Ein Trainer sollte seine Grenzen kennen und akzeptieren

Ein Trainer ist, selbst wenn er in einem Trainerteam arbeitet, immer irgendwie ein Einzelkämpfer. Deswegen ist es umso wichtiger, dass ein Trainer seine eigenen Grenzen in jeder Hinsicht kennt. Ansonsten ist es in vielen Situationen schwierig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es gibt einige wichtige Grenzen, mit denen sich ein Trainer auseinandersetzen sollte.

Grenzen der Persönlichkeit

Nicht jeder Trainer ist für jede Spielklasse geeignet. Dies wird immer wieder deutlich, wenn junge Trainer aus der Jugendabteilung plötzlich zu Cheftrainern einer Bundesligamannschaft ernannt werden. Fachlich sind diese Trainer ganz sicher dazu in der Lage, eine Mannschaft zu führen. Aber oftmals scheitern diese jungen Trainer an der Öffentlichkeitsarbeit, an dem hohen Druck und an den Besonderheiten des Profifußballs. Dieses Beispiel lässt sich problemlos auch auf hohe Amateurklassen übertragen, denn es ist ein großer Unterschied, ob ein Trainer in einer Bezirksliga vor 100 Zuschauern spielt oder in der Oberliga plötzlich mit 1000 Zuschauern konfrontiert ist. Sie müssen für sich herausfinden, bis zu welcher Liga Ihnen das Trainergeschäft noch Spaß und Freude bringt. Wenn der Druck so groß ist, dass Sie keinen Schlaf mehr finden, ist es höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen.

Fachliche Grenzen

Eine ganze Weile lang werden Sie als Trainer nicht über das nötige Fachwissen verfügen, um in der anvisierten Spielklasse als Trainer zu arbeiten. Das liegt in der Natur der Sache, denn es dauert einige Jahre, bis Sie alle Lehrgänge absolviert haben. Zudem müssen Sie das neue Fachwissen auch immer wieder praktisch anwenden, um die richtigen Erkenntnisse daraus ziehen zu können. Das dauert alles seine Zeit und deswegen kann es durchaus sein, dass ein Angebot aus einer höheren Spielklasse für Sie vielleicht etwas zu früh kommt. Es ist aber dann nicht ganz einfach, ein solches Angebot abzulehnen. Die richtige Entscheidung wäre es manchmal aber schon.

Geduldsgrenzen

Ein Trainer ist in allererster Linie ein Lehrer. Bei jeder Lehrtätigkeit ist aber Geduld gefragt. Je schlechter Ihre Spieler sind, desto mehr Geduld müssen Sie haben. In diesem Fall ist deswegen eine höhere Spielklasse von Vorteil. Wenn Sie sich aber aus irgendwelchen Gründen überlegen, in eine tiefere Spielklasse zu wechseln, sollten Sie ganz genau überlegen, ob Sie tatsächlich die Geduld aufbringen, mit Fußballern zu arbeiten, die deutlich schlechter sind als die Spieler, mit denen Sie bisher gearbeitet haben. Wenn Ihnen bei jedem Training aufgrund der Unzulänglichkeiten Ihrer Spieler der Kragen platzt, ist das weder für Sie noch für Ihre Spieler vorteilhaft. Dann ist es vielleicht besser, auf ein Angebot von einem Verein aus einer höheren Spielklasse zu warten.

Diplomatische Grenzen

Ein Trainer muss ein guter Diplomat sein, denn oftmals ist es nötig, Spielern unangenehme Wahrheiten zu sagen. Bei der Trainer-Spieler-Beziehung hat der Trainer allerdings selbst die Kontrolle über die Situation. Es gibt durchaus Trainer, die knallhart und ohne Rücksicht auf Verluste agieren, wenn es darum geht, einen Spieler mit Fakten und Meinungen zu konfrontieren. Ganz anders sieht es aber aus, wenn der Trainer mit den Vereinsverantwortlichen kommuniziert. Ein gewisses diplomatisches Geschick ist dabei immer nötig, aber es gibt Vereine, die ganz besondere Anforderungen diesem Bereich stellen. Wenn beispielsweise ein Mäzen den Verein finanziert, müssen Sie sich wahrscheinlich als Trainer überaus diplomatisch verhalten, um nicht Ihren Job zu gefährden. Wenn Sie das nicht können oder wollen, sollten Sie sich einen Verein mit einer anderen Führungsstruktur suchen.

Geographische Grenzen

Für einen Bundesligatrainer ist es relativ leicht, den Wohnort zu wechseln, um einen anderen Verein zu trainieren. Aber bei einem Amateurtrainer sieht die Sache anders aus. Ein Wohnortwechsel ist meist nicht möglich. Deswegen nehmen viele Amateurtrainer lange Fahrzeiten auf sich, um einem besonders guten Verein trainieren zu können. Gäbe es nur Fußballtraining in der Welt, wäre das eine sehr gute Lösung. Aber wenn Sie auch noch einen Job und eine Familie haben, dann kann ein solches Trainer Engagement, das einen hohen logistischen Aufwand erfordert, zu einer großen Belastung werden. In jedem Fall ist es wichtig, dass Ihr unmittelbares Umfeld hinter Ihnen steht. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, sollten Sie gar nicht darüber nachdenken, einen Trainerjob in einem weit entfernten Ort anzunehmen. Aber auch mit der Unterstützung Ihres Umfeldes sollten Sie ganz genau überlegen, wo Ihre geographischen Grenzen als Trainer sind.

Motivationsgrenzen

Trainer sind immer motiviert. Jedenfalls könnte man das glauben, wenn man Trainern zuhört. Motivationsprobleme gibt es angeblich immer nur bei Spielern. Aber wenn Sie schon eine Weile im Geschäft sind, dann wissen Sie, dass auch ein Trainer mitunter Schwierigkeiten hat, die Motivation auf einem hohen Niveau zu halten. Wenn Sie bemerken, dass Sie nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache sind, ist es vielleicht Zeit, eine Pause einzulegen. Aus einem Motivationsproblem kann relativ schnell eine Depression werden, insbesondere wenn der Druck durch schlechte Ergebnisse zunehmend. Dieses Risiko sollten Sie nicht eingehen und deswegen ist es wichtig, dass Sie Ihrer eigenen Grenzen nicht ignorieren.