Welche Rolle spielt die Körpergröße beim Fußball?

Der legendäre Otto Rehhagel hat einst den Satz geprägt: „Einzneunzig kannste nicht trainieren!“ Ganz offensichtlich war Rehhagel stets davon überzeugt, dass große Spieler Vorteile beim Fußball hätten. Deswegen waren in seinen Mannschaften auch stets viele Spieler mit einer überdurchschnittlichen Körpergröße zu finden. Und was immer man auch von Otto Rehhagel halten mag: Als Trainer war er zweifellos mit Werder Bremen sehr erfolgreich und hat sich mit dem Gewinn der Europameisterschaft mit Griechenland selbst ein Denkmal im internationalen Fußball gesetzt. Aber das heißt noch lange nicht, dass Otto Rehhagel tatsächlich Recht hat.

Welche Vorteile hat ein großer Spieler?

Der offensichtliche Vorteil, denn ein großer Spieler hat, ist die zusätzliche Kopfballstärke. Jeder Zentimeter, den ein Spieler nicht springen muss ist, zumindest in der Theorie, ein Vorteil beim Kopfballduell. Das gilt allerdings insbesondere bei hohen Bällen, denn wenn ein Ball halbhoch zum Flugkopfball hereingespielt wird, reduziert sich der Vorteil des großen Spielers schon wieder deutlich. Zudem nutzt die tollste Körpergröße nichts, wenn der Spieler nicht springen kann. Wenn Sprungkraft und Körpergröße hingegen zusammenkommen, dann wird ein Spieler vielleicht sogar gelegentlich zum berühmten „Turm in der Schlacht“.

Ein oftmals unterschätzter Vorteil eines großen Spielers ist die zusätzliche Übersicht. Fragen Sie einmal einen kleinen Spieler, ob er bei Flanken und Ecken immer den Ball sieht, bevor er im Strafraum landet. Für einen großen Spieler, der über den Rest der Spieler hinweg schauen kann, ist das überhaupt kein Problem. Zwar kann sich ein kleiner Spieler behelfen, indem er an den Spielern vorbeischaut, aber den prinzipiellen Nachteil gegenüber einem großen Spieler kann er nicht ausgleichen. Die beiden genannten Vorteile sind insbesondere für Innenverteidiger wichtig und deswegen gibt es auf dieser Position nur wenige Spieler auf Top-Niveau, die kleiner als 1,85 Meter sind.

Welche Vorteile hat ein kleiner Spieler?

Ein kleiner Spieler hat kürzere Beine und deswegen eine viel kleinere Übersetzung beim Laufen. Dadurch kann er viel kürzere Bewegungsradien erreichen als ein Spieler mit langen Beinen. Deswegen sehen große Spieler oftmals auch sehr unbeholfen aus, wenn sie gegen kleine Spieler in den Zweikampf kommen. Wenn Lionel Messi auf hünenhafte Abwehrspieler zuläuft, ist das sogar regelrecht ein Albtraum für jeden Abwehrspieler, denn die kurzen und schnellen Haken des Ausnahmefußballers lassen sich nur sehr schwer verteidigen. Wenn dies überhaupt einem Spieler gelingen könnte, dann müsste er eine ähnliche Statur und Dynamik wie Lionel Messi haben. Wenn Sie einmal einen gegnerischen Spieler durch eine Sonderbewachung aus dem Spiel nehmen möchten, sollten Sie diesen Faktor übrigens unbedingt bedenken.

Kleine Spieler sind oftmals technisch beschlagener als große Spieler. Das hat sehr viel damit zu tun, dass die kleinen Spieler die Technik benötigten, um sich überhaupt gegen größere Spieler durchzusetzen. Deswegen liegt der Fokus dieser Spieler schon von Kindheit an ganz anders als bei großen Spielern. Es gibt aber durchaus Ausnahmen, auch weil das Jugendtraining in den letzten Jahren erheblich verbessert worden ist. Heute sortieren die Jugendtrainer bei den großen Vereinen nicht mehr automatisch nach Körpergröße und Statur Spieler aus, sondern alle Jugendspieler werden umfassend am Ball ausgebildet.

Taktik und Körpergröße müssen zusammenpassen

Wenn Ihr Team ausschließlich aus kleinen Spielern besteht, können Sie kaum mit einer Taktik, die auf Flanken ausgelegt ist, erfolgreich sein. Umgekehrt können Sie aber auch nicht eine Mannschaft, die ausschließlich aus großen Spielern besteht, Tiki-Taka spielen lassen. Wenn Sie einen großen Stürmer haben, sollten Sie darauf achten, dass auch gelegentlich Flanken den Strafraum kommen. Einen kleinen Stürmer können Sie hingegen viel besser durch Pässe in die Tiefe in Szene setzen. Die Fußballgeschichte zeigt, dass von Otto Rehagels Hünenfußball bis zum Tiki-Taka des FC Barcelona alle Varianten erfolgreich sein können. Die Körpergröße ist also gar nicht entscheidend. Das gilt aber nur, wenn Sie die perfekte Taktik für Ihre Spieler finden.