieler

Das beste Fußballsystem wird von Spielern, die eigenverantwortlich auf dem Platz handeln, mit Leben erfüllt. Auch der beste Trainer kann nicht alles vorgegeben, was auf dem Platz passiert. Sie können als Trainer nur eine Struktur vorgegeben, in der sich die Spieler bewegen. Aber Sie sollten Ihre Spieler dazu ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen. Wenn Sie beispielsweise Ihrem Linksaußen vorgegeben, dass er in der Offensive auf seiner Seite bleiben soll, dann sollten Sie gleichzeitig daran interessiert sein, dass der Spieler in einer entsprechenden Situation diese Vorgabe vergisst, um ein Tor zu schießen oder eine gefährliche Situation zu kreieren.

Ein System ist mehr als eine taktische Formation

Die meisten Mannschaften im Welt Fußball spielen heutzutage in taktischen Formationen, die irgendwo zwischen 4-4-2 und 4-2-3-1 angesiedelt sind. Doch obwohl all diese Formationen auf dem Papier sehr ähnlich aussehen, gibt es auch große Unterschiede beim taktischen System. Es ist beispielsweise ein großer Unterschied, ob Sie aggressives Gegenpressing spielen und sehr hoch verteidigen. Dann kann ein 4-2-3-1 unglaublich offensiv sein. Mit der gleichen Formation können Sie sich aber auch in die eigene Hälfte zurückziehen und auf Konter lauern. Denken Sie nicht nur über Formationen nach, sondern auch über die spieltaktische Ausrichtung!

Die Königsdisziplin: Mehrere taktische Systeme im Wechsel

Wenn Sie es schaffen, Ihrer Mannschaften mehrere Systeme beizubringen, eröffnet Ihnen das ganz neue taktische Möglichkeiten. Dann können Sie beispielsweise bei einer Führung durch eine taktische Umstellung die Defensive enorm verstärken. Ebenso können Sie aber bei einem Rückstand die Offensive durch eine Systemumstellung priorisieren. Das ist aber ein Ziel, das Sie erst mit der Zeit umsetzen können, wenn Ihre Mannschaft bereits ein System sehr gut beherrscht. Ansonsten führen Systemwechsel sehr rasch zu Problemen, denn am Ende wissen Ihre Spieler dann gar nicht mehr, was Sie eigentlich tun sollen.