Die SpoWi-Ecke: Abendtraining und psychisches Wohlbefinden bei Jugendfußballern

In der Literatur wird oftmals über Schlafprobleme bei Jugendlichen berichtet. In diesem Alter der Adoleszenz treten diversen Untersuchungen zufolge bei 6-10% der jungen Erwachsenen Einschlafprobleme, bei 9-32% nächtliches Erwachen und das häufige Symptom der Tagesmüdigkeit auf.

Vielfältig einfallende Stressoren von schulischen, familiären und Einflüssen aus der Peer-Group führen zu dieser Problematik; bisherige Untersuchungen zeichnen ein differenziertes Bild mit der Tendenz dazu, dass aktives Sporttreiben positive Auswirkungen auf die angesprochenen Befunde zeigt.

Training zwischen 19:00 und 21:30 Uhr

Schlarb, Schwedler und Feichtiger führten daher 2012 eine Untersuchung bei adoleszenten Fußballern durch und untersuchten die Auswirkungen spätabendlichen Trainings zwischen 19:00 und 21:30 Uhr auf das Schlafverhalten und psychische Komponenten der Probanden. Angenommen wurde, dass spätes und intensives Fußballtraining sich negativ auf den Schlaf der Jugendlichen auswirkt und sich über eine verlängerte Einschlafzeit und erhöhte Tagesmüdigkeit offenbart.

Hierzu wurden in einer Pilotstudie sechs Fußballspieler (durchschnittlich 18,1 Jahre alt) mit einer Kontrollgruppe (Alter 18,9) verglichen. Die Fußballer hatten abends Trainingseinheiten mit 6,6 Stunden körperlichem Einsatz pro Woche, während die Kontrollgruppe am frühen Abend (15-17 Uhr) nur 1,4 Stunden pro Woche Sport trieb.

Protokollierung des Schlafverhaltens

Zur Überprüfung der Kriterien wurde der Schlafhygiene-Index, der über 13 Items abfragt inwiefern die Probanden Verhaltensweisen ausführen, und das Schlaftagebuch, welches über 14 Tage in je einem Abend- sowie einem Morgenprotokoll die Einschlafzeit, das Erwachen nach dem ersten Einschlafen und die Gesamtschlafdauer eruierte, herangezogen. Außerdem wurde die morgendliche Müdigkeit und Stimmung sowie die Leistungsfähigkeit und Müdigkeit am Tag festgehalten.

Ergebnisse der Studie

Es wurden keine signifikanten Abweichungen zwischen den beiden Gruppen gefunden. Beide zeigten keine Unterschiede in Bezug auf die subjektiv festgehaltene Gesamtschlafdauer, der Dauer des Einschlafens sowie das nächtliche Erwachen. Auch die morgendliche Stimmung, Müdigkeit und Leistungsfähigkeit wurden nicht signifikant abweichend wahrgenommen, es konnten keine unterschiedlichen Schlafmuster diagnostiziert werden. Im Zuge der Untersuchung wurden jedoch nebenbei auch Depressionswerte festgehalten, die bei der fünfköpfigen Kontrollgruppe wesentlich höher ausfielen als bei den mehr Sport treibenden Fußballern.

Sportliche Aktivitäten haben keinen Einfluß auf das Schlafverhalten

Die Resultate dieser quasiexperimentellen Versuchsanordnung deuten also darauf hin, dass regelmäßige sportliche Aktivität weder einen positiven noch einen negativen Effekt auf das Schlafverhalten der Jugendlichen zeigt. Andere Untersuchungen wie Brand et al. mit einem ähnlichen Aufbau stellen jedoch wesentlich kürzere Einschlafzeiten, weniger nächtliches Erwachen und daraus resultierend eine höhere Schlafqualität für die Fußballergruppe fest, weshalb hier noch großer Forschungsbedarf besteht.

Sportliche Aktivitäten:Präventive Wirkung in Bezug auf psychische Krankheiten

Die stressreduzierende Komponente des Sports, die insbesondere in dieser Altersgruppe norme Auswirkungen aufweisen kann, sowie die Wirkung zur Prävention von Depressionen, die auch in der vorliegenden Untersuchung herausgestellt wird, scheinen positive Einflüsse auf die Entwicklung der jugendlichen Fußballer zu bewirken.

Allerdings kann im Rahmen dieser Betrachtung keine positive Reaktion festgehalten werden, eventuell auch aufgrund der kleinen Untersuchungsgröße. Außerdem waren alle Probanden sehr ähnlich, alle männlich, gesund und normalgewichtig und stellten somit keinesfalls eine repräsentative Stichprobe dar.

Fazit:

Diese Untersuchung besagt also, dass abendliches Fußballtraining keine positiven Auswirkungen auf das Schlafverhalten Jugendlicher zeigt – aber auch keine negativen Effekte! Daher kann die praktizierte Trainingsgestaltung abends durchaus bestehen bleiben, denn abendliches Fußballtraining scheint demnach keine negativen Auswirkungen auf die psychische Verfassung Jugendlicher zu haben.

Von Dominik Langenegger