Rassismus im Fußball – Antirassismus Arbeit im Verein

Während in der Nationalmannschaft längst Spielernamen mit einer anderen Herkunft als die der deutschen Müller und Schweinsteiger akzeptiert sind, kommen in Stadien und Fangemeinschaften immer wieder Rassismus und eine aggressive Feindlichkeit zu Tage, die dem Ansehen des Fußballs durchaus schadet. Und das ist nur ein Grund weshalb Antirassismus Arbeit im Fußball immer wichtiger wird.
Antirassismus Arbeit im Fußball
„Juden-Jena“-Rufe, Hakenkreuzschmierereien in Kroatien, Bananenwürfe auf schwarze Spieler in Italien oder ein Zug der Zerstörung, den die rechtsradikalen Fußballhooligans in Köln hinterließen – Hierbei kann nicht mehr von beschämenden Einzelfällen gesprochen werden. Es scheint viel mehr als hätte der Fußball ein Rassismus Problem!
Das ist insofern zunächst einmal irritierend, da Sport und insbesondere Fußball als weltweit beliebteste Sportart eine große Kraft zur Verbindung und Integration haben. Die Weltmeisterschaften sind in nahezu allen Ländern der Erde ein Highlight und das Jahresereignis. Und auch auf den kleineren Ebenen spielt jeder Verein und jede Mannschaft ihre Rolle in der Integration und Bekämpfung von Vorurteilen.

Warum schafft es also der Rassismus immer wieder im Fußball Fuß zu fassen?

Wahrscheinlich spielt hier eine gewisse Machokultur eine Rolle. Der eigene Verein ist ein Zufluchtsort vor der manchmal komplizierten Welt, hier geht es um Kameradschaft, Vereinstreue und Wettbewerb auf einer körperlichen Basis. Mit diesen Idealen ist eine gewisse Nähe rechter Gruppen zum Sport nicht weiter verwunderlich. Vereine sind dabei ein direktes Spiegelbild der Gesellschaft, in ihnen finden sich Strömungen und Menschen aus allen Schichten wieder. Dadurch erhalten sie aber auch ihre besondere Rolle im gesellschaftlichen Wandel und der Integration von beispielsweise Zuwanderern oder auch jenen, die etwa sozial oder wirtschaftlich von der Gesellschaft benachteiligt werden. Die Teilhabe im Verein ist zudem direkt, also nicht über Politiker oder irgendwelche Umwege. Hier prägen wir unsere eigene Version der Gesellschaft, mit unseren Vorstellungen und Idealen.

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Dem Sport und Fußballtraining kommen daher eine besondere Rolle im Kampf gegen den Rassismus zu. Dadurch, dass Fußball keine große Sprachhürde hat und zudem weltweit beliebt ist, ist er ideal geeignet, um auch Neuankömmlingen in unserem Land eine Chance zur Integration und so auch zur Bereicherung unserer Gesellschaft zu geben.

Warum Integration und Antirassismus im Verein elementar sind

Ohne Frage ist die Antirassismus Stellungnahme eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dennoch gibt es gute Gründe, warum auch in der Mannschaft und im wöchentlichen Fußballtraining eine klare Kante gegen Ausgrenzung viele Vorteile liefert. Im Wesentlichen lassen sich diese Gründe in drei verschiedene Aspekte aufteilen.

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Zunächst wären da einmal Gründe, die sich direkt auf die Opfer von Rassismus beziehen. Diese sind sicherlich die offensichtlichsten, immerhin verursacht Rassismus direktes Leid. Allein schon aus Empathie gegenüber Ausgegrenzten lohnt es sich, in der Mannschaft das Thema anzugehen. Für uns alle ist Sport immer auch eine Chance zur Flucht aus dem Alltag. Im Fußballtraining oder -spiel können wir uns voll auf den körperlichen Einsatz konzentrieren, nichts anderes spielt eine Rolle. Gerade wenn wir sonst ein vielleicht schweres Leben haben oder aktuell mit Problemen konfrontiert sind, ist Sport ein gutes Ventil. Eine funktionierende Mannschaft gibt uns dabei den nötigen Rückhalt. Wie sehr muss dann erst für jemanden, der immer wieder von der Gesellschaft ausgeschlossen wird und täglich am eigenen Leib spürt, dass er anders ist, eine offenherzige Mannschaft eine Erlösung sein.

