Legendäre Trainer: Rinus Michels

In den Annalen des Fußballs hat Rinus Michels, der holländische Trainer, den man auch den General nannte, einen besonderen Platz inne. Seine Konzeption des Voetbal Totaal oder des totalen Fußballs, seine Erfolge als Meistertrainer und seine Persönlichkeit haben ihm zu Recht zu einem Ehrenplatz verholfen. Im Folgenden wollen wir uns den Trainer Rinus Michels und seine Person etwas genauer anschauen.

Ajax und die holländischen Wurzeln

Rinus Michels wurde 1928 in Amsterdam (unweit des Olympia Stadions von Ajax) geboren – dem Ort, der sein weiteres Schicksal prägen sollte. Schon als Jugendlicher vom Fußball begeistert, schaffte er es, als Spieler bei Ajax Amsterdam unterzukommen und spielte dort von 1946 bis 1958 (wobei er auch fünfmal in die holländische Nationalmannschaft berufen wurde).

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Aufgrund einer Rückenverletzung war er gezwungen, seine Karriere als Stürmer (mit immerhin 122 Toren in 12 Jahren) zu beenden. Er studierte anschließend Sportwissenschaften und absolvierte Ausbildungen zum Masseur und zum Krankengymnasten sowie eine Trainerausbildung beim holländischen Fußballverband. 1964 war es nach ein paar Jahren als Amateurtrainer dann soweit – Michels durfte die Cheftrainerposition bei seinem alten Verein übernehmen. Dies sollte der Beginn einer Karriere sein, die seine Erfolge als Fußballspieler weit übertreffen sollte.

Ein General wird geboren

Michels hatte als Spieler das Glück gehabt, unter taktisch klugen Trainern gespielt zu haben (wozu vor allem der englische Trainer Jack Reynolds gehört hatte), welche ihm klar gemacht hatten, dass diverse Dinge im taktischen Bereich, in der Disziplin und in äußeren Dingen verbessert werden mussten, bevor Erfolg sich einstellen konnte.

So setzte er sich von Anfang an dafür ein, dass die Spieler bei ihm Vollzeitprofis wurden (was damals noch nicht die Regel war), um sich ganz auf Fußball konzentrieren zu können. Johan Cruyff, sein späterer Meisterspieler, wurde denn auch der erste Vollzeitprofi bei Ajax. Außerdem legte Michels großen Wert darauf, seinen Spielern taktisches Verständnis des Spiels nahezubringen, sowie sie physisch und psychisch zu stärken.

Die Methoden, derer er sich zu letzteren Zielen bediente, waren allerdings brachial: Wahrscheinlich auch, weil manche Spieler bei Ajax ihn noch von seiner eigenen Zeit als Spieler her kannten, legten er großen Wert auf Distanz und eine knallharte Gangart im Training. Seine Schleifermethoden und sein Umgang mit den Spielern (die er im Training als „Flaschen“, „Idioten“ u.a. beRinus Michels 1zeichnete), brachten ihm Angst, Respekt und den Beinamen „der General“ ein.

Allerdings wäre es unfair, ihn auf einen gefühllosen Schleifer zu reduzieren – er konnte Spielern auch den Rücken stärken (ging dabei aber selektiv und nach Sympathie vor) und war außerhalb des Trainings ein freundlicher und witziger Mann. Im Training selbst aber blieb er bis zu seinem Karriereende der harte Hund.

Die ersten Erfolge

Der General hatte auch das Glück, bei Ajax auf Verantwortliche zu stoßen, die ihm weitreichende Freiheit ließen, wodurch er ein Konzept modernen Fußballs verwirklichen konnte. 1969 erreichte Ajax mit seiner 4-2-4 Taktik, welche er von den Brasilianern übernommen hatte, erstmals ein Pokalfinale des Pokals der Landesmeister, wo man sich allerdings dem AC Mailand geschlagen geben musste.

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Bereits vorher hatte er seine Mannschaft dreimal die Landesmeisterschaft gewinnen lassen (bis zu seinem Wechsel nach Barcelona kam ein weiterer Gewinn hinzu). Diese Niederlage sollte sich allerdings als langfristiger Gewinn für ihn und Ajax herausstellen, denn Michels erkannte, dass es auch wichtig war, im Spiel die Taktik verändern zu können.

Er stellte bald darauf auf ein 4-3-3 um und gebot den Spielern Positionswechsel, so dass Angreifer in der Abwehr mithelfen konnten bzw. mussten und umgekehrt (was dem Konzept des Voetbal Totaal schon näher kam). Außerdem prägte er es allen seinen Spielern ein, dass Schönspielen alleine nicht genügt – auf das Gewinnen komme es an.

1971 erreichte man gemeinsam den Gipfel: Ajax gewann verdient das Finale im Europapokal der Landesmeister – und der General wechselte zum FC Barcelona, neugierig auf eine neue Herausforderung.

