SpoWi-Ecke: Trainerverhalten im (Frauen-)Fußball

„Wie nehmen Fußballer(innen) das Verhalten ihres Trainers wahr, welches Verhalten wird gewünscht? Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Verhalten des Coaches und der Abwendung vom Fußballsport? Unterscheidet sich das wahrgenommene Verhalten, wenn der Trainer eine offizielle Lizenz besitzt?“

Diese Fragen stellen Regina Roschmann, Anna Löbig & Yvonne Weigelt-Schlesinger in einer Untersuchung bei 567 Spielerinnen ab 14 Jahren (Durchschnittsalter 23,2 Jahre). Hierzu wurden direkt im Anschluss an die Saison 2010/11 Fußballerinnen aus ganz Deutschland mittels einer Online-Befragung untersucht und einige interessante Ergebnisse festgehalten.

Das Trio beschäftigt sich zwar nur mit Spielerinnen, jedoch können ähnliche Resultate wohl auch für männliche Akteure vermutet werden.

Trainerverhalten anhand einer Skala beurteilen

Um das Trainerverhalten zu erheben wurde die Leadership Scale for Sports verwenden, mit 21 Fragen hierzu, z.B. „Mein Trainer erklärt Jedem Techniken und Taktiken im Sport“. Die Spielerinnen gaben per Likert-Skala (1=nie bis 5=immer) hierzu Antworten. Ebenso wurde die Bindung an den Fußball abgefragt (z.B. „Ich könnte mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen“), mit ebendiesen Antworten 1 (=stimmte überhaupt nicht zu) bis 5 (=stimmte vollkommen zu).

Die Trainerlizenz wurde über die formalen Qualifikationsstufen der DFB-Verbände ermittelt, also die Einstufungen in Fußballlehrer, A-Lizenz, B-Lizenz und C-Lizenz. Außerdem wurde die Option „Keine Lizenz“ dargelegt.

Trainerverhalten wird den Anforderungen nicht gerecht

Ergebnisse:

Alle Spielerinnen stellten signifikant höhere Anforderungen an ihre Trainer als diese erfüllen konnten. So wurde beispielsweise im Bereich „Training und Instruktion“ ein Mittelwert von 4,41 erwartet, also eine detaillierte und fachmännische fußballbezogene Ausbildung, während in der Realität nur 3,72 als wahrgenommenes Trainerverhalten angegeben wurde.

„Positives Feedback“ als zweitwichtigster Punkt wurde von den Coaches fast wie gewünscht erfüllt, mit gewünschten 3,92 zu den wahrgenommenen 3,64, ähnlich zum Punkt „Soziale Unterstützung“. Das „Demokratische Verhalten“ wurde mit 3,71 erwartet – ein durchaus hoher Wert. Tatsächlich wahrgenommen wurde jedoch eine demokratische Mannschaftsführung nur mit dem Mittelwert von 2,80!

Lediglich im Bereich „Training und Instruktion“ zeigte sich jedoch, dass Trainer mit eine lizensierten Ausbildung kompetenter wahrgenommen wurden als Trainer ohne Lizenzstufe, in den restlichen drei oben geschilderten Dimensionen lagen die lizenzfreien Coaches in der Wahrnehmung teilweise sogar vor den ausgebildeten Übungsleitern.

Die negativen Konsequenzen mangelhaften Trainerverhaltens erbrachten ebenso anregende Erkenntnisse. 80,4% der Befragten gaben an, noch nie wegen einem Trainer mit dem Fußball aufgehört zu haben – 18,9% hingegen stimmten dem zu. 63,5% wechselten wegen ihrem Übungsleiter noch nie den Verein oder die Mannschaft, 33,1% jedoch erging es so, dass sie aufgrund ihres Trainers das Team verließen und sich einem anderen anschlossen!

Mehr Instruktionen und Demokratie

Fazit:

Die untersuchten Spielerinnen gaben an, dass sie sich meist ein anderes entsprechendes Verhalten wünschen würden, insbesondere in den Bereichen „Training und Instruktion“ sowie „Demokratisches Verhalten“. Die Ansprüche der Spielerinnen sind insbesondere in der Fachdimension der Trainingsgestaltung sehr hoch, der demokratische Umgang sollte verbessert werden.

Die enorme Bedeutung des Trainerverhaltens für die Bindung der Spielerinnen zum Sport allgemein und zum eigenen Team ist hervorzuheben und wurde durch diese Befragung herausgestellt.
Ob die gewünschten Anforderungen von den Trainern wirklich erfüllt werden können scheint fraglich. Zumindest der Anspruch der Selbst-Optimierung sollte jedoch als Voraussetzung bei jedem Übungsleiter grundliegend existieren.

Von Dominik Langenegger