Was ist Handlungsschnelligkeit?

Als Handlungsschnelligkeit im Fußball bezeichnen wir die Fähigkeit, auf Grund von visuellen, gedanklichen, technisch-taktischen und konditionellen Möglichkeiten situationsspezifisch möglichst schnell zu handeln“. – Christoph Daum

Schnelligkeit im Allgemeinen ist im Fußball eines der wichtigsten Attribute eines jeden Spielers. Unabhängig von Positionen hilft eine hohe Schnelligkeit dabei Zweikämpfe zu gewinnen (oder ihnen bereits aus dem Weg zu gehen), Laufduelle für sich zu entscheiden oder sich freizulaufen, um anspielbar zu sein. Schnelligkeit ist hierbei die psychomotorische Verbindung aus größtmöglicher Bewegungs- und Reaktionsgeschwindigkeit.

Die Handlungsschnelligkeit wird dabei auch als azyklische Schnelligkeit bezeichnet, während man den Part der Laufaktionsgeschwindkeit als zyklisch betrachtet. Man definiert sie als die Fähigkeit aufgrund seiner psychischen, konditionellen, taktischen und technischen Voraussetzungen möglichst optimal zu handeln.

Noch einmal unterteilen kann man sie in ihre kognitiven und motorischen Komponenten. Zu den kognitiven zählen die Antizipations-, die Entscheidungs- und die Wahrnehmungsschnelligkeit. Zu den motorischen wiederum die Schnelligkeiten mit und ohne Ball. Während die kognitiven Komponenten also über die Schnelligkeit vor der eigentlichen, physischen Aktion entscheiden, sind die motorischen dafür entscheidend, wie schnell der Athlet die Aktion anschließend für alle sichtbar ausübt. Dies stellt man am besten anhand eines Schaubilds dar:

Was ist Handlungsschnelligkeit1Die nun bereits genannte Reaktionsschnelligkeit beinhaltet wiederum ebenfalls eine Reihe biologischer Grundlagen, darunter die Wahrnehmungsphase, die afferente Leitungsphase, die Verarbeitung von Informationen, die efferente Leitungsphase und die Latenzzeit. Begrifflichkeiten, auf die an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden sollen.

Zusammenfassend und auf den Punkt gebracht bedeutet Handlungsschnelligkeit also die Kombination aus kognitiver und motorischer Schnelligkeit, also aus Reaktions- und Bewegungsschnelligkeit. Generell gesehen ordnet sich die Handlungsschnelligkeit ebenso dem Koordinationstraining und den dafür benötigten koordinativen Fähigkeiten zu. Darüber hinaus lässt sie sich dann noch in drei Phasen unterteilen:

Phase 1: Reaktionsphase
Phase 2: Beschleunigungsphase
Phase 3: Schnelligkeitsphase

Gerade beim Fußball spielt die Handlungsschnelligkeit eine immer größere Rolle. Vorbei sind die Zeiten, in denen man nach der Ballannahme eine gefühlte Ewigkeit Zeit hatte, sich zu überlegen, was als nächstes passieren sollte, zu wem man den Ball weiterpassen soll oder wo man mit ihm hin läuft. In der Regel muss man mittlerweile selbst in niederen Klassen bereits vorher eine Lösung parat haben oder zumindest eine Idee davon, wie diese aussehen könnte. Neben den motorischen und physischen Fähigkeiten, spielt also auch gedankliche Schnelligkeit eine große Rolle, die es regelmäßig zu schulen gilt.

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Als Teamsport stellt Fußball seine Spieler vor viele Herausforderungen, die sie selbst aufgrund der Fülle von Mitspielern und äußeren Einflüssen und Faktoren nur sehr bedingt selbst steuern und beeinflussen können. Nimmt man andere Ballsportarten wie Basketball oder Handball als Vergleich, so fällt direkt auf, dass es beim Fußball vor Allem ein deutlich größeres Spielfeld und mehr Spieler gibt. Diese Faktoren allein genügen, um begreifen zu können, dass die Anzahl möglicher Spielsituationen etc. ein Vielfaches derer bei anderen Teamsportarten darstellt. Die Komplexität ist beim Fußball daher deutlich höher als landläufig oft angenommen und. Dies erfordert von ihren Protagonisten neben physischen Fähigkeiten auch eine nicht geringe Portion geistiger „Frische“. Es gilt also die mannigfaltigen bzw. unzähligen verschiedenen Spielkonstellationen so schnell wie möglich zu meistern und immer eine Lösung parat zu haben. Reaktions- und in dieser Folge Handlungsschnelligkeit ist daher eine der wichtigsten Eigenschaften, die es zu schulen gilt. In Zeiten, in denen taktische Mittel wie Pressing oder Gegenpressing genutzt werden, um möglichst viel Druck auf gegnerische Spieler auszuüben, ist es unheimlich wichtig, neben den technischen Fähigkeiten in Sachen Ballbehandlung etc. auch geistig in der Lage zu sein, enge Spielsituationen unter Druck meistern zu können. Ein Spieler muss diese Spielsituationen also nacheinander wahrnehmen, dann richtig antizipieren bzw. voraussehen können, eine Entscheidung treffen und abschließend tatsächlich aktiv handeln. Vier Schritte, die in Bruchteilen von Sekunden vonstatten gehen müssen.

Dies lässt sich letzten Endes dann unter dem Begriff Handlungsschnelligkeit zusammenfassen. Erst anschließend kommt die tatsächliche Bewegungsschnelligkeit zum Tragen. Wobei sich eine Art Kreislauf entwickelt, denn Handlungsschnelligkeit wird im Verlaufe der 90 Minuten ein ums andere Mal vom Spieler verlangt. Geht es beispielsweise darum eine Situation zu erkennen, sich freizulaufen, um dann angespielt zu werden, greifen zunächst Handlungs- und dann Bewegungsschnelligkeit, ehe dieser Prozess vor dem (zu „planenden“) Abspiel erneut angestoßen wird.

 Weitere Links zum Thema „Spielschnelligkeit/Handlungsschnelligkeit“:

1. Lehrprobe „Verbesserung der Spielschnelligkeit
2. Artikel „Wie trainiert man Handlungschnelligkeit?
3. Übung: „Verbesserung der Handlungsschnelligkeit im 8 gegen 8
4. Übung: „Verbesserung der Handlungsschnelligkeit im 4+4 gegen 4+4
5. Übung „Verbesserung der Handlungsschnelligkeit durch Lauf in Felder nach Kommando
6. Übung „Verbesserung der Handlungsschnelligkeit durch Fangspiel mit Kommando
7. Trainingskartothek „Sprinttraining
8. Trainingskartothek „Koordinationstraining

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