Trainer sind auch nur Menschen! – Stress und Burnout im Traineralltag

von Diplom-Psychologin Marion Sulprizio

Ein (Fußball-) Trainer hat in seinem Alltag eine Vielzahl von Stressoren zu bewältigen. So muss er viele Rollen erfüllen und verschiedenen Ansprüchen gerecht werden. Er muss z.B. Regisseur und Trainingsgestalter, aber auf der anderen Seite auch Ansprechpartner für die Spieler und möglicherweise sogar väterlicher Freund oder Mentor sein. Außerdem trägt der Trainer in der Endkonsequenz die Verantwortung für das Abschneiden seiner Mannschaft und – obwohl er niemals direkt eingreifen kann – ist er meist der Erste, der den Verein verlassen muss, wenn eine Serie an Niederlagen auf dem Papier steht. Dieser Druck von außen bei gleichzeitiger Unkontrollierbarkeit der Sportlerleistung ist ein wesentlicher Faktor für das Stresserleben von Trainern. Aber auch soziale Umstände wie z.B. das dauernde oder teilweise Allein leben und getrennt sein von der Familie kann eine starke Belastung für den Trainer darstellen.

Es gibt aber auch Faktoren, die in der Persönlichkeit des Trainers begründet liegen, und die in Kombination mit den oben genannten Umweltbelastungen zu Stress, Burnout oder Depression führen können. So sind Perfektionismus und die überzogene Angst vor Fehlern Persönlichkeitseigenschaften, die in zwanghafter Ausrichtung sehr viel Energie erfordern, wobei es im Trainings- und Wettkampfzyklus häufig zu unvorhergesehenen und wenig kontrollierbaren Situationen kommt (z.B. Verletzung des Leistungsträgers, schlechte Tagesform einzelner Spieler, Infektionen oder Grippewelle im Team). Aber auch die Zufriedenheit mit der eigenen Situation – finanziell und sportlich – spielt eine große Rolle dabei, ob ein Trainer psychisch gesund bleibt.

In einer Studie der DSHS Köln mit 70 Deutschen Spitzentrainern zeigte sich, dass diese sich im Durchschnitt nicht übermäßig stark belastet fühlen. Dennoch gab es Einzelfälle, die klare Anzeichen von Burnout zeigten. Ein zentrales Ergebnis war außerdem, dass die Trainer sich als besonders leistungsfähig erlebten, wenn ihre Grundbedürfnisse nach Autonomie, sozialen Beziehungen und erlebter Kompetenz im Rahmen ihrer Arbeit befriedigt werden. Wenn hingegen die Bedürfnisse nach Autonomie und Beziehung nicht befriedigt sind, dann empfinden Trainer erhöhte Anspannung. Cheftrainer erleben erwartungsgemäß mehr Autonomie als Assistenztrainer. Trainer, die mit dem Erreichten zufrieden sind, erleben weniger Sorgen und mehr Freude. Räumlich von ihren Familien getrennt lebende Trainer erleben weniger Freude.

Für Vereine und Verbände bedeutet das, dass diese ihren Trainern (auch den Assistenztrainern) „optimale Arbeitsbedingungen“ schaffen sollten. Beispielsweise sollte das soziale Umfeld weitgehend erhalten bleiben, also der Familie ein Umzug ermöglicht werden. Es sollten aber auch Möglichkeiten für Trainer geschaffen werden, professionelle Hilfe bei Stressbelastungen in Anspruch zu nehmen. Hier bietet sich ein Netzwerk aus psychologischen oder bei klinischen, d.h. schwerwiegenden Störungen, auch psychotherapeutischen und psychiatrischen Fachkräften an.
Ein neuer Gedanke ist auch, dass Trainer vermehrt geschult werden, wie sie ihre eigenen Ressourcen stärken können, damit Stress und Belastung nicht unbedingt zu Burnout und Erkrankung führen. So sollten beispielsweise auch Trainer Entspannungsverfahren erlernen, sich und ihre eigenen Ansprüche und Ziele selbst reflektieren, oder sich in Fortbildungen und Workshops mit „Gleichbetroffenen“ austauschen.