Training auch bei kälterem Wetter

Viele Eltern sind um ihre Kinder besorgt, wenn auch im Winter das Jugendtraining im Freien stattfindet.

Allein mit dem Spruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung“, kann man die Erziehungsberechtigten seiner Spieler aber nicht beruhigen. Auch die Ansage: „Wir sind ja nicht aus Zucker“, ist nicht unbedingt produktiv. Man muss den Eltern schon sachlich fachlich begegnen, um ihnen zu vermitteln, dass auch im Winter draußen trainiert werden kann. Das fängt schon mit der Ausrüstung an. Eine Regenjacke aus dem Profishop von Teamsportbedarf.de, ein Handtuch und zusätzlich trockene Kleidung sollte in der Sporttasche nicht fehlen. Die Kinder sollten sich warm anziehen, dann kann eigentlich nichts passieren.

 

Auch im Winter macht Fußball Spaß (Foto: Rike  / pixelio.de)

Auch im Winter macht Fußball Spaß (Foto: Rike / pixelio.de)

Außerdem kann natürlich auch der Trainer einiges dafür tun, dass es den Kindern auch in der Kälte Spaß macht. Wie immer dürfen die Wartezeiten vor allem im Winter nicht zu lang sein, langes Stehen nach schweißtreibenden Übungen wäre natürlich eine Einladung an die Erkältungsmonster. Außerdem braucht der Körper die Herausforderung mit äußeren Reizen auch im Winter, damit er fit bleibt.

 

Frische Luft tut immer gut, also auch in der kälteren Jahreszeit. Wenn man die Kinder ordentlich motiviert und ihnen ein spannendes Training offeriert, dann sind sie auch im Winter mit großem Ehrgeiz bei der Sache. Dann werden auch die Eltern schnell feststellen, dass die Kinder sich wohl fühlen, wenn man sich ein paar Stunden an der frischen Luft bewegt als nur in der warmen Stube zu hocken. Auch wenn draußen klirrend kalte Temperaturen herrschen. Trotzdem bleibt bei vielen Eltern die Angst, dass sich ihr Kind im Freien erkälten könnte.

 

Schon Sebastian Kneipp hat vor 100 Jahren zu Tage gefördert, das wechselnde Reize von Kälte und Wärme gesundheitsfördern wirken. Kneipp unterstrich dabei die außerordentliche Wichtigkeit, Hände, Gesicht, Hals und Kopf regelmäßig frische Luft zuzuführen. Mindestens von Frühjahr bis Herbst präferierte er dies auch für die Füße. Ängstlichen Eltern, die in Erfahrung bringen wollten, wie lange ihr Nachwuchs draußen barfuß unterwegs sein dürfe, erwiderte Kneipp, dass die Kleinen schon von alleine nachhause fänden, wenn ihnen kalt sei.

 

Auch heute sind die Methoden Kneipps, die umgangssprachlich als Abhärtung betitelt werden, noch sinnvoll. Der Facharzt für Jugend- und Kindermedizin der Kneippschen Kinderheilstätte in Bad Wörishofen Robert Leick stellt fest, dass durch die innovative Heizungs- und Bekleidungstechnik es heutzutage wenig Kältereize gebe, denen sich der Mensch aussetzen müsse. Insofern sei Kneippen aktueller denn jemals zuvor.

 

Der Mediziner ist der Überzeugung, dass heutzutage Kinder nicht mehr so abgehärtet seien wie früher, was sich im Umkehrschluss auf die Infektanfälligkeit auswirke. Leick empfiehlt deshalb (auch ohne Barfuß laufen), dass Kinder sich regelmäßig im Freien bewegen sollten. Eltern können dabei ihre Kinder beobachten und sie Schritt für Schritt an die Kälte gewöhnen. Dann muss man auch keine Angst haben, dem Kind mehr zuzumuten als ihm gut tut. Eltern sollten auch bei leichten Infekten der Atemwege mit dem Nachwuchs an die frische Luft gehen.

