Taktisch intelligente Fortunen bezwingen Hamburg

In einer Partie zweier schwacher Teams ist Fortuna Düsseldorf gegen den HSV die Mannschaft, die den Sieg einen Tick stärker erzwingen will. Bei den Hamburgern sollte nach dem Ausfall von Rafael van der Vaart der von Düsseldorf gekommene Maximilian Beister im Prinzip alles machen, was die Rheinländer jedoch geschickt zu verhindern wussten. Am Ende ist der Sieg der Fortuna durchaus gerechtfertigt.

HSV-Trainer Torsten Fink setzte auf ein 4-2-3-1, mit Marcus Berg als einziger Spitze, hinter der van der Vaart zentral sowie Beister und Son auf den offensiven Außenpositionen für Druck nach vorn sorgen sollten. Arslan und Badelj teilten sich die Doppelsechs, während in Diekmeier, Mancienne, Westermann und Aogo die gewohnte Viererkette ihren Platz einnahm. Düsseldorfs Coach Norbert Meier bot ein 4-4-2 auf, mit Kruse als zweiter, etwas hängender Spitze neben Nando Rafael. In der Defensivbewegung ließ sich Kruse öfter tief fallen, was dazu führte, dass die Düsseldorfer Taktik dann eher ebenfalls einem 4-2-3-1 glich. Nach einem Beginn, zu dem der HSV größere Spielanteile hatte, erkannten die Fortunen jedoch, dass die durch eine hohe Laufbereitschaft vor allem in der Rückwärtsbewegung viele Räume dicht machen konnten, was die Gäste im Spielaufbau vor große Probleme stellte. Das verstärkte sich nach 32 Minuten, als Rincon den Spielmacher van der Vaart ersetzen musste, der sich ohne gegnerische Einwirkung im Sprint verletzt hatte. Kurz darauf musste auch Düsseldorfs Innenverteidiger Langeneke verletzungsbedingt ausgetauscht werden, für ihn kam Balogun.

Düsseldorf stand zunächst tief, traute sich jedoch mit fortschreitender Spieldauer ein immer beherzter werdendes offensives Pressing zu, womit der HSV wenig zurechtkam. Das führte dazu, dass die Hausherren auch im Offensivspiel bei eigenem Ballbesitz immer mutiger wurden, und nachdem der HSV in Person von Son in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor, nutzen den Gastgeber den in diesem Moment entstandenen Raum, nachdem Garbuschewski das Leder auf der rechten Seite gegen den Südkoreaner durch ein paar Schritte in den Raum hinein erobert hatte. Über Lambertz ging es dann schnell, er bediente Kruse und der vollendete unmittelbar vor dem Pausenpfiff zum 1:0, der einer weitgehend faden und uninspirierten ersten Hälfte ein Ende setzte.

Konter durch die Hausherren

Düsseldorf hatte in der ersten Hälfte vor allem die Hamburger Außenbahnen zugemacht, was meist dazu führte, dass unpräzise Flanken geschlagen wurden oder der Ball einfach zurück in die Mitte des Feldes gepasst wurde, wo die Fortuna meist ebenfalls im Bilde war und in Überzahl agierte. Den Hamburgern war in der letzten Viertelstunde der Schock über den Ausfall ihres niederländischen Dirigenten und Ideengebers van der Vaart anzumerken, das offensive Kreativspiel litt zusehends darunter.

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In der zweiten Hälfte wandelte sich die Düsseldorfer Taktik immer mehr hin zu einem reinen 4-4-2. Insbesondere die Viererkette im Mittelfeld verschob dabei sukzessive weiter nach hinten, die Hamburger kamen damit im Prinzip nicht zurecht und konnten sich selten spielerisch gegen die beiden Ketten durchsetzen. Nach einem Freistoß von Westermann zappelte der Ball dann zwar doch einmal im Netz der Hausherren, doch entschied der Unparteiische Gagelmann auf Stürmerfoul – HSV-Stürmer Berg, der völlig blass blieb, soll den im Strafraum mitverteidigenden Fortuna-Angreifer Kruse weggestoßen haben. Ein durchaus strittiger Pfiff des ansonsten souveränen Referees. Zwar blieb den Gästen noch mehr als eine halbe Stunde Zeit, um zumindest einen Punkt aus der Landeshauptstadt von NRW zu entführen, doch brachten sie kaum Druck auf die Düsseldorfer Defensive zustande. Immer wieder sollte Beister es quasi im Alleingang richten, doch die Fortuna verstand es, diesen Spieler immer wieder von seiner Mannschaft zu isolieren. Hin und wieder konnten die Gastgeber dann auch gefährliche Konter setzen.

Auch die Rochade von Beister und Son bringt nichts mehr

Und schon wenige Minuten nach dem aberkannten Treffer von Westermann führte eine tolle Einzelleistung des für Garbuschewski ins Spiel gekommenen Reisinger zum 2:0. Er ließ gleich drei Hamburger auf eine verblüffende Art und Weise stehen und vollendete eiskalt mit einem Schuss unter die Latte (63. Minute). Dem HSV fiel danach nicht mehr besonders viel ein, Düsseldorf hingegen war das gewonnene Selbstvertrauen deutlich anzumerken. Immer wieder blieben die Gäste im Ansatz stecken, Düsseldorf schaltete nach Ballgewinn schnell um und deutete an, hier durchaus auch ein drittes Tor erzielen zu können. Und auch, wenn dieser Treffer letztlich ausblieb: Die Fortuna rückte im Konterspiel gut nach, wobei das gesamte Konstrukt des HSV immer wieder in Richtung eigenes Tor geschoben wurde, damit die Räume für Düsseldorf zwischen den Reihen der Hamburger nicht allzu groß werden konnten. Genau dadurch hatten die Gäste aber auch selbst Probleme, wenn sie von hintern heraus neu aufbauen mussten; zwar ordnete Fink noch an, dass Beister und Son öfter rochieren sollten (was sie auch taten). Doch die Düsseldorfer schalteten in der Außenverteidigung von Raum- auf Manndeckung um und konnten dem Fink’schen Kniff so letztlich das Überraschungsmoment nehmen.

Alles in allem kein wirklich schlechtes, aber auch kein gutes Bundesligaspiel. Zwar agierte die Fortuna besonders am Schluss sehr defensiv und vergab Konterchancen oft schon im Ansatz, doch hatte man wohl erkannt, dass der Zwei-Tore-Vorsprung an diesem Abend gegen einen recht schwachen HSV genügen würde. Auf Seiten der Hamburger waren zwar über 20 Flanken in den Strafraum der Fortuna zu verzeichnen, doch echte Gefahr ergab sich daraus praktisch nie. Der HSV zwar mit der Ballbesitz, aber eine Stunde ohne den Takt- und Ideengeber van der Vaart, der wohl für den Rest der Vorrunde ausfallen wird. Das könnte die Hanseaten in den verbleibenden vier Spielen durchaus noch ein paar Punkte kosten – zu abhängig ist man derzeit von dem Niederländer. Allerdings wäre ein Erfolg in Düsseldorf auch mit dem Nationalspieler der Elftal schwer geworden, zu intelligent zeigte sich Düsseldorf in taktischer Hinsicht nämlich in dieser Partie.