Vergleich Klopp vs. Heynckes

Jürgen Klopp und Jupp Heynckes repräsentieren zwei unterschiedliche Trainergenerationen. Dennoch trainieren sie beide Clubs, die in der jüngeren Vergangenheit und wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren den deutschen Fußball dominieren werden. Klopp konnte zuletzt mit Borussia Dortmund seine ersten Meisterschaften feiern, während Jupp Heynckes bereits in der Saison 1988/89 mit dem FC Bayern München seinen ersten Meistertitel als Trainer gewinnen konnte. Obwohl beide Trainer sehr erfolgreich sind und waren, unterscheiden sie sich in vielerlei Hinsicht.

Persönlichkeit

Jürgen Klopp ist ein sehr intelligenter, offener Typ, der in den Medien und bei den Fans sehr gut ankommt. In seiner Anfangszeit bei Borussia Dortmund versuchte er, an der Seitenlinie ruhiger zu sein als beim FSV Mainz 05, doch schnell zeigte sich, dass dieses Vorhaben nicht gelingen konnte. Der Emotionsmensch erlebt jedes Spiel als Teil der Mannschaft mit und wirbelt im Überschwang der Gefühle auch schon mal einen seiner leichtgewichtigen Angreifer nach einem Torerfolg durch die Luft. Manchmal überdreht Klopp, hat aber dann die Klasse, sich bei den Betroffenen sehr schnell zu entschuldigen.

Jupp Heynckes hat einmal gesagt, dass ein Trainer, der während des Spiels ständig aufstehe, seine Arbeit vor dem Spiel nicht gut gemacht habe. Auch wenn er diesen Satz später wohl bereute, tritt Heynckes doch ganz anders bei einem Spiel auf als Jürgen Klopp. Früher wirkte Heynckes manchmal verbissen, doch heute sieht er eher entspannt aus. Heynckes zeigt auch Emotionen, ist aber in seiner ganzen Trainerkarriere noch nie zur Eckfahne gespurtet, um einen Torschützen zu umarmen. Als besonnener Beobachter verkörpert er das alte Trainerideal, das von Legenden wie Herberger und Weisweiler geprägt wurde.

Taktik

Jupp Heynckes und Jürgen Klopp lieben spektakulären Offensivfußball. Allerdings setzt Heynckes am liebsten auf starke Individualisten, die mit ihrer Kreativität die Angriffe gefährlich machen sollen. Diese Spieler, wie z.B. Ribéry und Robben beim FC Bayern, müssen zwar auch nach hinten arbeiten, aber sie haben sehr viele Freiheiten. Bei einem Ballverlust lässt Heynckes seine Mannschaft nicht aggressiv agieren. Meist lassen sich die Spieler etwas zurückfallen, um dann aus einem geordneten Defensivverbund den Gegner zu attackieren. Im direkten Vergleich mit Borussia Dortmund hat sich dieses Defensivverhalten als größte Schwäche herausgestellt.

Bei Jürgen Klopp ist der Offensivfußball das Resultat eines sehr aggressiven Defensivverhaltens. Borussia Dortmund spielt auf dem ganzen Platz Gegenpressing. Sobald ein Spieler den Ball verliert, verschiebt sich die gesamte Mannschaft zum Ball. Der ballführende Spieler wird sofort von mehreren Spielern attackiert. Dadurch werden viele Ballverluste provoziert, die nicht selten zu Torchancen führen. Die Dortmunder Überlegenheit in den beiden ersten Meisterjahren in den direkten Duellen gegen den FC Bayern hat viel mit der überlegenen Defensivtaktik des BVB zu tun. Klopps Mannschaften spielen immer Vollgas. Ob das auch auf internationalem Parkett funktionieren kann, muss sich zeigen.

Umgang mit den Spielern

Jupp Heynckes hatte in jungen Jahren gelegentlich Probleme mit den Stars in der Mannschaft. Doch im Herbst seiner Karriere pflegt Heynckes einen sehr klugen Umgang mit sensiblen Stars wie Ribéry und Robben. Bei einem Star-Ensemble wie dem FC Bayern ist es für den Erfolg enorm wichtig, alle Spieler bei Laune zu halten. Das hat seit Ottmar Hitzfeld keiner beim FC Bayern so gut geschafft wie Jupp Heynckes.



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Mit Gelassenheit und Überzeugungskraft gelingt es ihm, gelegentlich Eifersüchteleien und Streitigkeiten im Keim zu ersticken.

Jürgen Klopp wird in den Medien oft als Kumpeltyp beschrieben. Zweifellos gibt es diese Komponente bei Klopp. Das Verhältnis zu den Spielern ist außergewöhnlich gut, was auch daran deutlich wird, dass nicht einmal ausgemusterte Spieler Ärger machen. Das funktioniert nur, wenn der Trainer fair und ehrlich mit seinen Spielern umgeht. Auch in schwierigen Phasen verteidigt Klopp seiner Spieler vehement in der Öffentlichkeit. Das wird ihm in der Mannschaft sehr hoch angerechnet. Bei Mainz 05 hat Klopp zudem gezeigt, dass er auch mit schweren Niederlagen (mehrfach den Aufstieg im letzten Moment verpasst) umgehen kann, ohne bei den Spielern seine Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Umgang mit den Medien

Jupp Heynckes wirkt durch seine etwas ungelenke Sprache manchmal seltsam in Fernsehinterviews. Allerdings ist der gereifte Heynckes heute wesentlich lockerer als z.B. noch bei seiner ersten Anstellung beim FC Bayern. Damals wurde auch der Spitzname „Osram“ populär, da Heynckes bei Stress zu einer sehr gesunden Gesichtsfarbe tendiert. Heute lässt Heynckes sich auch in schwierigen Situationen nicht aus der Ruhe bringen. Das ist gerade bei einem Verein wie dem FC Bayern, der in der Vergangenheit gelegentlich als FC Hollywood bekannt war, enorm wichtig.

Jürgen Klopp ist ein Medienliebling, aber sein Umgang mit den Medien ist nicht immer souverän. Nach Niederlagen gelingt es Klopp nur selten, einen vernünftigen Ton in Interviews zu finden. Vielleicht macht aber gerade diese ungekünstelte Art Jürgen Klopp so beliebt. Schließlich möchte kein Fußballfan aalglatte Aussagen hören, die allenfalls in verklausulierter Form einen Inhalt vermuten lassen. Wenn Klopp einmal über das Ziel hinaus schießt, ist er zudem in der Lage, sich sofort in der Öffentlichkeit für sein Verhalten zu entschuldigen.