Köln und die Hertha: zwei Teams, zwei Spiele, je nur ein Punkt

Die Absteiger aus Berlin und Köln sind unsanft in der zweiten Liga gelandet, beide Teams haben nach zwei Spieltagen gerade einmal je einen Punkt auf der Haben-Seite. Wie versuchen die Trainer, taktisch gegen den Trend vorzugehen?

Es ist, als wäre Hertha BSC nicht abgestiegen, noch nicht zumindest. So, wie es in der Hauptstadt zurzeit zugeht, so war es auch in der letzten Saison zugegangen, die Berlin auf Tabellenplatz 16 beendet und die Relegation gegen Fortuna Düsseldorf verloren hatte. Manager Preetz steht in den Leitmedien der Stadt schon wieder am Pranger, die Mannschaft spielt verzagt und unglücklich, Publikum und Beobachter haben schon wieder diesen Fatalismus entwickelt, demzufolge der aktuelle Platz in der Zweitligatabelle – es ist der 16. – angemessen sei und dass die Hertha sich dort unten bestens auskenne. Doch wo Über-Coach Otto Rehhagel in der vergangenen Rückrunde eigentlich gar keine Anstalten machte, außer rhetorischen Einwürfen etwas am Spiel der Hertha zu verändern, dort haben die Berliner nun in Jos Luhukay einen Trainer, der sich eine Leistung wie die beim 1:3 in Frankfurt neulich nicht bieten lassen möchte, jedenfalls nicht stillschweigend.

Also machte der Trainer nach Spielschluss ein wenig Theater, haderte mit der Mannschaft und dem Habitus einiger Spieler, sich wie Superstars zu gerieren, doch Superstars spielen nicht am Bornheimer Hang in der zweiten Liga vor, mit einem Hauptstadtclub, dessen beste Zeiten längst hinter ihm liegen. So jedenfalls musste man Luhukays Tiraden interpretieren. Und: er hatte Recht. „Fehlende Laufbereitschaft, schlechtes Zweikampfverhalten, mangelnder Einsatzwillen“ war im „Tagesspiegel“ zu lesen, das Ganze gepaart mit taktischer Unreife, wie sie sonst nur ein Aufsteiger präsentiert. Das Spiel nach vorn ist zu uninspiriert, das Defensivverhalten zu sorglos, das Mittelfeld zu unkreativ. Zwar hat Luhukay die Mannschaft erst nach dem Abstieg übernommen, doch wenn er – was er tut – jetzt sagt, es brauche Zeit bis in den Herbst, um die Mannschaft taktisch zu formieren, dann ist das reiner Selbstschutz. Denn selten waren eine Sommerpause und die damit verbundene Vorbereitungszeit so lang und so intensiv wie 2012. Da hätte es doch möglich sein können, die Truppe auf den Punkt hinzubekommen.

Viel liegt wohl auch am Umfeld

Luhukay mahnte in seiner Brandrede nach dem Spielende in Frankfurt auch an, dass es weder ein Miteinander noch ein Füreinander bei seiner Mannschaft gegeben habe. Wenn das stimmt, fällt auch das auf den Trainer zurück, der – das muss man unbedingt dazusagen – bei seinen bisherigen Stationen, vor allem aber beim FC Augsburg vergangene Saison, immer gute Arbeit abgeliefert hat. Wenn das in Berlin nicht so recht gelingen mag, muss zuallererst die Frage nach dem Umfeld gestellt werden, womit man schnell bei Manager Preetz ist. Der ist in drei Berufsjahren zwei Mal abgestiegen und seine getätigten Neuverpflichtungen sind alles andere als pfiffig. Unter Preetz hat die Hertha den Ruf einer sehr grauen Maus nicht bekommen, sondern, noch schlimmer, extrem vertieft.

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Den 1. FC Köln würde wohl kaum einer als graue Maus bezeichnen, zu schrill ist der Verein, zu grell, zu geltungssüchtig. Doch sportlich ist der FC nach zwei Spielen im Unterhaus dort angekommen, wo sich auch Mitabsteiger Hertha BSC befindet – kurz vor dem Ende der Tabelle. Fünf Monate schon warten die treuen Anhänger der Kölner darauf, dass ihre Mannschaft mal ein Spiel gewinnt, und so richtig klar ist nicht, wie Trainer Holger Stanislawski das in nächster Zeit hinbekommen möchte. Zwar sind die Kölner spielerisch und taktisch offenbar nicht ganz so schwach wie die Hertha und der Hamburger Trainer der Rheinländer verlangt von seiner Vereinsführung auch nicht, dass er Zeit braucht bis zum Herbst. Kölns Problem liegt im Angriff. Während der dritte Absteiger aus Kaiserslautern mit vier Punkten nach zwei Spielen im Soll liegt und vier der fünf bisher erzielten Tore den erfahrenen Torjägern Idrissou und Bunjaku verdankt (jeder mit zwei Treffern), schwächeln die Kölner im Sturm.

Stanislawski und Luhukay haben etwas gemeinsam

Ein Tor in zwei Spielen, auch noch per Strafstoß erzielt – Stanislawski weiß darum, dass sein Club hier ein Problem hat. Es ist nicht das einzige, muss man dazusagen. In alter Verlässlichkeit, wie in der Vorsaison, unterlaufen den Breckos und Pezzonis – die üblichen Verdächtigen – Fehler, die zu Gegentoren und Punktverlusten führen. Da stellt sich schon die Frage, warum ein so ambitionierter Club wie der FC Spieler beschäftigt, dessen Namen selbst Außenstehenden im Kopf klingeln, wenn sie an Kölner Abwehrpatzer der vergangenen Jahre denken.

Zwar ist richtig, was Kölns Bröker zum Spiel gegen den Aufsteiger aus Sandhausen gesagt hat, der in der 89. Minute noch zum Ausgleich kam. Köln habe mehr ins Spiel investiert, so die Aussage. Wenn das nicht reicht, um als Bundesligaabsteiger einen Zweitliganeuling im eigenen Stadion zu schlagen, müssten seitens der Spieler jedoch andere Aussagen kommen. Womöglich haben Stanislawski und Luhukay mehr gemeinsam, als sie zunächst annehmen würden. Beide eint das gleiche Problem. Sie müssen ihren Mannschaften irgendwie eintrichtern, dass die zweite Liga kein Selbstläufer ist. Und damit dürften sie es nach den bisherigen Erfahrungen durch die ersten beiden Saisonspiele ziemlich schwer haben.