Der Umgang mit dem Schiedsrichter – Grundsätzliche Überlegungen

Schiedsrichter sind im Fußball unverzichtbar. Dennoch bekommen Schiedsrichter bestenfalls den Respekt der Beteiligten, geliebt werden sie nie. Es bedarf also einer starken Persönlichkeit, um diese schwierige Aufgabe zu bewältigen. In den unteren Amateurklassen gibt es längst das Problem, dass sich kaum noch jemand findet, der jedes Wochenende als Schiedsrichter auf dem Fußballplatz verbringen möchte.

Für Trainer sind die Schiedsrichter zunächst einmal ein Teil des Spiels, den sie nicht beeinflussen können. Das heißt natürlich nicht, dass sie es nicht trotzdem versuchen würden. Dabei ist nicht an Bestechung gedacht. Vielmehr versuchen manche Trainer den Schiedsrichter unter Druck zu setzen oder an sein Gerechtigkeitsgefühl zu appellieren. Es ist wohl kaum nötig zu erwähnen, dass dies in den seltensten Fällen Erfolg hat.

Die meisten Schiedsrichter reagieren nur auf positive Bestätigung positiv. Wenn der Trainer und die Spieler sich ruhig und respektvoll verhalten, führt dies oft zu einem wohlwollenden Verhalten in kritischen Situationen. Dahingegen mag es kein Schiedsrichter, von einem Trainer oder einem Spieler verbal attackiert zu werden. Wer sich den Unmut des Schiris auf diese Weise zuzieht, darf ich sich hinterher nicht beschweren, wenn der Schiedsrichter im Zweifel gegen das eigene Team entscheidet.

Ein guter Trainer weist seine Mannschaft an, den Schiedsrichter in Ruhe zu lassen. Negative Äußerungen und heftig vorgetragene Beschwerden bringen auf dem Platz nichts. Das Ergebnis ist bestenfalls eine Verwarnung oder sogar ein Platzverweis. Das schwächt das eigene Team und macht nur den Gegner stark.

Ein Schiedsrichter nimmt eine gefällte Entscheidung nicht zurück. Diese grundlegende Wahrheit gilt in den unteren Amateurklassen noch mehr als im Profibereich. Bei den Profis kann es z.B. passieren, dass der Linienrichter etwas gesehen hat, das zu einer Korrektur der Schiedsrichterentscheidung führt. In den unteren Amateurklassen gibt es oftmals nicht einmal Linienrichter. Sollte es aber Linienrichter geben, die eine andere Entscheidung anzeigen, kann ein Spieler den Schiedsrichter natürlich darauf hinweisen. Es nutzt aber überhaupt nichts, sich vor dem Linienrichter aufzubauen und lautstark eine andere Entscheidung einzufordern.

Ein Schiedsrichter pfeift eine Mannschaft meist mehrmals in einer Saison. Auch das sollte ein Trainer im Hinterkopf haben. Wenn ein Schiedsrichter durch feindselige Handlungen in einem früheren Spiel bereits bei der Anreise ein mulmiges Gefühl hat, fördert das kaum die Qualität seiner Spielleitung.

Der Umgang mit einer Fehlentscheidung stellt eine besondere Herausforderung für einen Trainer dar. Im Spiel ist es völlig sinnlos, mit einer Fehlentscheidung zu hadern. Der Trainer muss dafür sorgen, dass die Spieler möglichst schnell den Kopf wieder frei haben und zurück ins Spiel finden. Das geht natürlich nur, wenn auch der Trainer einen kühlen Kopf bewahrt. Nach dem verständlichen Ärger muss sofort die Konzentration auf die neue Situation folgen.

Auch wenn es verständlich ist, dass ein Trainer manchmal gerne dem Schiedsrichter die Schuld an einer Niederlage geben möchte: Damit hilft er niemandem. Die Punkte sind weg, das Spiel ist gespielt. Allenfalls gibt er der Mannschaft ein Alibi. Die Grundregel sollte deswegen lauten, dass der Trainer und die Spieler sich nur mit den Dingen beschäftigen, die sie beeinflussen können. Und dazu gehören die Entscheidungen des Schiedsrichters eben nicht dazu. Es ist zwar menschlich, sich über Fehlentscheidungen aufzuregen, aber dadurch ist noch keine Mannschaft besser geworden.

Leider sind viele Trainer im Profibereich schlechte Vorbilder. Einige hüpfen an der Linie auf und ab, beschimpfen die Linienrichter oder den vierten Offiziellen. Noch schlimmer ist es aber, wenn der Schiedsrichter nach dem Spiel öffentlichkeitswirksam attackiert wird.

Diese Profitrainer sollten vielleicht einmal darüber nachdenken, dass sie eine Vorbildfunktion haben für Trainer, die in unteren Klassen agieren. Spieler und Trainer machen regelmäßig Fehler. Warum sollte also gerade ein Schiedsrichter, der vielleicht den schwersten Job im Fußball hat, keine Fehler machen dürfen?