Es – geht – endlich – wieder – los!

Ein Sommer war es bis jetzt nicht wirklich, aber dafür war diese sommerähnliche Zeit auch nicht ganz fußballfrei. Doch Frauen- oder Juniorenturniere ersetzen die Bundesliga eben nur unzureichend. Eine Prognose für die neue Saison.

Es ist ja alles wie immer. 16 von 18 Bundesligatrainern sollen auf den FC Bayern München als kommenden Deutschen Meister gesetzt haben, und dem ist schwer etwas entgegenzusetzen. Oder doch? Das Schönste am Fußball ist ja, dass – Achtung, Phrasenschwein – keiner vorher weiß, wie ein Spiel oder eine Saison ausgeht, und doch saugt jeder Fan begierig alles auf, was ihn dazu bringen kann, einen klareren Blick in die Glaskugel zu werfen als der etwa hochnäsige Bürokollege, der immer alles besser weiß, aber meistens halt erst hinterher. Glaskugel – das ist das Stichwort. Wir haben zwar keine, aber spekuliert werden darf dennoch. Mit dem nötigen Ernst natürlich, nein: mit HEILIGEM Ernst!

Es wäre sicher keine Überraschung, wenn die drei Clubs, die in der letzten Saison ganz oben gestanden haben, nun auch wieder die ersten drei Plätze unter sich ausmachen würden. Wobei Bayer Leverkusen am schwersten einzuordnen ist. Was bedeutet der Abgang von Hyppiä? Was der von Vidal? Und was um alles in der Welt das Pokal-Aus in Dresden nach einer 3:0-Führung? Und dann noch dieser Trainer, der in Freiburg und zuvor bei den Stuttgarter Kickers zwar einen tollen Job gemacht hat, aber ist er reif für die große Bühne? Bayer 04 ist die große Unbekannte unter den vermeintlichen Spitzenteams, und wenn nicht alle Rädchen ineinander greifen, dann könnte es durchaus sein, dass Schalke und womöglich Stuttgart oder Wolfsburg oder Hoffenheim auch irgendwo im oberen Drittel der Tabelle mitmischen. Womit schon alles über die Aspiranten auf die Plätze drei, vier, fünf und sechs gesagt wäre.

Ganz oben, das Mittelfeld…

Aber ganz oben, wie könnte es dort aussehen? Möglich, dass es auf einen Zweikampf zwischen Bayern und Borussia Dortmund hinausläuft. Die Westfalen haben zwar Sahin abgegeben, sich aber mit Gündogan verstärkt und dürften – wenn überhaupt – dann nicht wesentlich schlechter drauf sein als letztes Jahr. Bayern als Meister zu tippen ist immer einfach. Darum sage ich: Dortmund macht’s noch mal. Wieso auch nicht? Beim Supercup und im Pokal konnte man sehen, dass die Mannschaft schon recht „weit“ war, wie man ja immer so sagt während der Vorbereitung.

Und wer landet im gesicherten Mittelfeld? Eine schwierige Frage. Stuttgart, Wolfsburg und Hoffenheim, wenn sie nicht weiter oben dabei sind, dazu vielleicht Hannover und Aufsteiger Hertha, womöglich Köln, Werder und Hamburg. Wobei der Schuss bei diesen dreien durchaus nach hinten losgehen könnte: Beim HSV herrschte großer Aderlass, Bremen könnte erneut ein schweres Jahr bevorstehen und Köln? Tja. Beim 1. FC Köln weiß man schließlich nie, was man erwarten soll. Immerhin haben sie sich in der Domstadt mit Stale Solbakken einen guten Trainer ins Geißbockheim geholt, doch im und um den Verein herrscht ständige Unruhe, wie allein die K-Frage in der Sommerpause gezeigt hat; die Absetzung von Lukas Podolski als Kapitän.

…und unten

Es bleiben übrig die Teams aus Augsburg, Nürnberg, Mönchengladbach, Freiburg, Mainz und Kaiserslautern. Bleiben wir zunächst in Rheinland-Pfalz, bei den beiden letzteren. Mainz 05 hat in Christian Fuchs, Andre Schürrle und Lewis Holtby drei Hochkaräter verloren – aber auch den Außenseiterstatus nach Platz sechs in der letzten Saison. Es könnte schwer werden für Thomas Tuchel. Die Heimspiele in einem neuen, größeren Stadion kommen dazu, es wird nicht mehr die gleiche Atmosphäre herrschen wie in den letzten Jahren. Dennoch ist es Tuchel zuzutrauen, die Mainzer in der Liga zu halten, wenn auch mit etwas Mühe. Die Lauterer hingegen könnten nach der euphorischen letzten Saison nun im zweiten Erstligajahr schon deswegen Probleme bekommen, weil es eben das zweite Erstligajahr ist. Das ist schon ganz anderen so ergangen. Dennoch könnte es auch Lautern knapp schaffen, ähnlich wie die Berliner Hertha. Dort wird vor allem viel davon abhängen, wie der Saisonstart verlaufen wird. Gehen anfangs viele Spiele verloren, dürfte die Hauptstadtpresse schnell die Vergleiche zu vor zwei Jahren bei der Hand haben, was in Berlin immer sehr schnell Unruhe auslöst. Prognose: Hertha steht am Ende knapp über dem Strich.

Zwischen den beiden Strichen, also auf dem Relegationsrang 16, ordne ich wieder die Gladbacher Borussia ein. Nur, dass die dieses Mal von oben kommen und nicht vom letzten Platz wie letztes Jahr. Trotz Lucien Favre. Damit steht auch fest, wen ich auf den Abstiegsplätzen sehe, nämlich Augsburg und Nürnberg. Augsburg hat den schwächsten Kader und sich soeben mit der Posse um Thurk noch weiter geschwächt und massive Unruhe im Umfeld erzeugt. Wenn da nicht gleich zu Beginn ein paar Siege kommen, wird das nichts mit dem Projekt Bundesliga. Und in Nürnberg wird es Dieter Hecking wohl nicht schaffen, die Abgänge zu kompensieren. Aber diesem Thema hatten wir uns ja bereits ausführlich gewidmet (https://www.fussballtraining.de/vermischtes/ein-club-in-noten/3816).

Und wahrscheinlich, ja wahrscheinlich kommt dann alles wieder ganz anders, als ich mir das denke. Wäre nicht das erste Mal. Aber es wäre mal wieder das Schöne am Fußball. Auf in die neue Saison.