Start nach Maß für die deutsche Elf

Einen derart deutlichen Sieg im Auftaktspiel hatte niemand erwartet. Das 4:0 der deutschen Elf gegen Portugal ist ein Triumph der Disziplin und der Taktik über eindimensionale Portugiesen.

Dass Löw seine Mannschaft im 4-2-3-1 aufs Feld schicken würde, war vorher allen klar – umso überraschender dann, dass es in Wahrheit ein 4-1-4-1 war, mit Lahm als alleinigem Sechser, da sich Khedira im Lauf des Spiels klammheimlich mehr und mehr nach vorne schob. Zu Beginn war der Champions-League-Gewinner von Madrid allerdings noch als Nebenmann von Lahm gefragt, da der Münchner einige schwere Patzer und Unzulänglichkeiten zeigte und den Portugiesen körperlich nicht gewachsen war. Kam Portugal über Ronaldo und Almeida anfangs noch gefährlich vor das deutsche Tor, so änderte sich die Statik dieser Begegnung mit dem 1:0 nach einem Foulelfmeter von Müller grundlegend.

Dem Foul an Götze war ein erster gelungener Spielzug mit direkten Pässen vorausgegangen, nach dem Treffer lief der Ball endgültig sicher durch die deutschen Reihen. Portugal, im klaren 4-1-4-1 angetreten, auf Konter ausgerichtet, hätte nun die Initiative übernehmen müssen, tat es aber nicht, da die Löw-Elf immer dominanter wurde. Die Kombinationen wurden flüssiger, und nach einer feinen Passfolge und einem anschließenden Eckball köpfte Hummels das 2:0 (32. Minute). Die Körpersprache der Portugiesen signalisierte schon da, dass sie die Partie als verloren erachteten, was sich in der 37. Minute manifestierte. Müller, der noch das 3:0 und das 4:0 markieren sollte, wurde von Pepe mit dem Arm im Gesicht getroffen, nach dem Foulpfiff hatte der Real-Verteidiger seine Nerven nicht im Griff und deutete eine Tätlichkeit zumindest an. Der Platzverweis war womöglich etwas hart, andererseits muss man als international erfahrener Spieler damit rechnen.

Deutschland schaltet einige Gänge herunter

Das spielte den Deutschen noch mehr in die Karten, die Taktik war klar: den Ball zirkulieren und den Gegner laufen lassen. Portugal schaffte es nicht, die sowieso schon viel zu eindimensionale Kontertaktik der neuen Situation anzupassen, Ballbesitz bzw. Ballgewinn waren plötzlich gar nicht mehr gefragt. So wirkte es schon vor Müllers 3:0 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als ob die Spieler um den hilflosen und indisponierten Ronaldo nur noch die Schmach im Zaum halten wollten. Unter dem Strich gelang das nicht.

Obwohl die deutsche Elf nach der Pause um mehrere Gänge zurückschaltete, was logisch war. Eine klare Führung im Rücken, der Gegner dezimiert und die Hitze von Salvador – Löw forderte von seiner Mannschaft zwar weiterhin Dominanz, allerdings nahmen die Spieler das Tempo aus der Partie. Dennoch ergaben sich viele Chancen zum 4:0 (Özil, Müller, Götze), allerdings humpelte Hummels eine Viertelstunde vor dem Ende verletzt vom Platz. Portugal setzte weiterhin einzig und allein auf die Verwaltung des Drei-Tore-Rückstands und machte offensiv gar keine Versuche mehr. Doch auch diese Taktik ging nicht auf, als sie den eingewechselten Schürrle auf recht völlig übersehen hatten und dieser Müller bediente, der das 4:0 erzielte. Nach dem 1:5-Debakel der Spanier schon die zweite herbe Niederlage eines Teams von der iberischen Halbinsel. Gegen Klinsmanns US-Boys (2:1 über Ghana) benötigt Portugal am kommenden Sonntag nun unbedingt einen Sieg, sonst führt am Vorrunden-Aus kaum ein Weg vorbei.