Handlungsschnelligkeit – Die Königsdisziplin im Fußball

Der Fußball ist die beliebteste Sportart in ganz Deutschland. Immer wieder stellt sich aber die Frage, was die Fußball-Profis und deutschen Nationalspieler aber so gut macht und welche Qualitäten einen Toni Kroos im Ballbesitz, Manuel Neuer als Torwart oder Mesut Özil als Spielgestalter von anderen abheben. Die Antwort ist ganz einfach: Handlungsschnelligkeit.

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Generell ist der Fußballer von heute zwar natürlich aufgrund seines Talents so erfolgreich, andererseits werden auch viele Aktionen, Spiele und Duelle im Kopf bzw. durch die notwendige Handlungsschnelle entschieden. Oft wird im Fußball davon ausgegangen, dass derjenige Spieler am handlungsschnellsten agieren kann, der auch den schnellsten Antritt und die höchste Sprintgeschwindigkeit aufweisen kann. Falsch! Diese Fähigkeit ist sowohl physisch als auch mental bedingt und kann auch trainiert werden. Allerdings ist die Schnelligkeit eines Profis wie Pierre-Emeric Aubameyang auch genetisch angeboren. Für jede Position der Spieler ist die Handlungsschnelle also hilfreich, um das eigene Fußballspiel zu verbessern und sich beispielsweise als Stürmer eine Vielzahl an Tormöglichkeiten zu erarbeiten. Dies gilt nicht nur für den Profi-Bereich, auch im Amateurfußball ist die Handlungsschnelle von essenzieller Bedeutung.

Allgemeines zum Thema Handlungsschnelligkeit

Handlungsschnelligkeit
Ganz generell stellt sich die Frage, was man im Fußball überhaupt davon hat, wenn der Akteur handlungsschnell agieren kann. Prinzipiell hat jeder Abwehr-, Mittelffeld- und Offensivspieler einen Vorteil, wenn er schneller agieren kann als sein Gegenspieler. Für einen Torwart gilt im Übrigen dasselbe. Denn im Fußball können in Bruchteilen von Sekunden unterschiedlichste Spielsituationen entstehen. Ein Beispiel: Nach einem weiten Freistoß sind alle Akteure der Heimmannschaft in der gegnerischen Hälfte, da das Team mit 0:1 zurückliegt. Nach dem Kopfball des Stürmers sind die Gäste wieder in Ballbesitz und schalten jetzt schnell um. Der Torwart hat den Ball gefangen und wirft ihn ab – der Konter läuft. Für die Heimelf gilt es jetzt umzudenken und handlungsschnell zu sein, will das Team nicht noch ein Gegentor bekommen.

Auch ein einfacher Fehlpass gibt Anreiz dazu, seine Handlungsschnelle unter Beweis zu stellen. Dies wäre also nur ein Beispiel, bei dem die Spieler handlungsschnell agieren müssen und sich auf veränderte Umstände einstellen müssen. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass im Fußball auch die mentale Komponente und Stärke eine Rolle spielt. Wie aber kann ein Trainer seine Mannschaft auf diese Anforderung vorbereiten und die Handlungsschnelle eines jeden Spielers ans oberste Limit pushen? In jedem Fall ist dies möglich, denn Handlungsschnelligkeit und schnelles Denken sind leichter trainierbar als beispielsweise Schnelligkeit.

Handlungsschnelligkeit im Training – Einflussfaktoren

Die Handlungsschnelle im Fußball zu trainieren ist in zwei Teilbereiche untergliedert. Einmal das mentale Training, den Akteur auf das schnelle Umschalten einzustellen, andererseits das physische Training und die koordinativen Fähigkeiten.

Das Mentaltraining
Einerseits muss das Gehirn trainiert werden, damit dieses sich an häufig veränderte Bedingungen und Situationen anpassen kann und eine richtige und schnelle Entscheidung getroffen werden kann. Dazu gehört es auch zwischen Erfolg einer Entscheidung und Misserfolg abzuwägen und die Folgeaktion auf deren Richtigkeit zu überprüfen. Zum Training der mentalen Handlungsschnelle gehört es also, sich mit den Folgen auseinander zu setzen. Deshalb sollte ein Spieler im Fußball seine Aktionen mit drei kritischen Fragen hinterfragen und deren Richtigkeit überprüfen. Zum einen, die Frage ob er die Situation richtig eingeschätzt hat, dann auch ob die getroffene Entscheidung richtig war und zu guter Letzt auch, ob die getroffene Maßnahme und Aktion schlussendlich auch erfolgreich war.

