Der Laktattest

Jeder, der sich ein wenig mit Fußball beschäftigt, hat diesen Begriff schon einmal gehört oder gelesen. Oft in Verbindung mit der Saisonvorbereitung der Profivereine stehend, gehört der halbjährliche Laktattest schon fast zur Standardprozedur einer Mannschaft aus dem Profifußball. Dabei werden die sportmedizinischen Einflüsse auf den Fußball immer größer. Manche Vereine wie RB Leipzig arbeiten regelmäßig mit Laktatwerten, bauen auf den Resultaten dieser Tests sogar das Training und die dazugehörige Spielvorbereitung auf. Doch was ist Laktat überhaupt? Wie läuft so ein Test ab und wie können diese Ergebnisse interpretiert und ausgewertet werden? Fragen wie diese sollen im Folgenden ausführlich beantwortet werden.

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Laktattest: Der Ablauf

Der Laktattest ist ein leistungsdiagnostisches Verfahren zur Ermittlung der Ausdauerfähigkeit eines Sportlers. Dabei wird der Laktattest meist in Form eines Lauftests abgehalten, dessen Belastungen stufenweise erhöht werden. In dieser Hinsicht ähnelt der Laktattest der leistungsdiagnostischen Untersuchung der Ergospirometrie, wobei dabei der Fokus eher auf kardiologischen und pneumologischen Elementen liegt. Der Standard-Laktattest nach den Richtlinien des Deutschen Fußball Bundes (DFB) wird in regelmäßige Intervalle, die im Optimalfall eine Dauer von drei bis fünf Minuten besitzen, eingeteilt. Dabei wird die Geschwindigkeit, ausgehend von ca. 10 km/h, stufenweise um jeweils 2 km/h je Intervall erhöht, bis der Profifußballer an seine absolute Leistungsgrenze stößt.

Nach Ende eines jeden Intervalls wird aus dem Ohrläppchen des Spielers eine äußerst geringe Menge Blut entnommen, die schließlich die Basis für die Auswertung und die dazugehörige Laktatkurve bildet. Letztlich dient der Test dazu, die Laktatkonzentration im Blut zu überprüfen und darüber hinaus Vergleichswerte zu bilden, um im Laufe der Vorbereitung potenzielle Fortschritte im Ausdauerbereich darstellen zu können. Eine Besonderheit des Laktattests im Vergleich zu anderen Tests ist hierbei, dass er auch ohne eine maximale Auslastung der körperlichen Fähigkeiten sehr präzise Ergebnisse liefern kann.

Was ist Laktat?

Bevor wir nun zu möglichen Interpretations- und Auswertungsmöglichkeiten des Laktattests kommen, soll nun dargestellt und erklärt werden, was Laktat überhaupt ist und welche Rolle es für den menschlichen Körper, insbesondere bei den Belastungen im Zusammenhang mit Leistungssport besitzt. Laktat ist einfach gesagt eine Milchsäure, die bei höheren oder auch ungewohnten Belastungen in den Muskeln entsteht. Genauer gesagt ist Laktat jedoch nur ein Salz der Milchsäure, das direkt in der Muskulatur produziert wird. Im Ruhezustand liegt der Laktatwert eines Menschen bei ca. einem Milli Mol (mmol) Laktat pro Liter. Je nach Belastung und körperlichen Fähigkeiten kann sich dieser Wert bis auf 20 bis 25 mmol Laktat pro Liter Blut erhöhen. Wie bereits erwähnt, wird Laktat bei intensiveren Belastungen gebildet, weshalb Laktat zu den Stoffwechselprodukten gehört.

Laktattest

Um dem Körper genügend Energie für die Belastungen im Ausdauer- und Schnellkraftbereich liefern zu können, produziert unser Körper vermehrt das Molekül Adenosintriphosphat (kurz ATP), das zu den energiereichsten Molekülen unserer Muskulatur gehört. Dieses wird im Zuge des Stoffwechsels gespalten, wobei es für unseren Körper äußerst wichtig ist, dass während dieser Spaltung ein Wasserstoffion im Muskel verbleibt, da diese Protonen eine enorm wichtige Rolle für die Begrenzung des pH-Wertes spielen und diesen in bestimmten Mengen sogar senken können. Fällt der pH-Wert jedoch unter einen bestimmten Wert, handelt es sich um einen „sauren“ pH-Wert, der sogar Zellschäden hervorrufen kann. Um dies zu verhindern, hat unser Körper eine Art Mechanismus zum Schutz vor solchen Zellschäden entwickelt.

