Wenn die Leichtigkeit verfliegt

Die Frankfurter Eintracht stellt mit klarem Abstand den besten Aufsteiger – und hat sich in der Spitzengruppe der Liga etabliert. Doch in den letzten Spielen ging dem Team von Armin Veh etwas die Lauft aus, obwohl es – im DFB-Pokal wie der letzte Ligagegner aus Fürth schon in Runde eins ausgeschieden – eigentlich Kräfte tanken konnte.

Zwei Punkte haben die Frankfurter bis jetzt im Schnitt pro Spiel geholt, macht 20 Zähler nach zehn Spieltagen. Und Platz drei in der Tabelle, hinter den punktgleichen Schalkern. Aber weil es am zehnten Spieltag im Heimspiel gegen Mitaufsteiger Fürth nach früher 1:0-Führung (Alex Meier in der 1. Minute) am Ende nur zu einem 1:1 reichte, herrschte nach dem Abpfiff Krisenstimmung bei den bis dahin so verwöhnten Fans. Die sind nach nur einem Punkt aus den letzten beiden Partien – vorher verlor die Eintracht verdient mit 1:2 beim VfB – ziemlich unzufrieden gewesen, was Trainer Armin Veh aber nicht weiter angefochten hat.

Denn Veh ist die Bierruhe selbst. Der Mann, der hin und wieder seinen wohltuenden Abstand zum Zirkus Bundesliga akzentuiert kundtut, brachte nach dem Ende der Partie gegen die Mittelfranken die Sache auf den Punkt und erwähnte den Punkteschnitt, der ja schließlich nicht ganz schlecht sei. In der Tat: Wenn die Frankfurter so weiter punkten, sind sie früh aller Abstiegssorgen ledig. Doch es ist bei der Eintracht nicht nur das Was, das es zu betrachten lohnt, nicht nur der Blick auf Punktestand und Tabelle. Sondern auf jeden Fall auch das Wie. Denn so, wie die Mannschaft in den meisten Spielen bisher aufgetreten ist, vom Pokalaus in der ersten Runde in Aue (0:3) und der Partie gegen Fürth einmal abgesehen, war das stets schön anzusehen, taktisch ideal eingestellt von Veh und mit einem tollen Umschaltspiel versehen. Auch die Niederlagen in Mönchengladbach (0:2) am siebten Spieltag und jene in Stuttgart konnte man nicht zum Anlass nehmen, am gepflegten Frankfurter Fußball herumzumeckern.

Nicht immer nur Highlights

Für Armin Veh jedenfalls dürften die Rückschläge zum richtigen Zeitpunkt gekommen sein: früh in der Saison, aber doch schon so spät, dass sich vorher ein stattliches Polster anhäufen ließ. Es lässt sich auch leichter mit einer kleinen Formkrise umgehen, wenn die Mannschaft vorher schon gemerkt hat, dass sie in der Bundesliga mithalten kann, wie nicht zuletzt das 3:3 gegen den Deutschen Meister aus Dortmund gezeigt hat. Veh erwähnte, er habe einen Durchhänger eigentlich schon früher erwartet, und auch seine Spieler folgen ihm. Wie etwa Pirmin Schwegler, der sagte, dass die Liga natürlich kein Spaziergang ist für einen Aufsteiger. Und schließlich ist es ganz normal, dass – bei aller anfänglichen Euphorie – die Mannschaft irgendwann im Alltag der Liga ankommen musste, wo nicht automatisch jedes Spiel ein Highlight mehr ist. Denn alle Leichtigkeit verfliegt irgendwann, wenn die Kräfte nur minimal nachlassen.

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Natürlich gibt es weitere Gründe, warum eine solche Phase normal ist. Der von der Boulevardpresse zur „Zaubermaus“ hochgejazzte Takashi Inui, ein hochtalentierter Spieler, ist nach zwei, drei schwächeren Auftritten mit gravierenden Fehlern auf Normalmaß zurechtgestutzt worden, was immerhin Veh freuen müsste. Der mag es, wenn die Spieler auf dem Boden bleiben, wenn sie sich auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Auch Inui wird seine Form wieder finden, keine Frage – doch aus taktischer Sicht waren wohl doch andere Dinge dafür verantwortlich, dass die Eintracht von zwölf möglichen Punkten aus den vergangenen vier Spielen nur vier geholt hat.

In Manndeckung genommen

Denn die Gegner haben nach und nach gemerkt, was zu tun ist, um den Eintracht-Motor zu bremsen. Gladbach hatte noch viel Glück beim 2:0-Erfolg, da bestimmten die Frankfurter die Partie und hatten Chancen. Aber schon der wiedererstarkte VfB Stuttgart machte dort die Räume eng, wo es der Eintracht wehtat: im Mittelfeld. Sebastian Rode kam nicht zur Geltung, Martin Lanig ersetzte den verletzten Schwegler nicht zureichend – und schon klafften Löcher im Raum, die Reihen standen nicht dicht genug beieinander, um erstens die Angriffe der Stuttgarter im Keim zu ersticken und zweitens nach Balleroberung gestaffelt nach vorn spielen zu können. Zwar kehrte Schwegler gegen Fürth zurück in die Mannschaft, musste aber feststellen, dass der Gästetrainer Mike Büskens es ebenfalls verstand, den Schweizer quasi per Manndeckung aus dem Spiel zu nehmen. Das gelang so gut, dass die Frankfurter am Ende mit dem 1:1 zufrieden sein mussten – eigentlich waren sie damit ganz gut bedient.

Und schließlich stimmt auch, was Thomas Müller sagte, der mit dem FC Bayern der kommende Gegner der Eintracht ist: der Rest der Liga nimmt die Frankfurter jetzt Ernst. Dass sich das u.a. darin äußert, dass die anderen Teams härter spielen, ist ein Umstand, der der Eintracht nicht besonders behagt. Gegen die Bayern müssen die Frankfurter zwar keine übertriebene physische Härte fürchten, dennoch dürfte Veh froh sein, dass es in diesem Spiel einen klaren Favoriten gibt – die Hausherren natürlich. Doch in München haben schon ganz andere Mannschaften verloren, und so kann Veh sein taktisches Konzept gegen die stärkste Mannschaft in der Bundesliga noch einmal schärfen. Und wer weiß, vielleicht gelingt es ihm, die Bayern zu überraschend oder wenigstens ein bisschen zu ärgern.