Folgenschwere Fürther Flaute vor dem Tor

Die SpVgg Greuther Fürth rutscht am 15. Spieltag auf den letzten Tabellenplatz ab. Die Partie gegen den VfB Stuttgart steht symptomatisch für den bisherigen Verlauf der Saison bei den Franken: ordentlich mitgespielt, keine Tore, keine Punkte. Erst zehn Treffer in 15 Partien zeigen deutlich, wo die größte Schwäche des Aufsteigers liegt: vor dem Tor. Trotz mehr als 30 Minuten in Überzahl verliert Fürth mit 0:1.

Dabei versuchte Trainer Mike Büskens schon mit der Aufstellung, ein Zeichen zu setzen. Christopher Nöthe rückte als zweiter Angreifer neben Gerald Asamoah in die Mannschaft, deren taktisches Korsett sich damit vom gewohnten 4-2-3-1 in ein 4-4-2 verwandelte. Offensichtlich versuchte der Coach, seiner Mannschaft damit ein offensives Lebenszeichen einzuhauchen, zumindest phasenweise gelang dies auch – aber es führte nicht zum Torerfolg. Das lag zum Teil an einer gehörigen Portion Pech (zwei Aluminiumtreffer), zum anderen aber auch daran, dass die Gäste aus Schwaben zumeist recht gut im Bilde waren, wenn Fürth nach vorn spielte. Die Doppelsechs des VfB, bestehend aus Zdravko Kuzmanovic und Christian Gentner, erstickten die meisten Versuche der Hausherren im Keim, doch konnten die im 4-2-3-1 angetretenen Stuttgarter ihr oft gutes Umschaltspiel nur selten zeigen.

Das lag zum einen an der anhaltenden, eklatanten Formschwäche von Regisseur Hajnal, zum anderen aber auch daran, dass Fürth in der Rückwärtsbewegung vieles richtig machte. Dennoch hatten die Kleeblätter Glück, dass ein Foul von Thomas Kleine an Vedad Ibisevic im Strafraum (noch) ohne Folgen blieb, Schiedsrichter Kinhöfer entschied auf Weiterspielen. Der Favorit inszenierte danach nur noch wenig, im Gegenteil, Fürth kam immer besser auf und hatte nach einer schönen Kombination über Pekovic, Nöthe und Prib eine gute Chance, die letzterer allerdings fast schon fahrlässig vergab. Ansonsten konnte ich Artur Boka auf seiner linken Defensivseite mangels Beschäftigung hinten öfter in das Angriffsspiel des VfB einschalten.

Auch gegen zehn Stuttgarter gelingt Fürth kein Treffer

Als es schon deutlich auf ein 0:0 zur Pause hinauslief, bekam Ibisevic den zuvor verweigerten Strafstoß doch noch. Nach einem Zuspiel aus dem Mittelfeld drehte sich der Stürmer um Fürths Spielführer Mergim Mavraj in den Strafraum hinein, Mavraj tapste unbeholfen in die ihm gestellte Falle und ließ den Stuttgarter über die Klinge springen – ein Elfmeter ohne Diskussionen. Ibisevic scheiterte zwar am für Stammkeeper Max Grün ins Tor berufenen Wolfgang Hesl, doch sprang der Ball wieder hoch und Shinji Okazaki genau auf den Kopf. Der Japaner nickte die Kugel zur 1:0-Führung für die Gäste ein.

Freistoßtraining Trainingshilfen

Direkt nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Hälfte antworteten die Hausherren auf sehr wütende Art und Weise. Eine Vierfachchance durch Stieber, Prib, Nöthe und wieder Nöthe, bei der es im Fünfmeterraum der Württemberger zuging wie in einem Hühnerstall, wussten die Gastgeber abermals nicht im Tor unterzubringen – eine eigentlich unbegreifliche Szene, die gekrönt wurde vom krachenden Pfostentreffer bei Nöthes zweitem Versuch. Kurz darauf schickte der Unparteiische Stuttgarts Kapitän Serdar Tasci völlig zu Recht zum vorzeitigen Duschen. Tasci hatte sich den Ball viel zu weit vorgelegt und fuhr mit gestrecktem Bein und nach vorn zeigender Sohle Pekovic zwischen die Beine. Rohes Spiel, keine Frage. Pekovic konnte nicht mehr weiter spielen, und Büskens brachte in Felix Klaus einen offensiven Mann. Kurz darauf hatte er prompt die Chance zum Ausgleich, doch Sven Ulreich hielt abermals glänzend.

Den Stürmern versagen die Nerven

Der VfB stand nun in Unterzahl sehr tief und hatte sich aber bald auch diesen Nachteil eingestellt. Wieder und wieder rannten sich die Fürther am Abwehrriegel fest, und die Stuttgarter konnten einige gefährliche Konter setzen, waren teilweise dem 2:0 näher als die Hausherren dem Remis. Lediglich ein Prib-Freistoß aus 25 Metern wurde noch einmal richtig gefährlich, der Ball klatschte an die Querlatte – nur wenige Zentimeter fehlten. Allerdings war Ulreich in der richtigen Ecke und hätte womöglich klären können. In den letzten zehn Minuten warf Fürth alles nach vorn, konnte sich aber keine zwingenden Chancen mehr erarbeiten. So nahm der VfB zwar drei glückliche, aber durch den in Unterzahl gezeigten Kampfgeist zumindest zum Teil nicht gänzlich unverdiente Punkte mit. Die Fürther rutschten mit nur acht Punkten und einem Torverhältnis von 10:26 hinter Augsburg auf den letzten Tabellenplatz ab und müssen am kommenden Spieltag nach Freiburg – es gibt zurzeit sicher einfachere Aufgaben.

Dass in Fürth – im Gegensatz zu Hoffenheim und Augsburg – keine Diskussionen um den Trainer einsetzen, ist zwar branchenunüblich, verwundert angesichts der vor dem Saisonstart getätigten Äußerungen kaum. Oft war zu hören, der Trainer sitze fest im Sattel, immerhin habe man ihm ja den Aufstieg zu verdanken. Tröstlich, dass die Verantwortlichen offenbar zu ihren Worten stehen. Und sie sehen ja auch, dass die Mannschaft fast immer alles versucht, den Stürmern aber vor dem Gehäuse des Gegners regelmäßig die Nerven versagen. Das ist nicht die Schuld von Mike Büskens, es ist allein dem fehlenden Selbstbewusstsein geschuldet. Für die SpVgg sollte man nicht ganz ausschließen, dass sie nach der Winterpause den Anschluss ans rettende Ufer wieder herzustellen versteht. Wenn die Pfostenschüsse zu Toren werden und ein wenig Abgezocktheit dazu kommt. Der VfB hat sich nach schlechtem Saisonstart inzwischen auf Rang sieben vorgearbeitet und liegt sogar nur noch drei Punkte hinter dem vierten Platz, was doch ein wenig verwundert ob der mitunter dürftigen Leistungen. Doch auf die Begegnung in Fürth trifft eine uralte Binsenweisheit des Fußballs perfekt zu: Clevere Teams gewinnen solche Spiele auch mal in Unterzahl, der kämpfende Underdog gibt alles und geht leer aus. Vielleicht aber muss das in Fürth nicht so bleiben.