Hannover 96: Punktelieferant in der Fremde

Auch nach dem siebten Gastspiel in der Fremde bleibt die Mannschaft von Mirko Slomka ohne einen einzigen Zähler in fremden Stadien. Ein Kuriosum, das wohl mehr mit der Psyche der Mannschaft zu tun hat als mit ihrer Qualität.

Ein Sieg ist Hannover in den letzten neun Bundesligapartien gelungen, es war am 14. Spieltag beim relativ ungefährdeten 2:0 gegen die stark kriselnde Frankfurter Eintracht. Ansonsten: Auswärtspleiten in Leverkusen, Dortmund, Bremen und Hamburg. Partien, die man objektiv betrachtet verlieren kann. Doch auch zuhause hieß es 1:1 und 0:0, gegen Berlin und Braunschweig, und zwischendrin sogar einmal 1:4 gegen Hoffenheim. In Stuttgart sollte sich das ändern. Slomka schickte sein Team im 4-4-2 auf den Platz, sein Gegenüber Thomas Schneider rotierte kräftig, behielt das gewohnte 4-2-3-1 aber im Prinzip bei. Wobei der junge Timo Werner bei Ballbesitz den zweiten Neuner neben Ibisevic geben sollte, im Spiel aber zumeist dann doch über die Außen kam. Insbesondere im Umschaltspiel, das beim VfB prächtig funktionieren sollte, wie sich herausstellte.

Die Umstellungen verursachten bei Stuttgart in den ersten 30 Minuten erhebliche Probleme, doch weil auch die Gäste hinten zu sorglos agierten, hieß es nach 33 Minuten schon 2:2. Das Spiel hätte also von vorn beginnen können. Doch nachdem Hannover 2:1 in Führung gegangen war, schien sich in der Psyche der Mannschaft etwas zu tun, und zwar: etwas Negatives. Denn auch schon bei den Pleiten in Bremen und Hamburg hatte die Mannschaft vorn gelegen – und noch 3:2 bzw. 3:1 verloren.

Slomkas Umstellung greift nicht

In der zweiten Hälfte war nicht mehr zu erklären, wie die spielerisch eigentlich gleichwertigen Hannoveraner die Partie aus der Hand gaben. Immer wieder rannten sie sich im von Leitner und Khedira gut gehaltenen defensiven Mittelfeld der Gastgeber fest, die so zu Kontern kamen. Das 3:2 fiel auf diese Art, Hannover fand keinen taktischen Kniff dagegen. Der VfB hatte anschließend innerhalb von zwölf Minuten fünf große Chancen, die allesamt auf die gleiche Weise zustande kamen. Balleroberung im defensiven Mittelfeld, zwei, drei Direktpässe und schon brannte es lichterloh vor 96-Keeper Zieler. Das war eine Konsequenz aus dem Versuch von Slomka, auf ein 4-1-3-2 umzustellen, als der offensive Schlaudraff für den Sechser Hoffmann ins Spiel kam.

Dass der VfB diese Schwachstelle erkannte und taktisch sehr gut nutzte, ist die eine Seite. Hannover agierte im neuen System völlig kopflos, so dass auch Slomka sich fragen lassen musste, ob diese Formation je eintrainiert oder zumindest verbal thematisiert wurde. Nur mit viel Glück ließ Hannover nur noch ein weiteres Gegentor zu, über ein 2:6 hätte sich die Mannschaft auch nicht beklagen dürfen. Bei den Stuttgarter Gegenstößen zeigte sich auch die Viererkette der Gäste unsortiert, besonders gegen die Laufwege von Timo Werner hatte Hannover keine Mittel.