Erfolg im Ausland

Interessanterweise war auch dieser Traditionsverein in gewisser Weise englisch geprägt, waren doch zwei der Gründungsmitglieder des Vereins Engländer gewesen. Der Verein hatte die letzten Jahre eine Durststrecke durchgestanden und man erwartete von Michels Erfolge. Kaum angekommen, stellte der General auch hier auf 4-3-3 um und stärkte die Verteidigung, die bis dahin ein Schwachpunkt gewesen war.

Barcelona konnte allerdings die nächsten zwei Jahre keine Triumphe feiern, auch wenn die Mannschaft sich verbessert hatte – ein Problem war für den General auch die unterschiedliche Mentalität in Spanien und die Tatsache, dass manche Spieler sich taktischer Disziplin weniger fügten als es in Holland der Fall gewesen war.

1973 folgte dem Meistertrainer sein ehemaliger Meisterspieler von Ajax Amsterdam nach: Johan Cruyff wechselte und fügte sich als perfektes Glied in das Konzept seines Trainers ein, so dass der Gewinn der Landesmeisterschaft 1974 (und ein triumphales 5:0 im Ligaspiel gegen Real Madrid) der verdiente Lohn waren.

Neben einer einjährigen Unterbrechung im Jahre 1975, in der er wieder als Trainer bei Ajax tätig gewesen war, war der General bis 1978 als Trainer beim FC Barcelona. Im letzten Jahr seiner Tätigkeit gewann er mit seiner Mannschaft den spanischen Pokal, woraufhin er für einen (wie er es nannte) „bezahlten Urlaub“ als Trainer für zwei Jahre zu den Los Angeles Aztecs wechselte. In der Zwischenzeit hatte Michels allerdings noch eine weitere ARinus Michels 2ufgabe innegehabt.

Der Bondscoach und das holländische Trauma

1974 wurde der General zum Nationaltrainer der Niederlande ernannt, um die große Spielergeneration von Cruyff, Neeskens etc. zum Gewinn der Weltmeisterschaft in Deutschland führen zu können. Er griff dabei auf die ihm von Ajax vertrauten Spieler sowie die Topspieler des Konkurrenten Feyenoord zurück und entschied sich für ein neues Konzept, in welchem nicht nur das Prinzip des Nachrückens von Spielern auf eine freigewordene Position, sondern auch aggressives Angriffspressing gelten sollte – der Voetbal Totaal war geboren.

Die Ergebnisse dieses mutigen Konzeptes zeigten sich einem begeisternden Fußball, in welchem sich die holländische Mannschaft über das ganze Spielfeld verschieben konnte, Räume eng machte bzw. neue Räume durch die Verschiebung schuf, welche dann technisch und taktisch brillant genutzt wurden. So wurden Gegner wie Argentinien und Brasilien von den Holländern vom Platz gefegt und jeder Beobachter bescheinigte den Niederlanden, den schönsten und effektivsten Fußball zu spielen.

Trotzdem scheiterten die Holländer im Finale an Deutschland, was ein nationales Trauma in der holländischen Seele auslöste, welches erst 1988, beim Gewinn des Finales der Europameisterschaft (gegen Deutschland und wieder unter ihm) behoben werden konnte.

Weitere Stationen

Michels war zwischen 1980 und 1983 Trainer des 1. FC Köln, wo es allerdings nur zu einem Gewinn des DFB Pokals 1983 reichte. Anschließend ging er als Technischer Direktor wieder zur niederländischen Nationalmannschaft, deren Cheftrainer er 1986 erneut wurde und mit denen er den erwähnten Triumph von 1988 feiern konnte (mit so großen Spielern wie van Basten, Ruud Gullit etc.).

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Nach einer erfolglosen Zwischenstation im selben Jahr bei Bayer Leverkusen, wo er nach weniger als einem Jahr entlassen wurde, war er noch einmal von 1990 bis 1992 Bondscoach und nahm 1992 seinen endgültigen Abschied von der Trainerlaufbahn. Was aber immer mit dem Namen Michels verbunden bleiben wird, sind dessen Leistungen als taktischer Visionär und Erfinder des Voetbal Totaal.

Das Erbe

Der General war es, der als erster darauf setzte, dass freiwerdende Positionen direkt von einem anderen Spieler besetzt werden müssten, was sich als zukunftsweisend erweisen sollte. Außerdem setzte er großen Wert auf Teambuilding und den Zusammenhalt in der Mannschaft.

Kurz gesagt: Rinus Michels verkörperte neben Leidenschaft für den Fußball auch hohen taktischen Sachverstand und tiefgehendes Wissen um die Psychologie von Spielern (welches er freilich auf seine ganz eigene Art anwandte). Er hat somit zu Recht seinen Platz im Trainerpantheon eingenommen – und wird ihn sicherlich noch lange innehaben.

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