Die SpoWi-Ecke: Das Leistungsdiagnostik-Zentrum von Bayer 04 Leverkusen

Die sportwissenschaftliche Unterstützung des Fußballsports nimmt seit vielen Jahren eine immer größere Rolle ein. Durch die rasant gestiegene finanzielle und gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs werden Sieg oder Niederlage immer größere Bedeutung beigemessen, weshalb alle Beteiligten unter enormen Druck stehen und die Verantwortlichen die Erfolgswahrscheinlichkeit zu optimieren versuchen.

Die Sportwissenschaft kann als Einflussgröße immense Daten, Erkenntnisse und Erfahrungen liefern, die in den (Trainings-)Alltag integriert werden können. Nicht zuletzt Jürgen Klinsmann rückte als Nationaltrainer um 2006 die wissenschaftliche Beschäftigung mit Athletik im Fußball auch in Deutschland in den Fokus, weshalb auf diesen Seiten ab sofort eine Betrachtung und mögliche Umsetzung neuer Erkenntnisse gezeigt werden soll.

Bayer 04 Leverkusen Trainingszentrum, die „Werkstatt“

In jedem Profiverein sind mittlerweile studierte Sportwissenschaftler tätig, viele Vereine kooperieren mit Universitäten, um die angesprochene Optimierung anzustreben. Als besonderes Beispiel gilt das Leverkusener Bayer 04 Trainingszentrum, die „Werkstatt“, in der jede Bewegung der Profis analysiert wird – als Vorbild kann das weltbekannte „MilanLab“ des AC Mailand gesehen werden.

Auch dank der Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule Köln gilt die „Werkstatt“ als modernste Einrichtung ihrer Art in Deutschland. Das 2.200 Quadratmeter große Gebilde erstreckt sich in der BayArena über zwei Stockwerke, spezielle Zugangs- und Sicherheitscodes bilden einen gewaltigen Sicherheitswall, um die vorliegenden teils prekären Informationen vor Unbefugten zu schützen.

Die Verantwortlichen wissen detailgenau, wie jeder Profi individuell trainiert, wo Defizite liegen, wie der aktuelle Gesundheitszustand aussieht, ob Verletzungsgefahr oder Übermüdung vorliegt.

Blutwerte, Sauerstoffaufnahmekapazität, muskuläre Dysbalancen und viele weitere Parameter werden bei jeder Einheit gemessen und dokumentiert, um eine individuelle Trainingssteuerung zu ermöglichen und dadurch den Trainingserfolg zu ökonomisieren.

Speedcourt, Ice-Labs und Hypoxieräume

Neben einem interaktiven Kraftraum mit digital individualisiert abrufbaren Trainingsplänen auf jedem Gerät sind Spiroergometrie, um die Sauerstoffaufnahme bei körperlicher Belastung zu messen, isokinetische Trainingssysteme und dergleichen fast schon Standard, allerdings bietet die „Werkstatt“ auch diverse Besonderheiten.

Ein eigener Speedcourt zur Messung von (Handlungs-)Schnelligkeit und Reaktionsvermögen durch die Berührung von vorgegebenen Kontaktplatten; ein Anti-Schwerkraft-Laufband (AlterG) zum gewichtreduzierten Laufen durch verringerten Druck; Hypoxieräume, deren Sauerstoffgehalt ein Höhentraining simuliert oder Kältekammern (Ice-Labs) bis minus 110 Grad Celsius sorgen für neuartige Belastungsformen, schnellere Regeneration und frühere Rehabilitation.

Sportwissenschaftler Dr. Holger Broich hat bei Bayer Möglichkeiten geschaffen, wie sie auch der FC Bayern München gerne hätte und laut Medienberichten den Leistungsdiagnostiker gerne an die Isar holen würde.

Von Dominik Langenegger
Mit Informationen der F.A.Z. vom 4.5.2013