Dieser Schutzmechanismus enthält die vermehrte Bildung von Laktat. Hierbei werden Protonen gebunden, wodurch der Übersäuerung des Muskels entgegengewirkt werden soll. Eine Zeit lang funktioniert dieser Abwehrmechanismus sehr gut, allerdings stößt er bei länger andauernder, intensiver Belastung an seine Grenzen. Nun kommt es in unserer Muskulatur zu einer relativ folgenschweren Wechselwirkung. Die Protonenzahl steigt weiterhin an, während jedoch der pH-Wert innerhalb unserer Muskelzellen stetig abnimmt. Erreicht die Protonenzahl dann einen stark überhöhten Wert, führt dies zu einer Blockade der ATP-Spaltung, was wiederum die Ausschüttung von genügend Energie unterbricht und ein allseits bekanntes Leiden hervorruft: Der Muskel „macht zu“ bzw. verkrampft sich.

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Vereinfacht gesagt besitzt Laktat während erhöhter Belastungen in unserem Körper also folgende Rolle: Es sorgt dafür, dass wir die hohen Belastungen noch über eine gewisse Dauer fortführen können, ehe der Muskel verkrampft. Die steigende Menge an Laktat im Blut bewirkt zugleich eine hohe Anzahl an Protonen im Muskel, die wiederum eine höhere Belastung unserer Muskulatur bewirken. Das Laktat kann nicht mehr abgebaut werden und setzt sich in der Muskulatur an, wodurch die Energiegewinnung durch die ATP-Spaltung in den Muskelzellen verhindert wird. So steigt die Menge an Laktat bzw. Milchsäure in der Muskulatur, was letzten Endes zu leistungsbegrenzenden Resultaten, z.B. in Form eines Muskelkrampfes führt.

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Aerob, anaerob und die Resultate eines Laktattests

Anhand der Menge des Laktates im Blut kann also de facto der Grad der Belastung bestimmt werden, sowie die körperlichen Fähigkeiten eines Sportlers unter lang anhaltender, intensiver Belastung. Dabei unterscheidet man zwischen aeroben Trainingsbereich und anaeroben Trainingsbereich. Im aeroben Bereich des Trainings steht unserer Muskulatur noch genügend Sauerstoff zur Verfügung, während im in anaeroben Bereich bereits vermehrt Glucose abgebaut und im gleichen Zuge erhöhte Mengen an Laktat produziert werden. Für die „Leistungskurve“, die im Laufe eines Laktattests entsteht, bedeutet dies folgendes: Ein Ziel des Laktattests ist, die anaeroben Schwellen eines Sportlers zu ermitteln, da diese die Fähigkeiten im Bereich der Grundlagenausdauer definieren. Je höher diese Schwellenwerte sind, desto besser sind die konditionellen Fähigkeiten des getesteten Fußballers.

Für das Trainerteam im Fußball sind diese Schwellenwerte auch aus einem anderen Grund interessant. Sie können daher nicht nur ableiten, wer fit ist und wer noch Nachholbedarf im konditionellen Bereich hat, sondern anhand der anaeroben Schwellen Empfehlungen für die weitere Trainingsgestaltung ableiten. Sind die Muskeln einiger Profis zu „übersäuert“, ist es oft mehr als sinnvoll, diese Spieler mehr in regenerative Trainingsprogramme einzubinden, um potenzielle Schäden oder Verletzungen der Muskulatur vorzubeugen. Diese anaeroben Schwellen lassen sich auch mit anderen Tests bestimmten. So werden vor allem der leistungsdiagnostische Ergospirometrietest, bei dem es sich ebenfalls um einen stufenweise gesteigerten Belastungstest handelt, der auch kardiovaskuläre Parameter wie Blutdruck und EKG oder pulmonale Faktoren wie die Vitalt- und Einsekundenkapazität mit in seine Ergebnisse einfließen lässt, ebenso wie der vom ehemaligen italienischen Amateur-Radrennfahrer sowie Sportwissenschaftler Francesco Conconi entworfene Conconi-Test als sehr empfehlenswerte Alternativen genannt.

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Fazit: Laktattests im Fußball

Laktattests sind für Fußballteams, vor allem im Profibereich, mittlerweile unersetzlich geworden. Dank der medizinischen und technischen Möglichkeiten eines Laktattests können die Trainerstäbe mittlerweile ihre Spieler in verschiedene „Segmente“ des Ausdauertrainings einteilen. Von regenerativem Training über extensivere Varianten bis hin zum intensiven Intervalltraining kann mit jedem Spieler individuell an seinen „Schwächen“ gearbeitet werden. Durch die Abgrenzung anhand der anaeroben Schwellen können durch die regelmäßige Überprüfung der Laktatwerte Verletzungen vorgebeugt werden, sowie zugleich optimale Belastungsgrenzen der Spieler ermittelt und effektiv ausgenutzt werden, während insbesondere der Trainerstab Kontrollwerte für die Effektivität ihres Trainings bekommt. Gerade für Teams, die sehr laufintensive Konzepte und Systeme spielen (z.B. mit viel Pressing und Gegenpressing) und zugleich die finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten besitzen, solche Tests in regelmäßigen Abständen durchzuführen, sind die oben genannten Vorteile eines Laktattests mittlerweile nahezu unverzichtbar.

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Bildquelle:
M. Siegmund / www.fotolia.de