180 Minuten zwischen Hoffen und Bangen

Für die einen gibt es nichts zu gewinnen, die anderen haben nichts zu verlieren. Wenn am Donnerstag und am Sonntag in Hin- und Rückspiel Hamburg und Fürth aufeinandertreffen, sind die Voraussetzungen klar.

180 Minuten sind es, die die Clubs zwischen Hoffen und Bangen, zwischen erster und zweiter Liga in diesen Partien schweben. Und wie so oft ist völlig offen, ob sich der HSV retten kann oder ob die SpVgg Greuther Fürth zum zweiten Mal nach 2012 in die höchste deutsche Spielklasse aufsteigen kann. Ein kleiner Vorteil liegt moralisch immer beim Zweitligisten, das ist auch dieses Mal nicht anders. Dazu kommt, dass sich der HSV nicht aus eigener Stärke, sondern nur aufgrund der Schwäche von Braunschweig und Nürnberg auf Platz 16 gehalten hat – einen eigenen Beitrag haben die Hamburger seit dem 4. April und dem 2:1 gegen Leverkusen nicht mehr geleistet. Ganz im Gegenteil: die letzten fünf Punktspiele in der Liga gingen allesamt verloren bei einem Torverhältnis von 6:15.

Fürth hingegen fährt mit zehn Punkten aus den letzten fünf Begegnungen zum Hinspiel nach Hamburg und hat Platz drei vor Kaiserslautern souverän verteidigt. Der direkte Aufstieg war theoretisch noch möglich am letzten Spieltag, allerdings waren die formstarken Paderborner gegen Aalen nicht mehr aufzuhalten. Immerhin hat es Fürth im Gegensatz zum HSV aus eigener Kraft geschafft, in die Relegation zu gelangen. Mit einem Torverhältnis von 64:38 zeigte sich das Team offensiv wie defensiv relativ stark. Ein weiterer Vorteil für den Underdog: viele Spieler kennen die erste Liga und werden von einem Gegner mit dem Format des HSV nicht besonders erschrocken reagieren.

Hamburg muss sich jetzt selbst helfen

Zumal Fürth mit nur wenig Druck in diese Spiele geht. Der Aufstieg ist kein Muss, in Hamburg dagegen ist der Klassenerhalt die absolute Pflicht. Aus diesem Grund erstaunt es, dass sich der HSV in der Bundesliga nicht mehr reingehängt hat, um zumindest aus eigener Stärke heraus 16. zu werden und nicht nur von Gnaden der Nürnberger und Braunschweiger. Drei Gegentore im Schnitt in den letzten fünf Spielen, mit 75 Gegentoren über die Saison gesehen die schlechteste Defensive der Liga: viel spricht tatsächlich nicht für Hamburg.

Dazu kommen interne Querelen, erst um van der Vaart und einige andere, jetzt um den neuen Star Calhanoglu, der mit Leverkusen in Verbindung gebracht wird – ganz gleich, ob der HSV absteigt oder nicht. Es herrscht Unruhe im Verein, die SpVgg Greuther Fürth wird das sicher registriert haben. All diese Faktoren zusammengerechnet sieht es dieses Mal so aus, als ob der Vorteil eher beim Zweitligisten liegen würde. Hamburg muss sich jetzt selbst helfen, nachdem der Club in der Bundesliga zuletzt immer Schützenhilfe erhielt (Nürnberg und Braunschweig verloren ebenfalls alle entscheidenden letzten Partien). Die Relegationsspiele dürften spannend und nervenaufreibend werden.