Die Nachbereitung eines Spieles als konstruktive Vorbereitung auf das nächste Spiel

Schon Sepp Herberger wusste: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!“ Diese einfache Weisheit sollte jeder Trainer verinnerlichen. Alles was nach einem Spiel stattfindet, muss auf das nächste Spiel ausgerichtet werden. Das beginnt schon beim Auslaufen nach einer Partie. Dabei werden die Muskeln gelockert und die Regeneration wird befördert. Das ist eine gute Grundlage für das Training der folgenden Woche.

Die Nachbereitung eines Spiels ist bei Niederlagen meist aufwendiger als bei Siegen. Bei einem Sieg, der mit einer guten oder hervorragenden Leistung erzielt worden ist, kann eine zu detaillierte Fehleranalyse sogar negative Folgen haben. Manchmal ist es besser, das Selbstbewusstsein einer Mannschaft zu stärken, indem in einer kurzen Nachbesprechung vor allem die positiven Aspekte hervorgehoben werden. Im Laufe der Woche können Einzelgespräche folgen, bei denen auch kleine Fehler thematisiert werden.

Bei einer Niederlage, die durch eklatante Fehler zustande gekommen ist, sollte eine eingehende Fehleranalyse erfolgen. In einer ausführlichen Besprechung zeigt der Trainer auf, was schiefgelaufen ist und wie dies künftig vermieden werden kann. Individuelle Fehler können vor dem ganzen Team angesprochen werden, aber es ist manchmal besser, einen Spieler in einem Einzelgespräch ins Gebet zu nehmen. Besonders bei sensiblen Gemütern kann die Bloßstellung vor der Mannschaft sehr negative Folgen haben. Andererseits kann dies bei einem übermütigen und arroganten Spieler vielleicht genau die richtige Maßnahme sein. Der Trainer muss dies von Fall zu Fall entscheiden.

Da heute Videokameras sehr günstig sind, ist es eine Überlegung wert, hin und wieder ein Spiel aufzuzeichnen. Das ist mit wenig Aufwand möglich und auch die digitale Bearbeitung des Materials lässt sich mit geringen Kosten realisieren. Eine Videoanalyse ist für den Trainer ein sehr wirkungsvolles Instrument. Die Spieler sehen ihre Fehler und können sie nicht abstreiten. Wenn keine Aufzeichnung möglich oder gewünscht ist, kann ein Trainer sich während des Spiels oder nach der Partie Notizen machen. Die frischen Eindrücke können am nächsten Tag mit ein wenig Abstand ausgewertet werden.

Auch wenn die Auswertung eines Spieles zahlreiche Details umfasst, heißt das nicht, dass auch die Spieler mit all diesen Details konfrontiert werden müssen. Das kann leicht zu einer Überforderung führen. Die Analyse vor der Mannschaft oder mit einem einzelnen Spieler sollte sich deswegen auf die wesentlichen Aspekte beschränken. Dabei ist darauf zu achten, dass ein Fehler immer mit einer Lösungsmöglichkeit verbunden wird. Zunächst erklärt der Trainer, was schiefgelaufen ist und zeigt dann, wie es beim nächsten Mal besser klappen kann. Dabei können die Spieler einbezogen werden, indem sie selbst Vorschläge machen müssen. Die Aufmerksamkeit steigt, wenn die Spieler gezwungen sind, selbst nachzudenken. Allerdings sollte es bei der Nachbereitung nicht zu endlosen Diskussionen kommen.

Die Nachbereitung ist nicht mit der theoretischen Aufarbeitung beendet. In der Praxis müssen die Fehler abgestellt werden. Dazu sollte sich ein Trainer entsprechende Übungen einfallen lassen. Wenn sich z.B. die Stürmer bei Angriffen über die Außenpositionen schlecht bewegen, dann lässt sich dies leicht trainieren. Auf dem Platz können die Laufwege vorgegeben und in Übungen einstudiert werden. Dabei ist es wichtig, dass die Analyse, der Lösungsvorschlag und das Training eine Einheit bilden. Dann ist die Chance besonders groß, dass die Spieler das gewünschte Verhalten verinnerlichen.

Die Theorie vor dem Training sollte nicht länger als eine halbe Stunde dauern. Danach lässt die Aufmerksamkeit der meisten Spieler deutlich nach. Deswegen kann es sinnvoll sein, die Nachbereitung auf zwei oder drei Termine aufzuteilen, wenn der Trainingsplan dies erlaubt. Sie kann auch verbunden werden mit der konkreten Vorbereitung auf das nächste Spiel. Im besten Fall gibt es einen fließenden Übergang. Am Anfang der Woche steht die Kritik im Vordergrund. Dann folgen die Übungseinheiten, in denen Lösungen erarbeitet werden und schließlich werden die Lösungen am Wochenende umgesetzt.