Großartiger Torwart, aber schlechter Fußballer: Was tun?

Sie haben einen Torwart im Team, der über exzellente Fähigkeiten beim klassischen Torwartspiel verfügt, am Ball aber eine äußerst schlechte Figur macht. Das ist keineswegs die Ausnahme, denn viele Torhüter stehen seit frühester Jugend zwischen den Pfosten und haben niemals eine vernünftige fußballerische Ausbildung genießen können. Deswegen fehlt es oftmals an den Grundlagen. Wer sich noch an die Einführung der Rückpassregel erinnert, wird sich auch an den Angstschweiß erinnern, den damals viele Torhüter auf der Stirn hatten, wenn der Ball zu Ihnen zurück gespielt wurde. Die heutigen, auch in der Fußballtechnik, gut ausgebildeten Profitorhüter haben hingegen überhaupt kein Problem damit, als elfter Feldspieler zu agieren. Im Amateurbereich sieht das jedoch mitunter ganz anders aus.

Wenn Ihr Towart ein fußballerisches Problem hat, dann haben Sie mehrere Optionen:

Tauschen Sie den Torwart aus!

Das ist selbstverständlich nur dann eine vernünftige Option, wenn Sie einen Torhüter haben, der wenigstens ansatzweise so gut ist wie Ihr Stammtorhüter. Dabei muss das reine Torwartspiel allerdings nicht unbedingt so gut sein wie das des Stammtorhüters, wenn dafür die Fähigkeiten am Ball wesentlich besser ausgeprägt sind. Wenn ein mitspielender Torhüter in Ihrem Fußballkonzept ein zentraler Faktor ist, dann kann es sinnvoll sein, einen Spieler zwischen die Pfosten zu stellen, der vielleicht nicht der brillantes Torhüter, aber ein hervorragender Fußballer ist. Spätestens beim ersten Tor, das Ihr Torhüter verschuldet, werden Sie sich allerdings Kritik aus dem Umfeld anhören müssen. Schließlich ist es nicht jedem Fußball Laien verständlich, warum Sie einen Torhüter, der vermeintlich besser ist als sein Konkurrent, auf die Bank setzen. Beim Fußball geht es um Tore und das Mitspielen des Torhüters ist ein Faktor, der vor allem dem Fachmann, aber weniger dem emotionalen Zuschauer auffällt. Mit einer derartigen Entscheidung machen Sie sich also angreifbar. Sie sollten deswegen ganz genau abwägen, wie groß das Risiko ist.

Machen Sie aus Ihrem Torwart einen ordentlichen Fußballer!

Aus einem Grobmotoriker mit einem Bügeleisen im Schuh können Sie keinen Lionel Messi machen. Es ist aber sehr wohl möglich, durch gezieltes Training die fußballerischen Fähigkeiten Ihres Torwarts deutlich zu verbessern. Dabei sollten Sie sich auf torwartspezifisches Fußballspiel konzentrieren, das heißt die Verarbeitung von Rückpässen. Wenn Ihr Torwart wenigstens mit einem Fuß den Ball sicher stoppen oder direkt nach vorne schießen kann, ist damit schon viel gewonnen. Noch besser wäre es natürlich, wenn Ihr Torwart auch noch dazu in der Lage wäre, einen sauberen Pass zu spielen. Von Beidfüßigkeit sollten Sie allerdings nicht träumen. Dieses Ziel lässt sich nur erreichen, wenn ein gewisses Talent vorhanden ist und das Schusstraining mit dem schwachen Fuß schon in jungen Jahren beginnt. Wenn Ihr Spiel nicht darauf angelegt ist, den Torwart immer wieder in das Spiel einzubeziehen, können Sie mit dieser Trainingsstrategie aus Ihrem hervorragenden Torhüter einen ordentlichen Fußballer machen, der nicht bei jedem Rückpass für Angstattacken auf der Bank sorgt.

Ihre Feldspieler müssen Ihrem Torwart helfen!

Rückpässe werden für einen Torhüter immer dann zum Problem, wenn der Pass schlecht gespielt wird. Wenn ein Feldspieler den Pass auf den schwachen Fuß Ihres Torhüters, zu schwach oder zu stark gespielt, gerät Ihr fußballerisch schwacher Torhüter automatisch in eine schwierige Situation. Ein guter Fußballer in Tor könnte diese Situation wahrscheinlich relativ leicht meistern, aber Ihr Torhüter ist schnell überfordert. Deswegen sollten Sie Ihren Feldspielern klare Anweisungen geben, wie und wann ein Rückpass zum Torwart in Frage kommt. Ein Anspiel auf den starken Fuß muss dabei die Regel sein. Zudem sollten Sie Ihren Spielern verbieten, den Ball in kritischen Situationen unter starkem Druck zum Torhüter zurück zu spielen. Wenn wenige Meter hinter dem Ball ein Angreifer des Gegners erfolgt, entsteht eine Stresssituation, die Ihr Torwart wahrscheinlich nicht immer meistern wird. Wenn Sie diese Stresssituationen vermeiden, indem Sie Ihre Spieler anweisen, in solchen Fällen den Ball notfalls ins Aus zu spielen, schalten Sie eine wichtige Fehlerquelle aus.

Spielen Sie ohne Rückpässe!

Rückpässe zum Torhüter gehören bei einer modernen Fußballmannschaft eigentlich zur Taktik. Der Torwart ist beim Spiel mit einer Viererkette ganz automatisch der Libero, der in vielen Situationen als Anspielstationen dient. Es ist aber keineswegs nötig, dass Sie diese moderne Fußballvariante spielen. Wenn Sie weitgehend in ihrer Taktik auf Rückpässe verzichten, ist es plötzlich nicht mehr besonders wichtig, ob Ihr Torhüter ein guter Fußballer ist. Es wird zwar auch ohne Rückpässe immer wieder Situationen geben, in denen das fußballerische Manko ihres Torhüters zum Problem wird, aber durch den Verzicht auf freiwillige Rückpässe machen Sie es Ihrem Torhüter wesentlich einfacher. Das Problem ist nur, dass diese Herangehensweise in der Praxis kaum umsetzbar ist. Deswegen ist es wahrscheinlich besser, einen Kompromiss im Sinne von Punkt 2 zu finden, bei dem die Rückpässe auf ein Minimum beschränkt werden.

Was machen Sie, wenn Sie einen schlechten Fußballer im Tor haben? Wie gehen Sie mit diesem Problem um oder ist es vielleicht gar kein Problem für Sie? Ich bin gespannt auf Ihre Vorschläge und Anmerkungen!