Neids WM-Niederlage: Wie mit Kritik umgehen?

Nach dem enttäuschenden 0:1 gegen Japan und dem damit verbundenen Aus der deutschen Frauen-Nationalelf im Viertelfinale kommt es, wie es kommen muss: von allen Seiten melden sich Experten und solche, die es gerne wären, zu Wort. Fakt ist: die deutsche Elf hat verloren. Fakt ist auch, dass Chancen wie schon in mehreren Gruppenspielen nicht genutzt werden. Und die Schuldige war für Beobachter schnell ausgemacht: natürlich die Trainerin. Der Medienzirkus, der vor der Niederlage noch die deutsche Startelf gefeiert hat, hat das Fähnchen schnell in die andere Windrichtung gestellt und findet nun eine Menge Experten, die Silvia Neids Rücktritt fordern.

Darunter findet sich auch der Vater von Birgit Prinz, die in dieser WM aufgrund ihrer schlechten Verfassung kaum zum Zug kam. Er entlud seine Emotionen beim Radiosender HR1 und attestierte Silvia Neid Generalversagen – ungeachtet der Erfolge, die von der Mannschaft unter Silvia Neid verbucht werden konnten: Algarve-Cup 2006, Weltmeister 2007, Olympia 2008, Europameister 2009 – sieht so „fehlende Führungsqualität“ aus, die Papa Prinz ihr attestiert?

Und in den Zirkus der verletzten Egos reiht sich prompt auch Turbine Potsdam-Coach Bernd Schröder ein. Klar ist, dass der Trainer großen Einfluss auf Sieg oder Niederlage einer Mannschaft hat – unbestritten. Sie muss sich kritische Fragen gefallen lassen wie jeder Trainer, dessen Mannschaft solch eine Niederlage hinnehmen musste. Auch ihr eigenes Krisenmanagement, insbesondere ihre Kommunikation, fordert derlei Reaktionen nahezu heraus: „Ich mache mir keinen Vorwurf“ ließ sie unmittelbar nach dem Viertelfinale-Aus verlauten. Besser wäre gewesen, zu schweigen, kritische Analysen anzukündigen oder: die Verantwortung zu übernehmen. Nun steht sie im Kreuzfeuer – mit ungewissem Ausgang.