Der Schalker Aufschwung hält an

Gegen die ebenfalls stark in die Rückrunde gestarteten Hannoveraner erzielen die Gelsenkirchener den dritten Sieg im dritten Rückrundenspiel. Der FC Schalke 04 ist dem Gegner in allen Belangen überlegen. Doch warum erntet der Trainer keinen Beifall?

Als Schalke im Herbst die übliche Krise nahm, zu der auch das Pokalaus gegen Hoffenheim zählte, war es wieder einmal scheinbar nur eine Frage der Zeit, bis Trainer Jens Keller vor die Tür gesetzt werden würde. Fast täglich konnte man mit der Demission jenes Mannes rechnen, der seine Mannschaft auch in der vergangenen Saison – allen Widrigkeiten zum Trotz – erneut in die Champions League und nun sogar ins Achtelfinale gegen Real Madrid geführt hat. In Gelsenkirchen läuft es so: Gewinnt der FC Schalke 04 ein paar Spiele, wird die Mannschaft über den grünen Klee gelobt. Gehen ein paar Partien in die Binsen, dann heißt es: der Keller kann es nicht.

Mit 2:0 haben die Schalker die Gäste aus Hannover am Sonntag besiegt, es war ein recht locker herausgespielter Erfolg, dem eine gewisse spielerische Leichtigkeit innewohnte. Im 4-2-3-1 mit Boateng und Neustädter auf der Sechs, vor ihnen unter anderem die blendend aufgelegten Meyer und Farfan, überrollte Schalke den Gegner und kam Ende der ersten Hälfte zu zwei glänzenden Toren. Weil der Konkurrent aus Mönchengladbach patzte, haben die Königsblauen nun vier Punkte Vorsprung auf Platz fünf, der dritte Rang ist nur zwei Zähler entfernt.

Die Trainingsinhalte auf den Platz gebracht

Die Schalker drückten den Gegner in die eigene Hälfte, das Pressing funktionierte ideal – Kellers Verdienst. Auch, wenn der Trainer zwei Tage vor dem Spiel die Trainingseinheit gar nicht selbst leitete. In allen entscheidenden Kategorien waren die Hausherren den Niedersachsen um Längen überlegen, obwohl Schalke in der zweiten Hälfte zwei Gänge zurückschaltete. S04 hatte die Partie stets im Griff. Wenige Tage zuvor probten die Gastgeber das Kombinationsspiel, die konnten das im Spiel fast eins zu eins umsetzen. Auch der Aspekt „Handlungsschnelligkeit im Strafraum“ spielte in der genannten Trainingseinheit eine wichtige Rolle und kam im Spiel ebenfalls zum Tragen. Anders ausgedrückt: Es war die Handschrift von Jens Keller, der sein Team den Sieg verdankte.

So war das Spiel im Prinzip von vorn bis hinten von der Klasse und taktischen Reife der Schalker geprägt, die Hausherren agierten selbstbewusst und dominant. Das lässt darauf schließen, dass Keller auch in psychologischer Hinsicht gute Arbeit abliefert. Neben Taktik, Selbstvertrauen und Disziplin spielen auf dem Platz jedoch auch einfache Dinge wie gewonnene Zweikämpfe eine entscheidende Rolle – in der Partie gegen Hannover lagen die Schalker in dieser Kategorie mit 61 zu 39 Prozent ebenfalls deutlich vorn. Mit ähnlicher Leistung lässt sich womöglich auch das Spitzenspiel in Leverkusen am kommenden Samstagabend unbeschadet überstehen, Hannover muss bereits am Freitag in Mainz ran.