Ist die Bundesliga wirklich die beste Liga der Welt?

Fragt man Bundesligaspieler oder Bundesligatrainer, so hört man zunehmend die Behauptung, dass die Bundesliga mindestens genauso gut sei, wie die englische und die spanische Liga. Felix Magath behauptet dies sogar schon seit mindestens einem Jahrzehnt. Anhand dieser Frage lässt sich sehr gut zeigen, dass es für einen Trainer enorm wichtig ist, nicht nur auf emotionaler Basis, sondern auch anhand von Fakten zu argumentieren.

„In den anderen Ligen gibt es nur wenige Top-Clubs!“

Diese Behauptung trifft zweifellos auf Spanien und England zu, aber eigentlich auch auf jede andere Liga. Es gibt wohl keine Fußballliga, in der die Hälfte aller Teams zu den Spitzenclubs gehört. Die Unterschiede sind gerade in Deutschland besonders hoch, denn der FC Bayern hat ein ungleich höheres Budget zur Verfügung als die Vereine auf den nächsten Plätzen. Der Vergleich mit den Mannschaften im unteren Tabellendrittel verbietet sich fast, da es an ein Wunder grenzt, dass Clubs wie Greuther Fürth oder der FC Augsburg überhaupt einmal in einer Liga mit dem FC Bayern spielen können.

„Die Bundesliga ist viel ausgeglichener als die anderen Top-Ligen!“

Auch dieses Argument hält den Fakten nicht stand, denn auch wenn der FC Bayern vielleicht hin und wieder einmal bei einem Aufsteiger verliert, sind die Verhältnisse in den meisten Spielen doch recht klar geregelt. Wenn die Liga so ausgeglichen wäre, dann müsste eigentlich öfter einmal ein Aufsteiger um die Meisterschaft mitspielen. In Wahrheit passiert das aber so gut wie nie. Ein Aufsteiger kann allenfalls unter besonderen Umständen einen Platz im internationalen Geschäft ergattern. Das sind dann aber meistens Teams, die strukturell und finanziell durchaus dazu in der Lage sind, auch dauerhaft im oberen Tabellendrittel der Bundesliga mitzuspielen. In Spanien und in England kommt es ebenso selten wie in der Bundesliga vor, dass sich ein Club aus den unteren Reihen in die obere Tabellenregion verirrt.

„In der Bundesliga kann jeder jeden schlagen!“

Natürlich kann in der Bundesliga jeder jeden schlagen. Das ist ein Wesensmerkmal des Fußballspiels. Manchmal werfen sogar unterklassige Amateurvereine Bundesliga-Clubs aus dem Pokalwettbewerb. Es passiert aber nicht besonders häufig. Dafür kommt es aber ziemlich häufig vor, dass deutsche Clubs von englischen oder spanischen Clubs aus den internationalen Pokalwettbewerben geworfen werden. Bei diesen Spielen hat man auch selten das Gefühl, dass die deutschen Mannschaften vor lauter spielerischer und taktischer Überlegenheit vergessen hätten, die Tore zu schießen. Mindestens die spanischen Mannschaften waren in den letzten Jahren gerade im UEFA-Pokal bei Duellen gegen deutsche Mannschaften regelmäßig klar im Vorteil.

Marketing und Wunschdenken finden zueinander

Die Bundesliga-Manager und auch die Spieler haben ein nicht unerhebliches Eigeninteresse daran, die Bundesliga als stärkste Liga der Welt zu sehen. Schließlich möchte kein Spieler, der auf Topniveau unterwegs ist, in einer schwachen Liga spielen. Zweifellos ist die Bundesliga auch in einer besseren Situation als noch vor einem Jahrzehnt. Aber nicht jeder Marketingspruch deckt sich mit der Realität. Es hilft eben nicht, immer nur zu behaupten, man sei herausragend, ab und zu muss man dies auch in den internationalen Spielen beweisen, und zwar nicht nur der FC Bayern und Borussia Dortmund.

Es ist noch Luft nach oben vorhanden

Die Bundesliga hat in den letzten Jahren zweifellos international aufgeholt. Aber es fehlt noch ein Stück, um die absoluten Top-Ligen in Europa zu überholen. Die einzige Ausnahme ist der FC Bayern, der seit Jahren zu den besten Mannschaften in Europa zählt. Aber selbst dem deutschen Überflieger ist es erst mit einem langen Anlauf gelungen, die Champions League zu gewinnen. Wenn die Bundesliga wirklich einmal die beste Liga der Welt sein möchte, wäre es zudem hilfreich, wenn der eine oder andere Superstar noch in die Liga wechseln würde. Aber solange Christian Ronaldo und Leo Messi nicht einmal darüber nachdenken, beim FC Bayern anzuheuern, ist die Bundesliga noch nicht ganz vorne.

Haben Sie eine andere Meinung? Dann bin ich gespannt auf Ihre Argumente.