Das VDV-Trainingscamp für vereinslose Profifußballer

Jeden Sommer laufen überall im Profifußball Verträge aus und das Transferkarussel beginnt sich zu drehen. Fußballer wechseln ihren Arbeitgeber öfter als die meisten anderen Berufstätigen. Was oft vergessen wird ist, dass auch in diesem Geschäft Arbeitslosigkeit herrscht. Jahr für Jahr bleiben Profis auf der Strecke, die keinen neuen Verein finden. Um diese Spieler kümmert sich die Vereinigung deutscher Vertragsfußballer VdV.

Sie bietet Spielern, die zum Start der Vorbereitung in den Vereinen vertragslos sind ein VdV-Camp, um sich unter professionellen Bedingungen fit zu halten. Auch Rekonvaleszenten, deren Verträge aufgrund ihrer Verletzungen nicht verlängert wurden, haben dort die Möglichkeit, sich in einer Mannschaft aus vertragslosen Profis zu rehabilitieren und für einen neuen Vertrag zu empfehlen. Die VdV ist vom DFB, der DFL und dem Ligaverband als Gewerkschaft der Spieler anerkannt. Sie hat etwa 1300 Mitglieder und unterstützt diese neben dem Trainingscamp auch in rechtlichen, finanziellen oder medizinischen Fragen. Die Trainingscamps für vertragslose Spieler finden jährlich von Juli bis September in der Sportschule Wedau in Duisburg statt. Jeder Profi, der dieses Angebot annimmt, kann in der Sportschule wohnen und wird dort versorgt. Professionelle Trainer leiten die Einheiten, Ärzte, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler kümmern sich um das Wohl und die optimale Fitness der Fußballer. Trainiert wird so, wie das im Fußball der höchsten deutschen Spielklassen üblich ist. Es gibt Chef-, Co- und Torwarttrainer, die, ähnlich wie im Profigeschäft, öfter mal wechseln. Namhafte Fußballlehrer wie Dirk Lottner, Georgi Donkov oder Ralf Zumdick haben das Team der Gewerkschaft der deutschen Fußballer schon trainiert, die Torhüter hatte beispielsweise Georg Koch, langjähriger Bundesliga-Keeper, schon unter seinen Fittichen.

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An vier aufeinanderfolgenden Tagen in der Woche wird trainiert oder gespielt, oft zweimal täglich. Der Tagesablauf ähnelt dem einer Profimannschaft im Trainingslager. Dreimal täglich wird zusammen gegessen, dazwischen stehen Trainingseinheiten auf dem Programm. Um 23 Uhr ist offiziell Nachtruhe. In einheitlicher Trainingskleidung trainieren Spieler in Mannschaftsstärke ähnlich wie im Verein. 15 bis 26 Spieler stehen bei einer Einheit auf dem Platz, auch wenn sich meist über 60 anmelden. Es wird dann in Gruppen gearbeitet, damit das Training dem der Klubs möglichst nahe kommt. Bei der Annahme für das Camp, das seit 2003 jährlich durchgeführt wird, werden die Spieler zuerst berücksichtigt, die sich zuerst angemeldet haben, schon besonders lange im VdV Mitglied sind oder durch ihre hohe Spielstärke gute Aussichten auf einen Job im Profibereich haben. Am Wochenende hat die Mannschaft frei, aber jeder Profi bekommt individuelle Trainingspläne mit nach Hause, die von den Trainern und Sportwissenschaftlern des Camps zusammengestellt werden. Auch die sportmedizinische Leistungsdiagnostik wird nach den professionellen Standards der Deutschen Fußball-Liga durchgeführt. Eine direkte Vermittlung der Teilnehmer in Vereine wird von der VdV nicht organisiert, aber eine interne Datenbank und die zahlreichen Manager und Spielerberater, die sich rund um das Sommercamp tummeln, sorgen für hohe Vermittlungsquoten arbeitsloser Fußballer.

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Gerade ältere Spieler bekommen ihre Verträge oftmals nicht verlängert und sind dann, wenn die Mannschaften in die Vorbereitung starten, vertragslos. Viele wollen den Fußball jedoch nicht einfach so aufgeben und nutzen das VdV-Camp, um sich zunächst einmal fit zu halten. Als Team treten die Profis ohne Vertrag auch zu Freundschaftsspielen an. So sammeln sie zum einen Wettkampfpraxis und haben zum anderen die Möglichkeit, sich den Scouts zahlreicher Vereine zu präsentieren, die bei diesen Partien regelmäßig anwesend sind, um Spieler ablösefrei zu verpflichten. Etwa zehnBall2 Testspiele gegen Profiteams haben die Fußballer Zeit, sich zu präsentieren. Oftmals schlagen Vereine kurz vor Schließung der Transferperiode im VdV-Sommercamp zu, um letzte offene Positionen zu besetzen und den Kader abschließend zu verstärken. So schaffen es über 80 Prozent aller Spieler, aus dem Camp heraus eine Anstellung als Profi zu bekommen.

Positive Beispiele aus der Vergangenheit machen den Teilnehmern dabei Mut. Als Musterbeispiel erzählt Ulf Baranowsky, Geschäftsführer der VdV, gern von Sven Neuhaus. Der Torhüter war im Sommer 2011 bei Regionalligist RB Leipzig aussortiert worden, fand keinen neuen Arbeitgeber und schloss sich dem VdV-Trainingscamp an. Kurz vor Ende der Transferfrist musste der Hamburger SV aufgrund der aktuelllen Situation im Verein reagieren und verpflichtete den damals 33-Jährigen als Nummer Drei. Er spielte noch drei Jahre für die Hanseaten, kam auf seine alten Tage sogar noch zu seinem Bundesliga-Debüt und bestritt drei Partien für den HSV. Auch andere namhafte Akteure waren schon darauf angewiesen, bei der VdV fit gehalten beziehungsweise nach Verletzungen wieder in Tritt zu kommen. Stefan Wessels, einst Torhüter bei den Münchner Bayern, trainierte 2009 zusammen mit Marco Vorbeck oder Nico Frommer in Wedau. 2011 war der kongolesische Nationalspieler Francky Sembolo zwischenzeitlich Torjäger des VdV-Teams. 2010 hieß einer der prominentesten Teilnehmer Delron Buckley. Der Offensivspieler, vorher unter anderem beim VfL Bochum und Borussia Dortmund aktiv, kam gerade von Anorthosis Famagusta aus Zypern und suchte über die VdV eine neue Anstellung in Deutschland. Das gelang nicht direkt aus dem Camp, doch zum ersten Januar 2011 unterschrieb er einen Vertrag beim Karlsruher SC.

Auch wenn das mit immer größer werdendem medialen Interesse verfolgte Camp bei den Teilnehmern gut angenommen wird und in der Regel eine positive Grundstimmung herrscht, ist jeder Profi froh, wenn er die Sportschule Wedau endlich verlassen und irgendwo einen Vertrag unterschreiben kann. Die Vereinigung deutscher Vertragsfußballer ist diesen arbeitslosen Fußballprofis dabei eine wichtige Hilfe.

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Bildquelle: Ververidis Vasilis / Shutterstock.com