Können alle drei Untersuchungsfragen positiv bewertet werden, wurde die Situation erfolgreich bestritten. Andererseits kann es auch sein, dass die letzte Frage nicht positiv beantwortet werden kann, was dann dazu führt, dass entweder ein zu lange dauernder Entscheidungsprozess oder die Aktion nicht gut genug ausgeführt wurde, um die Situation erfolgreich zu lösen.

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Das physische Training
Der zweite Teilbereich des Trainings ist das Trainieren der fußballerischen Handlungsschnelle, beispielsweise das Agieren nach einer das richtige bei einem Kopfball. An dieses werden einige grundlegende Anforderungen gestellt, die es dem Fußballer im Fußball ermöglichen, sich zu verbessern. Generell ist es das Ziel eines jeden Trainers im Training, dass seine Spieler durchgehend wach und aktiv sind, nicht abschalten und stets jede Situation aufmerksam betrachten. Denn auch im Fußball-Spiel müssen sie auf ständig wechselnde Situationen und Aktionen reagieren können.

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Das wichtigste Mittel für das Handlungsschnelligkeits-Training ist es, dass die Akteure immer wieder mit neuen und unbekannten Aufgaben konfrontiert werden. Zudem ist der Akteur auf sich allein gestellt und muss diese Aufgaben im Rahmen seiner Möglichkeiten lösen. Dadurch, dass erfolglos abgeschnittene Übungen auf deren Ursache überprüft werden können und aus Fehlern gelernt werden kann, sichert die häufige Wiederholung von Übungen das Verbessern des Spielers.

Darüber hinaus können sich die Fußballer auch im technischen und im taktischen Bereich verbessern, wenn die Aufgabe wiederholt wird. Gleichzeitig ist der Akteur in der Lage ähnliche Spielsituationen und Aktionen im Spiel zu lesen und beispielsweise den nächsten Lauf- oder Passweg zu antizipieren. Antizipieren bedeutet, dass der Fußballer durch eine bereits erlebte Spielsituation den nächsten Spielzug oder Pass bereits vorherahnen kann, was natürlich einen Vorteil für den individuellen Spieler als auch für das Team darstellt.

Der Trainer
Eine Schlüsselrolle im Fußball hat natürlich der Trainer. Er ist auch dafür verantwortlich sein Training so aufzubauen, dass der Akteur in der Lage ist sich persönlich zu verbessern, auch im Bereich der Handlungsschnelle. Dies gilt für alle Positionen, sowohl den Torwart als auch den im Ballbesitz agierenden Mittelfeldspieler. Vor allem im Jugendbereich kann die Handlungsschnelle mehr als ordentlich geschult werden.

Um die Handlungsschnelle seiner Spieler im Fußball zu trainieren, hat der Coach verschiedenste Möglichkeiten, um seine Übungen auf diese Komponente hin auszurichten. Beispielsweise kann er bei einer 3 vs. 2-Situation, in der es darum geht Tormöglichkeiten herauszuspielen, das angreifende Team unter Zeitdruck setzen und einen Abschluss innerhalb weniger Sekunden fordern. Hier bietet es sich auch an, mit Außen- und Wandspielern zu agieren, die bei einem Anspiel ins Feld rutschen, damit in etwa ein 4-vs.-2 entsteht. Zudem besteht die Möglichkeit, bei einer etwas größeren Übung (z.B. einer langen Passstafette) mehrere Bälle ins Spiel zu bekommen, damit die Spieler sich nach dem ersten Pass gleich auf den nächsten fokussieren müssen.

Eine weitere Möglichkeit ist es, das Spielziel einer Übung zu wechseln. Hier kann im Hauptteil beispielsweise zunächst auf Ballbesitz gespielt werden, während im Schlussteil dann das Erspielen von Tormöglichkeiten im Fokus steht. Darüber hinaus kann der Trainer auch die Konstitution des Spielfelds verändern und etwa nach einer gewissen Zeit vergrößern.

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Eine exemplarische Trainingseinheit zur Handlungsschnelle im Fußball:

1.Aufwärmen:
Im ersten Teil der Trainingseinheit bekommt jeder Spieler einen Fußballball an den Fuß, sowie einen Tennisball zur Hand. Dabei wird der Ball am Fuß in Richtung einer Stange gedribbelt, der Spieler gegenüber dribbelt ebenfalls in Richtung seiner Stange. Sind beide dort angekommen, werfen sie sich gegenseitig den Tennisball zu. Dabei kann während des Dribblings ein wenig variiert werden, beispielsweise zwischen Innenseite und Außenrist.

