Verschiedene Kulturen und trotzdem eine harmonische Mannschaft?

Ein Blick in die Bundesliga genügt um zu erkennen, dass in Fußballmannschaften Spieler aus mehreren Kulturkreisen versammelt sein können. Das ist im Profisport, in dem alleine die Leistung zählt, eher die Regel als die Ausnahme. Doch auch in den meisten Amateurmannschaften bis hin zu den Jugendmannschaften sind verschiedene Kulturen vertreten.

Kultur ist mehr als Religion. Es wäre deswegen eine unzulässige Verkürzung des Themas, alle Muslime als einen Kulturkreis zu verstehen. Es gibt zudem innerhalb des Islams sehr unterschiedliche Richtungen. Darüber hinaus spielt auch die Herkunft eine wichtige Rolle. So sind z.B. die meisten Türken und Araber Muslime und trotzdem gibt es viele kulturelle Unterschiede.

Auch die Sprache kann ein Problem sein. Wenn ein Spieler neu in die Mannschaft kommt, der nicht die deutsche Sprache beherrscht, ist das eine sehr schwierige Situation. Ohne einen Dolmetscher im Team ist dann eine Kommunikation kaum möglich.

In Deutschland spielen sehr viele Türken bzw. Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund Fußball. Aber es gibt auch andere Kulturen, die einen Trainer vor neue Herausforderungen stellen können. Der Umgang mit einem afrikanischen Spieler erfordert z.B. ganz andere Verhaltensweisen als der Umgang mit einem asiatischen Spieler.

Ein einfaches Rezept, das bei allen Kulturen sehr gut funktioniert lautet:

Kommunikation!

Der Trainer sollte auf neue Spieler zugehen und sie kennen lernen. Zudem sollte er in der Mannschaft ein Klima schaffen, in dem neue Spieler freundlich aufgenommen werden. Das ist eine wichtige Aufgabe des Spielführers. Dazu gehört weit mehr als die Akzeptanz auf dem Platz. Persönliche Gespräche, die dem neuen Spieler signalisieren, dass ein Interesse an ihm vorhanden ist, sind entscheidend.

Damit die Spieler sich und ihre Kulturen besser kennenlernen, können Mannschaftsabende durchgeführt werden, an denen die Kulturen vorgestellt werden. Muslime können z.B. etwas über ihren Glauben erzählen oder türkische Migranten berichten von der Geschichte ihrer Familie. Ein afrikanischer Spieler kann etwas über sein Land erzählen und die Unterschiede zu Europa. Aber auch die deutschen Spieler ohne Migrationshintergrund sollten die Gelegenheit bekommen, etwas über ihre Kultur zu erzählen. Gegenseitiges Verständnis ist die Voraussetzung für ein harmonisches Miteinander.

Wenn viele Muslime im Team sind, kann es eine gute Idee sein, das traditionelle Fest des Fastenbrechens am Ende des Ramadans gemeinsam zu begehen. Der Trainer kann dies mit den muslimischen Spielern absprechen und ein gemeinsames Fest anregen. Ohnehin ist es auch für einen Trainer von muslimischen Akteuren wichtig zu wissen, wann der Ramadan stattfindet. Der Termin verschiebt sich jedes Jahr, da er auf einem Mondkalender basiert. Das traditionelle Fasten kann zu einer deutlichen Reduzierung der Leistungsfähigkeit führen. Deswegen müssen eventuell die Trainingsumfänge verändert werden. Da im Ramadan auch das Trinken tagsüber verboten ist, kann es leichter zu einer Dehydrierung kommen.

Viele Trainer stehen auf dem Standpunkt, dass nur die Leistung auf dem Platz zählt. Der Rest sei uninteressant und reine Privatsache der Spieler. Das ist eine legitime Meinung, für die es gute Gründe gibt. Auf der anderen Seite muss aber bedacht werden, dass eine Fußballmannschaft ein Team sein soll. In einem Team muss aber Vertrauen zwischen den Spielern vorhanden sein. Dieses kann aber nicht entstehen, wenn kulturelle Unterschiede dafür sorgen, dass in der Mannschaft Gräben entstehen. Die Spieler müssen keine Freundschaften schließen. Aber sie dürfen auf keinen Fall Feinde werden.

Auf keinen Fall darf in einer Mannschaft Rassismus geduldet werden, auch nicht gegenüber gegnerischen Spielern. Ein Trainer sollte bei diesem Thema keinerlei Toleranz zeigen. Das heißt aber nicht, dass ein Spieler, der durch einen rassistischen Spruch aufgefallen ist, gleich aus der Mannschaft entfernt wird. Jeder sollte die Chance bekommen, seine Meinung zu überdenken und sich zu entschuldigen. Ein offener Umgang mit diesem Thema ist sehr hilfreich. Dadurch werden Vorurteile abgebaut, die fast immer auf Unwissenheit basieren. Der Trainer ist in solchen Situationen als Vorbild und Pädagoge gefragt.