Chance zum Austausch beim Fußballtraining

Davon ab gibt es aber auch für weiße Deutsche und jene mit urdeutschen Namen starke Gründe, sich dem Rassismus beim Fußballtraining entgegen zu stellen. Es mag unglaublich banal klingen, aber die Erweiterung des eigenen Horizonts durch kulturellen Austausch ist eine tolle Möglichkeit, die eigene Perspektive zu erweitern. Egal wie wir selbst dazu stehen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, lässt sich schwer abstreiten. Umso wichtiger werden interkulturelle Kompetenzen und Verständnis, auch im Verein. Für die eigenen Perspektiven ist daher ein Austausch mit anderen Kulturellen eine Chance, insbesondere wenn dieser hier in Deutschland stattfinden kann und nicht lange Auslandsaufenthalte benötigt. Auch die kleinen Begegnungen können dabei einfach Spaß machen. Einwanderer nach Deutschland kommen häufig aus Ländern, in denen Gastfreundschaft besonders hochgeschätzt wird. In solch einer Familie zum Essen eingeladen zu werden, ist immer ein besonders schönes Erlebnis.

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Die wichtigste Ebene, für die eine Abgrenzung gegen Rassismus im Fußballtraining und Verein wichtig ist, dürfte aber die gesamtgesellschaftliche sein.
Wir müssen dabei nicht erst in die Vergangenheit blicken um zu sehen, dass Rassismus mit freiem Lauf die größten Verbrechen der Menschheit verursachen kann. Eine starke Solidarität mit allen Mitgliedern einer Gesellschaft, und das schließt deutlich jene mit einer anderen Hautfarbe ein, verstärkt den Zusammenhalt, das Verständnis und den Frieden in einem Land. In den letzten Jahren hat die Gesellschaft in Deutschland eine starke Spaltung erfahren, die Fronten sind verhärtet. Insbesondere jetzt ist ein starker Zusammenhalt auf der Ebene der Mannschaft und des Vereins sehr wichtig.

Außerdem bereichern verschiedene Kulturen auch eine Gesellschaft, nicht nur wegen Pizza und Döner. Auch Arbeitsansätze, Ideen und Perspektiven – zumal die Welt heutzutage enger zusammengewachsen ist als je zuvor. Ein Deutschland, das wettbewerbsfähig sein möchte, braucht zusätzliche Sichtweisen und ein tieferes Verständnis anderer Kulturen.

Rassismus im Alltag

Rassismus beginnt dabei nicht erst bei den Gaskammern. Und er beginnt auch nicht erst, wenn die schwarzen Spieler einer Mannschaft mit Bananen beworfen werden. Er beginnt im Alltag, bei den kleinen Begegnungen, den kleinen Bemerkungen oder auch nett gemeinten Fragen nach dem Fußballtraining. Häufig üben wir ganz unbewusst und mit kleinen Taten oder Worten einen Rassismus aus, den wir aufrichtig nicht böse meinen. Doch auf der anderen Seite kann dadurch ein Gesamtbild entstehen, dass den Alltag erschwert.

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Ein Schwarzer, der in Deutschland geboren und aufgewachsen, dessen Muttersprache Deutsch ist, fühlt sich zurecht auch als Deutscher. Er kennt gar keine andere Heimat, vielleicht aus Erzählungen seiner Eltern oder Großeltern. Wird er einmal am Bahnhof kontrolliert, ist das keine Besonderheit. Wird er aber immer wieder kontrolliert und weiße Mitreisende nicht, merkt er, dass er anders ist. Er hat nur diese Heimat, sie aber akzeptiert ihn nicht als natürlichen Teil des Landes.

Ähnlich verhält es sich mit Fragen. „Wo kommst du her?“ ist häufig ein ehrliches Interesse. Antwortet ein schwarzer Deutscher daraufhin mit „aus Bremen“, wird er aber häufig weiter gefragt: „Okay, aber wo kommst du eigentlich her, also so richtig?“ – Bremen genügt häufig als Antwort nicht und so aufrichtig das Interesse sein mag, es verdeutlicht ihm immer wieder, dass er optisch nicht wirklich zu den Bremern dazu gehört.

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Als sozialer Treffpunkt finden diese Fragen auch immer wieder beim Fußballtraining im Verein statt. Auch ein Flüchtling möchte nicht immer auf seinen Fluchtstatus reduziert werden. Sie alle möchten im Sport eine Ablenkung, Spaß und einen Ausgleich im Leben.
Der Kampf gegen den Rassismus beginnt daher mit dem eigenen Denken über die Kollegen beim Fußballtraining.

Ein Thema von Aktualität – Antirassismus Arbeit im Sport

Es ist kein Zufall, dass gerade jetzt das Thema um eine antirassistische Gestaltung um das Fußballtraining auftaucht. Durch die hohe Zahl von Flüchtlingen in den letzten Jahren gibt es in Deutschland einen großen Bedarf an Integration, Sensibilisierung und auch viele Menschen, die Opfer von rassistischen Kommentaren und Alltagssituationen werden. Aber auch sonst hat das Deutschland seit der Wiedervereinigung viel Zuwanderung erlebt und in den Stadtbildern gehören Menschen nicht weißer Hautfarbe inzwischen dazu. Gleichzeitig erleben wir eine immer stärkere Spaltung der Gesellschaft und Stärkung des rechten Randes. Das Fußballtraining als ein Ort der Zusammenkunft mit großen Potential zur Überbrückung von Differenzen hat die Möglichkeit, einen Teil dazu beizusteuern, die Aufgaben der Zukunft zu meistern. Denn auch darüber sind sich alle einig: Zuwanderer müssen sich integrieren.