2.Aufwärmen:
Nun wird aus zwei Teams eine Wettkampfsituation. Zwei Teams (3-4 Leute) stellen sich diagonal um ein Quadrat in der Mitte auf. Es gehören die zwei gegenüberliegenden Teams zusammen. Dabei wird die gleiche Übung wie im ersten Aufwärmen wiederholt, jedoch geht es nun darum, wer als erstes zehn saubere Pässe mit dem Tennisball zustande bekommt. Hier wird wiederum die Handlungsschnelle gefördert, denn die Spieler müssen darauf achten den Tennisball sauber zum Mitspieler zu werfen. Das Ganze wird dann mit nur einem Tennisball gemacht, wodurch der Tennisball an den Seiten dann übergeben werden muss.

Hauptteil:
Hier wird das Aufwärmen aufgegriffen und die Handlungsschnelle weiter gefördert. Nun kommen der Torabschluss und der Zweikampf hinzu. Es werden vier Tore aufgestellt, welche farblich gekennzeichnet werden. Der Aufbau bleibt derselbe. Beide Spieler dribbeln zur Mitte, werden dann mit einem Ruf des Trainers auf eines der farbigen Tore beordert. Nach einem sauberen Torabschluss geht es in einem 1 gegen 1-Zweikampf darum, sich Tormöglichkeiten zu erspielen und sich gegen den Gegenspieler durchzusetzen.

Im zweiten Teil des Hauptteils wird die vorherige Übung erweitert und nun ein 2 gegen 2-Duell gespielt. Die Ausgangssituation bleibt die selbe, diesmal starten allerdings zwei Spieler zur Stange in der Mitte. Der eine Spieler führt den Ball und dribbelt um die Stange herum, spielt den Fußball zum Mitspieler, der lässt prallen – Torabschluss. Dann geht es wie vorhin um eine Zweikampfsituation.

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Schluss:
Im Schlussteil werden die Stangen aus der Mitte herausgenommen, jetzt geht es darum die farblichen Tore anzuvisieren. Es gibt zwei rote und zwei grüne Tore. Falls ein Tor erzielt wird, darf einer der beiden Keeper des Teams den Ball für seine Mannschaft wieder in Spiel bringen. Hier geht es darum, handlungsschnell zu sein und den Blick für den besser postierten Mitspieler vor dem zweiten Tor zu haben. Zudem soll das Spiel breit aufgezogen werden.

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Die Unterschiede der verschiedenen Akteure

Torhüter
Ganz wichtig ist die Handlungsschnelligkeit auch für den Torwart. Sowohl auf der Linie, als auch beim Herauslaufen bei einer Ecke muss der Torwart innerhalb von sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung treffen und die Situation möglichst entschärfen. Dies gilt aber nicht nur in der Defensive, sondern auch für das Offensivspiel. Denn hat der Torwart einen hohen Ball oder einen Kopfball gefangen, dann kann er mit einem schnellen Abwurf oder einem Abschlag das Offensivspiel seines Teams in die Wege leiten. Selbiges gilt für das schnelle Ausführen von einem Freistoß.

Verteidiger
In der Abwehr ist es allemal von Nöten handlungsschnell zu sein, vor allem wenn ein torgefährlicher Angreifer der Gegenspieler ist. Dann ist es wichtig, auf die Bewegungen des Gegenspielers zu reagieren und möglichst nah am Mann zu verteidigen, beispielsweise um schneller in den Kopfball gehen zu können. Auch für Grätschen, die Zweikampfführung und den Spielaufbau geht es darum, schnell zu handeln.

Mittelfeldspieler
Für den Mittelfeldspieler gilt die Wichtigkeit der Handlungsschnelle in etwas anderer Art und Weise. Das Mittelfeld ist neben der Verteidigung für den Spielaufbau und den Ballbesitz zuständig. Dafür müssen vor allem bei gegnerischem Pressing handlungsschnelle Spieler die richtigen Entscheidungen treffen. Zum Beispiel kann ein Freistoß schnell ausgeführt werden. Dabei spielen auch Komponenten wie die Ball- an und-mitnahme eine wichtige Rolle, um dann Tormöglichkeiten, wie etwa nach dem Freistoß, in die Wege zu leiten.

Angreifer
Im Angriff sind handlungsschnelle Stürmer gleichzeitig auch die torgefährlichsten. Beispielsweise wissen die besten Stürmer wann der richtige Zeitpunkt zum Torabschluss ist, oder wohin ein Kopfball nach einem Freistoß genau springt. Das macht den handlungsschnellen Stürmer aus.

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Bildquelle: sportgraphic / 123RF Lizenzfreie Bilder