Ist das 3-6-1 das System der Zukunft? (Teil 2)

Der Fußball ist ein Sport, der sich wie vielleicht kein zweiter permanent neu erfindet. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Doch was bringt die nähere Zukunft – vielleicht zunächst das 3-6-1 als neues Spielsystem?

Eine interessante Variante dieses Pressings im 3-6-1 wäre aber auch, den Abstand zwischen dem angreifenden Stürmer und der Sechserreihe im Mittelfeld zu verkleinern, also den Stürmer weiter nach hinten zu ziehen, so dass ein 3-6-1-0 entsteht. Der Plan dahinter: die Innenverteidiger in aller Ruhe das Spiel aufbauen zu lassen, der Stürmer besetzt dabei eher den Raum zwischen den nach hinten abkippenden Sechsern. Das erzeugt zwar keinen direkten Druck auf die ballführenden Verteidiger, aber hemmt auch jede Spielentwicklung des Gegners nach vorn. So bleibt als Option oft nur der leicht berechenbare lange Ball, der von der eigenen Defensive abgefangen werden kann. Der kurze Passweg auf einen der Mittelfeldspieler ist hingegen immens gefährlich, da die Sechserreihe engmaschig steht und jederzeit in der Lage wäre, den angespielten Mittelfeldspieler des Gegners von seinen Mitspielern zu isolieren und auf den Ballgewinn und das schnelle Umschalten zu gehen.

Auch die tiefere Aufstellung ist erfolgsversprechend

Nicht nur das „hohe Stehen“ des Mittelfelds und des Stürmers verspricht Erfolg bei der Balleroberung. Auch dann, wenn sich die Formation ein wenig nach hinten abkippen lässt, wird es für den Gegner äußerst schwer, das Aufbauspiel geordnet nach vorn zu entwickeln. In diesem System greift der Stürmer erst im Mittelkreis der gegnerischen Hälfte ins Geschehen ein, die Sechserreihe hingegen steht etwa zehn Meter hinter der Mittellinie, also in der eigenen Hälfte. Die beiden äußeren Spieler in der Reihe fallen jeweils ein Stück nach hinten ab, aus dem einfachen Grund, um lange Bälle hinter die Sechserreihe ablaufen zu können. Das ist deswegen nötig, da die Dreier-Abwehrkette sich nicht so weit auseinanderziehen lassen darf, sondern versuchen muss, kompakt in der Mitte zu stehen und nur leicht in Richtung jenes Flügels zu verschieben, auf der sich der Ball befindet. Extrem wichtig ist hier auch ein mitspielender Torwart.

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Diese etwas defensivere Aufstellung ist besonders für Mannschaften interessant, die das schnelle Umschaltspiel bestens beherrschen und läuferisch Räume aufziehen können. So sind schnell alle wichtigen Zonen besetzt, gleichzeitig ist die Zentrale im Falle eines Ballverlusts im Konterspiel immer gut abgesichert. Entscheidend sind mehrere Faktoren. Die vier äußeren der sechs Mittelfeldakteure laufen vertikal, sie können dabei natürlich auch kreuzen – wichtig ist, dass Breite in den Konter kommt. Der einzige, der zunächst zentral steht, ist der Stürmer, der sich jedoch je nach Verlauf des Konters etwas seitlich absetzt oder als Anspielstation von hinten genutzt wird. So kann er den nachrückenden Mitspielern den Ball einfach prallen lassen. Wenn das Mittelfeld den Ball schnell selbst nach vorn trägt, kann der Stürmer natürlich auch die Gasse suchen, in die hinein der vertikale Pass erfolgt. Insgesamt ergibt sich für den Gegner ein schwer berechenbares Bild.

Das System der Zukunft?

Festhalten muss man zunächst, dass ein 3-6-1 nur dann funktioniert, wenn man als Trainer die „richtigen“ Spieler hat – taktisch versiert, schnell und extrem ballsicher. Ist das gegeben, dann lassen sich aus dieser Grundformation viele Varianten ableiten. Wenn beispielsweise die beiden Halbaußen nach vorn neben den Stürmer aufrücken, entsteht unmittelbar ein sehr offensives 3-4-3. Schieben die beiden äußeren Mittelfeldspieler etwas nach vorn, bekommt es der Gegner mit einem schwer zu lesenden 3-4-2-1 zu tun. Ob das 3-6-1 also das System der Zukunft wird, bleibt offen, das Potenzial dazu ist jedoch vorhanden. Die Laufwege sind entscheidend, wenn das Spiel nach vorn entwickelt werden soll, und das möglichst schnell. Dadurch können aber auch Probleme entstehen, wenn etwa die Spieler mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr Kraft gelassen haben. Rechtzeitige Auswechslungen empfehlen sich also im 3-6-1.

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Sonstige Probleme? Kein noch so starkes Team ist auch im 3-6-1 davor gefeit, selbst in Bedrängnis zu geraten, wenn der Gegner gut verschiebt, ballsicher ist und selbst auch die richtigen Laufwege wählt. Doch auch die aktive Gestaltung des Spiels kann dadurch erschwert werden, dass nicht genügend Spieler an den komplexen Verschiebungen teilnehmen, sich falsch bewegen oder der Gegner selbst ein sehr gutes Pressing ausübt. In diesem Fall könnte es ein guter Schachzug sein, einen der Sechser abkippen zu lassen und ein 3-1-5-1 zu kreieren.

Alles in allem ist das 3-6-1 also durchaus vielversprechend und birgt ein sehr großes Potenzial. Und interessant ist es allemal, zumal jeder Trainer und jede Mannschaft dieses System komplett unterschiedlich interpretieren dürften. Die Formation ist so komplex, dass es für nahezu alle Positionen eine eigene taktische Interpretation geben könnte.

Weiterlesen:
1. Artikel „Ist das 3-6-1 das System der Zukunft? (Teil 1)
2. Übung „Dreierkette schulen im 3 gegen 2
3. Übung „Dreierkette schulen im 3 + 2 gegen 2 + 2
4. Übung „Dreierkette schulen im 4 gegen 4
5. Trainingskartothek „Modernes Verteidigen

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