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Integration ist aber nicht nur der Erwerb von Sprache und die Achtung vor den Gesetzen und Werten eines Landes, sondern auch die Teilhabe an eben dieser Gesellschaft. Womit wir wieder beim Fußballtraining wären. Wenn wir Integration fordern, müssen wir auch die Möglichkeiten dieser anbieten. Der Verein kann dies leisten, wenn seine Mitglieder es denn wollen. Da beim Sport viel über Körpersprache funktioniert und nur wenige Vokabeln gelernt werden müssen, bietet das Fußballtraining einen ersten Anlaufpunkt um die Integration auch in die Tat umzusetzen. Es gibt kaum einen besseren Ort zur gesellschaftlichen Teilhabe als den Amateurfußball.

Wer beim Fußballtraining für die Stellung gegen Rassismus verantwortlich ist

Rassismus im Fußball
Das Fußballtraining kann also eine wichtige Rolle beim Kampf gegen den Rassismus spielen. Wer aber sollte die Initiative ergreifen, dies auch zu tun und wer sollte verantwortlich sein, auf Rassismus in der Mannschaft zu achten? Als erstes kommen da mit dem Trainer und dem Mannschaftskapitän sicherlich die beiden Rollen in den Sinn, die auch sonst Verantwortung für die Mannschaft übernehmen. In der Tat können diese beiden viel bewirken und einen Umgang anregen.

Letztlich muss sich aber jedes Mitglied des Vereins in der Pflicht fühlen, gegen Rassismus aufzustehen und auch das eigene Handeln im Kleinen kritisch zu hinterfragen. Es ist eine Aufgabe für das ganze Team, das hier auch an Geschlossenheit gewinnen und so gestärkt daraus hervorgehen kann. Nicht zu schweigen von einem selbstverständlich deutlich besseren Klima, wenn sich alle Spieler in der Mannschaft wohl fühlen.

Beim Fußballtraining selbst können einzelne Übungen absolviert werden, um antirassistisch zu handeln. Etwa Übungen zum besseren Verständnis des Teams, der Körpersprache, der Angleichung verschiedener manchmal auch kulturell geprägter Spielweisen. Oder auch kleine Einheiten zur auf dem Platz wichtigen Sprache für jene, die noch mit dem Deutschen hadern. Generell sollte bei Trainingseinheiten darauf geachtet werden, dass nicht immer die beiden Syrer im Team zusammen eine Zweiergruppe bilden während die Türken bei den Türken und die Deutschen bei den Deutschen bleiben. Eine gezielte Durchmischung und damit ein Aufbrechen der gefestigten Sozialstrukturen und auch Bekanntschaften, stärkt das Teambewusstsein und die Mannschaft in Gänze.

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Strategien außerhalb des Trainings

Eine besonders wichtige Rolle spielen aber die gemeinsamen Erlebnisse außerhalb des Fußballtrainings. Jeder Trainer weiß um die Wichtigkeit von teambildenden Maßnahmen wie Mannschaftsabende oder -fahrten. Für eine Stärkung der Integration aller in diese Gruppe kommen ihnen beim Kampf gegen den Rassismus im Verein eine noch größere Bedeutung zu. Gezielt organisierte Abende etwa bei den verschiedenen Spielern im Wechsel zu Hause lassen alle zusammenwachsen. Auch können so einzelne Spieler einer anderen Kultur diese den Teamkollegen etwas näherbringen, ganz zwanglos. Es muss ja nicht immer ein Treffen in der Kneipe sein.

Mannschaftsfahrten bieten sicherlich die größten Chancen für Fortschritte. Eine Woche lang gemeinsam einen anderen Ort erleben, feiern, spielen, trinken, reden. Wenn dann noch die Zimmeraufteilungen gut gemischt werden, also eben nicht wieder alle Algerier in einem Raum schlafen, geht vieles von selbst. Solche Fahrten sind auch immer eine gute Gelegenheit, dass sich die Spieler untereinander (noch) besser kennen lernen. Unbeschwert können hier alle über ihr Empfinden sprechen und eine Unterhaltung mit dem Flüchtling im Team stärkt das Verständnis für seine Situation und Probleme.

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Sollte es dennoch zu direktem und aggressiven Rassismus gegenüber einzelnen Spielern kommen, ist die Mannschaft gefragt, sich geschlossen hinter den Betroffenen zu stellen. Hier kann der Kapitän seine besondere Funktion innerhalb des Vereins ausüben und klärende Gespräche anstreben oder auch mahnende Worte verteilen.

Klar muss sein: Rassismus hat im Fußball keinen Platz.

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Bildquellen:
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