 

Auch viele Kindertagesstätten stehen vor der umstrittenen Frage, ob man bei Kälte in den warmen vier Wänden bleibt oder trotzdem rausgeht. Beate Jung, Erzieherin aus Mühlheim am Main, z.B. weiß die Antwort: „Raus, so oft wie möglich!“ Das Motto in dem Kindergarten, in dem sie arbeitet, heißt „Viel Bewegung an der frischen Luft“ und ist ein unmittelbar Teil des Pädagogikkonzeptes. Die Kindergruppen nutzen dabei nicht nur den Spielplatz vor dem Kindergartengebäude, es werden in schöner Regelmäßigkeit auch Ausflüge zum Flussufer, in den Wald oder andere Ziele offeriert, was auch bei schlechtem Wetter der Fall ist. „Die Kinder gehen dabei gerne mit und verzichten auch bei ungemütlichen Wetter nur ungern auf ihren Waldtag.“

 

So haben die Kinder vor kurzem trotz Kälte und Regen sogar ein Picknick in einer kleinen Waldhütte verbracht. „Angst und Bedenken kommen eher von den Eltern“, so Jung. „Sie befürchten schnell, dass ihre Kinder krank werden könnten. Ich bin aber überzeugt, dass die Kinder davon profitieren, wenn sie die Kälte draußen wahrnehmen und spüren und dabei in Erfahrung bringen, welche Reaktion ihr Körper zeigt.“

 

Auch beim Fußballtraining kostet es anfangs wohl etwas Überwindung, sich bei klirrender Kälte im Freien zu bewegen, doch das Wohlgefühl für alle ist umso größer, wenn man in die warme, trockene Kabine kommt, anschließend duschen geht. Im Vereinsheim oder zuhause können die glühend-kribbelnden Hände, Füße und Wangen mit heißer Suppe und Tee im folgenden wieder erwärmt werden. Ein unvergleichlicher Geschmack und äußerst wohltuendes Erlebnis. Unser Training fällt deshalb nur bei extremen Wetterbedingungen wie Dauerregen oder Sturm aus.

 

Die Kinder müssen halt mit motivierenden Übungseinheiten bei Laune und vor allem in Bewegung gehalten werden. Neulich habe ich ein kleines Experiment gewagt und meine Jungs gefragt, was eigentlich passiert, wenn man die Handschuhe auszieht. Die Truppe hat dabei selbst herausgefunden, dass die Hände durch intensive Bewegung von selbst wieder mollig warm werden, das gilt auch fürs Training im Schnee. Nicht nur Trainern, sondern auch Erzieherinnen sind natürlich Kinder bekannt, die bei Kälte freiwillig selten raus gehen möchten. Doch auch sie muss man versuchen zu motivieren, was mit für die kalte Jahreszeit speziellen Trainingsangeboten und Übungseinheiten auch meistens gelingt.

 

Wichtig ist, dass man sich entsprechend anzieht. Denn der Aufenthalt an der klirrend kalten Luft verlangt eine optimale Kleidung. Wetterfeste, robuste Jacken und Hosen sind angesagt. Ich kann auch die Zwiebeltechnik empfehlen, sie bewährt sich immer wieder gut. Hier ziehen die Kinder je nach Bedarf mehrere Kleidungsschichten übereinander an, wie beispielsweise Unterhemd, Rollkragenpullover, Pulli, Weste und Jacke. Das An- und Ausziehen nimmt hier etwas mehr Zeit in Anspruch, wenn man ins Schwitzen kommt, können die Kleidungsstücke dann aber schichtweise während des Trainings schnell und einfach wieder abgelegt werden. Für Trinkpausen und das Trainingsende stehen bei uns auch immer heißer Tee in der Thermoskanne bereit, so wappnen wir die Schleimhäute gegen das Austrocknen und uns gegen Erkältungen.

 

Schließlich wirkt Bewegung prophylaktisch auch bei Haltungsschäden, nebenbei werden auch noch Schlaf und Appetit reguliert. Kinder besitzen einen natürlichen Bewegungsdrang und leben diesen herkömmlicherweise auch in der kalten Jahreszeit gerne aus. Ferner ist Bewegung natürlich auch ein wichtiger Entwicklungsmotor, um ein positives Selbstwertgefühl zu auszuprägen. Damit dieser Motor nicht ins Stottern kommt, sollten Eltern ruhig ein bisschen ihre Angst vor Kälte ablegen und auch außerhalb von Kindergarten und Fußballtraining viele Ausflüge im Herbst und Winter unternehmen…!