Was bei einem Einzelgespräch zu beachten ist

In einer Gruppe, besonders in einer Gruppe jüngerer Menschen, besteht die Gefahr, dass immer ein, zwei Personen dabei sind, die die Worte „sozial“ und „Verhalten“ nur schwer in einen Zusammenhang bringen können. Wenn für einen Trainer augenscheinlich wird, dass bei seinem Schützling ein auffälliges Verhalten vorliegt, so muss das angesprochen werden.

Fehlt der Spieler oft unentschuldigt beim Training oder gar an einem Spieltag? Ist die Leistung in Training oder Spiel häufig schlecht, obwohl die fußballerischen Fähigkeiten ausgeprägt sind, ist der Spieler permanent unmotiviert? Eckt er in der Gruppe an, d.h., hat er aufgrund seines fehlenden Sozialverhaltens Probleme mit Mitspielern oder mit dem Trainer bzw. dem Betreuer? Gibt es Schwierigkeiten anderer Natur? Wenn nur eine dieser Fragen mit einem „Ja“ beantwortet wird, dann ist es zwingend notwendig, dass der Trainer das Gespräch sucht – und zwar unter vier Augen. Derlei Dinge haben in einer Besprechung mit der gesamten Mannschaft nichts zu suchen.

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Es kann natürlich auch vorkommen, dass der Spieler ein Gespräch von sich aus sucht. In diesem Fall ist es ratsam, den Spieler nicht zu vertrösten, etwa aus Zeitgründen oder weil man als Trainer grad keine Lust auf eine Auseinandersetzung hat (was bei einem guten Trainer übrigens so oder so niemals vorkommen sollte). Gerade Jugendliche müssen das Gefühl haben, dass der Trainer als Bezugsperson für sie da ist. Denn schließlich kann es vorkommen, dass der Spieler ein ernstes Anliegen hat. So ist es durchaus denkbar, dass er familiäre oder schulische Probleme ansprechen möchte, mit denen er sich nicht traut, seine Eltern oder den Klassenlehrer anzusprechen.

Geht die Initiative vom Trainer aus, so sollte man berücksichtigen, dass eine groß aufgehängte Ankündigung eines Einzelgesprächs den Spieler möglicherweise verunsichern kann. Es empfiehlt sich daher, eine gute Gelegenheit abzupassen, um den Spieler formlos anzusprechen. Sind die Probleme allerdings größerer Natur und ist sich der Spieler dessen auch bewusst, so lässt es sich meist nicht umgehen, einen festen gemeinsamen Termin auszumachen, etwa nach dem Training, wenn die anderen Spieler bereits nach Hause gegangen sind.

Doch wie geht man als Trainer ein solches Gespräch nun an? Man sollte sich von Beginn an klarmachen, dass man selbst womöglich auch schon Fehler im Umgang mit dem Spieler gemacht hat – es ist also gut möglich, dass dieser Kritik üben wird. Ob berechtigt oder nicht, zwingend notwendig ist es für den Trainer, sich damit sachlich und konstruktiv auseinanderzusetzen. Für die Atmosphäre des Gesprächs sollte sich der Trainer vornehmen, diese möglichst angenehm zu gestalten und die einleitenden Worte in aufbauender oder positiver Weise an den Spieler zu richten. Ein Hinweis auf eine gute Aktion im letzten Spiel oder Training oder eine anerkennende Bemerkung zum sozialen Verhalten können dabei recht hilfreich sein.

Dann ist es an der Zeit, den Spieler reden zu lassen; er soll von den Problemen erzählen, die ihn beschäftigen – ganz gleich, welcher Art sie sind, ob mit Mitspielern, mit der Familie oder mit der Schule. Wichtig ist es, den Spieler allein durch Zuhören aufzubauen; im Gegensatz dazu schadet es eher, wenn der Trainer oft unterbricht und dem Spieler damit das Gefühl gibt, er wolle ihn in die Ecke drängen. Gezielte Nachfragen sind natürlich erlaubt und hilfreich, solange der Spieler merkt, dass es dem Trainer ernst ist und dass die angesprochenen Dinge zunächst nur für die Ohren des Trainers bestimmt sind. In dieser Phase sollten die Gründe, warum es überhaupt zum Einzelgespräch gekommen ist, allerdings dann schon angesprochen worden sein, im Idealfall vom Spieler selbst.

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Der wichtigste Schritt ist nun, auf den Spieler zuzugehen, und zwar, indem man als Trainer anbietet, dass die Lösung des Problems vom Spieler selbst ausgehen soll. Das geschieht am besten in der Art und Weise, als der Spieler von sich aus Vorschläge für die Lösung unterbreitet. Kommt man dabei auf einen gemeinsamen Nenner, so ist der erste Zweck des Gesprächs erfüllt – das unbedingt beendet werden sollte, indem man zusammen mit dem Spieler ein konkretes Ziel formuliert und einen Zeitraum ansteckt, innerhalb dessen dieses Ziel erreicht werden kann. Nach Ablauf dieser Frist muss sich der Trainer in jedem Fall noch einmal mit dem Spieler zusammensetzen, um ein Feedback-Gespräch zu führen, das ein Spieler unbedingt benötigt und auf das dieser auch wartet.

Einzelgespräche mit Spielern bergen einen hohen Nutzen. Probleme, die in einem Team entstehen, können so rechtzeitig erkannt, angesprochen und beseitigt werden, darüber hinaus schafft der Trainer eine höhere Motivation bei den Spielern. Die Leistung lässt sich dadurch im Normalfall deutlich steigern. Durch einzeln geführte Gespräche ist ein Trainer auch besser in der Lage, die Sozialstruktur einer Mannschaft zu verstehen. Und schließlich lassen sich dadurch soziale Sicherheiten für die Spieler erreichen.

Noch eine Anmerkung: Wenn die Probleme des betreffenden Spielers tiefer gehen, wenn es sich etwa um drastische familiäre Konflikte handelt, sollte der Trainer seine Kompetenzen nicht überschreiten. Oft ist hier Hilfe von professioneller Seite die einzig vernünftige und mögliche Lösung. Auch sollte man als Trainer nicht überschätzen, wie groß die eigenen psychologischen oder psychotherapeutischen Möglichkeiten sind.