Junge Talente fördern im Fußball

Dipl.Sportwiss. Moritz Anderten

Wer ein erfolgreicher Fußballer werden will, muss seine Karriere bereits in der frühen Jugend starten. Speziell in dieser Lebensphase ergeben sich aber viele Anforderungen, mit denen der junge Spieler umgehen muss.

Bei einer genaueren Analyse der Umgebungsbedingungen junger Talente treten vier Bereiche hervor, in denen durch sportpsychologisches Coaching notwendige Ressourcen im Sinne einer optimalen Förderung erschlossen werden können. In diesem Beitrag werden die Bereiche (I) mentale Basiskompetenzen, (II) Leistungssport und Schule, (III) das soziale Umfeld und (IV) die Persönlichkeitsentwicklung betrachtet.

Unter mentalen Basiskompetenzen werden hier grundlegende Fertigkeiten verstanden, die junge Sportler befähigen, sich mit sportartspezifischen Herausforderungen im Training und im Wettkampf lösungsorientiert auseinandersetzen zu können. Dazu gehören unter anderen die Fähigkeiten Konzentration, Visualisierung, Emotionsregulation, Entspannung, Zielsetzung, und Reflexion.
Sportler, die in diesem Bereich parallel zum körperlichen Training in kontinuierlicher Zusammenarbeit mit einem Sportpsychologen besondere Stärken entwickeln, schaffen gute Voraussetzungen für späteren Erfolg –nicht nur im Sport.

Der zweite Bereich fokussiert das Zusammenspiel zwischen Leistungssport und Schule. Offensichtlich sehen sich junge Talente in diesem Kontext häufig mit massiven Anforderungen konfrontiert, die zwangsläufig zu inneren und äußeren Konflikten führen (müssen). Innerlich fühlen sich die Jugendlichen zwischen den Verpflichtungen hin- und hergerissen. Um beiden Seiten gerecht zu werden, müssen oft unlautere Kompromisse eingegangen werden, die mittelfristig negative Folgen wie zum Beispiel Schlafmangel mit sich bringen.

Ein Praxisbeispiel: Durch die Schulsituation (Ganztag und G8) haben die Sportler weniger Zeit für das tägliche Training und daraus resultierend ein Zeitproblem, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Diese werden dann in die späten Abendstunden verlegt, so dass am Ende des Tages keine Zeit bleibt, andere Bedürfnisse (Freunde, Familie) zu stillen.

Um dieses Stresspotential zu minimieren können junge Talente lernen, mit der knapp bemessenen Zeit besser umzugehen. Durch ein Training des Zeitmanagements kann vielen schulischen und sportlichen Problemen aus dem Weg gegangen werden. Die angesprochenen äußeren Konflikte (mit Freunden, Lehrern, Trainern oder Eltern) wird ebenfalls Vorbeuge geleistet.

Damit gelingt der Übergang in den dritten Bereich, den gesamten sozialen Kontext. Für junge Leistungssportler ist das Gefühl, sich in einem unterstützenden Umfeld zu bewegen, sehr wichtig. An erster Stelle muss hier die Familie erwähnt werden. Aus sportpsychologischer Sicht nimmt die konstruktive Arbeit mit den Eltern zu. Sie übernehmen gerade im Jugendalter eine Reihe wichtiger Funktionen im Kontext Leistungssport. Wenn Eltern ihre Kinder in all den Anforderungen, die der Fußball mit sich bringt, unterstützen und ehrliches Verständnis aufbringen, können die Jungprofis sorgenfrei ihre Leistungsvermögen entwickeln und dieses dann schließlich im Wettkampf auch entfalten. In ähnlicher Weise ist auch die Akzeptanz für den Sport durch einen intakten Freundeskreis von großer Bedeutung. Aus den hier angerissenen Bereichen erschließt sich der vierte, die Persönlichkeitsentwicklung. Je genauer sich ein junger Sportler übergeordnete Fragen seines Handelns beantworten kann, desto organisierter kann er seine Leistungsentwicklung vorantreiben. Zum Beispiel kann ein Sportler besser mit kritischen Situationen umgehen, wenn er sich seiner Rolle oder seiner Verantwortung im Team bewusster ist. Oder er empfindet möglichweise sehr dichte Wettkampfphasen viel weniger belastend, wenn er sich der Wichtigkeit seines Sports für sein Leben bewusst ist. Bereits in jungen Jahren ein aktualisiertes Lebenskonzept zu haben hilft, sich für den Leistungssport zu entscheiden und sich mit den spezifischen Herausforderungen zu identifizieren.