Spielbeobachtung – warum man den Gegner genau kennen sollte

Wenn Fußballmannschaften in den unteren Amateurligen erfolgreich sein wollen, versuchen sie häufig, sich etwas von den „großen Vereinen“ anzueignen. Einige Vereine versuchen, besonders gute Spieler zu einem Wechsel zu überzeugen. Andere hingegen treiben die Professionalisierung ihres Fitnesstrainings voran, um dem Gegner körperlich überlegen zu sein.

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Viel zu häufig vernachlässigt wird jedoch ein Element, dass im Profifußball und auch in den oberen Amateurligen seit Jahren zum Standardrepertoire eines jeden Trainerstabs gehört. Die Rede ist von der Spielbeoachtung. Diese ermöglicht es den Vereinen, Vieles über den Gegner bereits im Voraus zu erfahren, was man ansonsten erst während des laufenden Spiels feststellen könnte. Im Folgenden soll das Mittel der Spielbeobachtung vorgestellt und analysiert werden.

Warum ist die Spielbeobachtung des Gegners so wichtig?

whistle of a soccer or football referee on black board with tactical diagram

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Die Spielbeobachtung kann Schlüsse über zahlreiche Bereiche des fußballerischen Könnens einer Mannschaft zulassen. Dank ihr ist es möglich, sowohl Stärken, als auch Schwächen, aufzuschreiben und anschließend zu analysieren.
Auch bei Standardsituationen kann man wertvolle Kenntnisse gewinnen. Amateurvereine sind nicht dafür bekannt, eingeübte Standards im Wochentakt zu ändern, weshalb man in der Regel davon ausgehen kann, dass bereits gezeigte Varianten auch in zukünftigen Spielen wieder angewendet werden.
Ein besonderes Augenmerk kann bei der Spielbeobachtung auch auf auffällige Einzelspieler gelegt werden. Wenn man als Trainer die Schwächen der Gegenspieler kennt, kann man ihren direkten Kontrahenten sehr gut darauf einstellen, sodass diese den Wissensvorsprung ausnutzen können.

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Das Paradebeispiel ist der gegnerische Torwart; für welche Ecke entscheidet er sich meistens? Gerade bei Elfmetern kann das Wissen über den Torwart der gegnerischen Mannschaft zum Sieg verhelfen.

Warum sollte ein Trainer jeden Gegner auch mehrmals beobachten?

Es ist beim Konzept der Spielbeobachtung äußerst ratsam, diese nicht nur ein Mal durchzuführen. Mannschaften können ihre Formation und ihre Taktik häufig ändern. Deshalb ist es wichtig, zu beobachten, welche taktischen Variationen die Gegner beherrschen. Trainer können durch das mehrmalige Wiederholen der Spielbeobachtung auch fußballerische Entwicklungen besser erkennen.

Wieso macht es Sinn, sich im Vorfeld auf eine Spielbeobachtung vorzubereiten?

Die Trainer, beziehungsweise die Spielbeobachter, müssen sich über den Zweck der Spielbeobachtung im Klaren sein. Deshalb ist es auch notwendig, schon im Voraus zu wissen, was man genau beobachten möchte.
Hilfreich ist die Verwendung eines strukturierten Beobachtungsbogens, welcher der Spielbeobachtung die nötige Ordnung verleiht. Mit dessen Hilfe ist es möglich, sich genau auf die zu beobachtenden Merkmale zu fokussieren.

Worauf sollte bei einer Spielbeobachtung besonders wert gelegt werden?

Wie bereits im zweiten Abschnitt erwähnt wurde, sollte der Fokus auf:

  • die Taktik,
  • die Formation,
  • typische Standardsituationen und
  • besondere (starke oder schwache) Einzelspieler gelegt werden.

So kann sichergestellt werden, dass man sowohl das generelle Auftreten, als auch spezielle Situationen erfasst und die gewonnenen Kenntnisse an die eigene Mannschaft weitergeben kann.

Warum sollte man sich nicht nur auf eine Spielbeobachtung verlassen?

Wie bereits erwähnt, können Mannschaften ihre Formation ändern und die eigenen Schwächen Schritt für Schritt auch beheben. Wenn man sich also nur auf die Ergebnisse einer Spielbeobachtung verlassen würde, geht man verständlicherweise davon aus, dass der Gegner sich im Spiel gegen die eigene Mannschaft ähnlich verhalten würde.
Falls das Team sich also zu sehr auf die Spielbeobachtung verlässt, könnte das dazu führen, dass man sogar schlechter abschneidet, als ohne die Spielbeobachtung. Genau deshalb wäre es ratsam, Gegner mehrfach zu beobachten, da so Tendenzen leichter erkennbar sind und die Vorbereitung auch taktische Variationen des Kontrahenten umfassen kann.

Wann sollte ich den Gegner im besten Fall beobachten?

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Wenn man unseren Empfehlungen folgt und den Gegner mehrfach beobachtet, sollte man die Spielbeobachtung mindestens drei Mal durchführen. Ratsam wäre, dass Spiel vor dem Duell gegen die eigene Mannschaft zu beobachten und zusätzlich, drei Wochen vorher und zwei weitere Monate vorher Beobachtungen durchzuführen. Nur so kann man sowohl langfristige, als auch kurzfristige Entwicklungen erkennen.
Wenn man den Gegner hingegen nur ein Mal beobachten kann, sollte diese Spielbeobachtung eher kurzfristig erfolgen, da man so den aktuellen Leistungsstand am Besten erkennen kann.

Wie vermittle ich die Auswertung einer Spielbeobachtung an die Mannschaft?

Man muss der Mannschaft verdeutlichen, was für Konsequenzen aus den Ergebnissen der Spielbeobachtung für das eigene Auftreten gezogen werden können.
Die Trainer sollten beispielsweise versuchen, den Spielern Details über ihre direkten Gegenspieler mitzuteilen. Gerade in direkten Duellen kann ein Wissensvorsprung über die Stärken und Schwächen des Gegners den entscheidenden Unterschied ausmachen.

Außerdem sollte man beispielsweise bei besonderen Beobachtungen bei Eckstößen versuchen, diese mit dem eigenen Team nachzustellen und zu üben, die ungehinderte Ausübung der eingeübten gegnerischen Tricks zu verhindern. So kann man eine Stärke des Gegners, die dieser für herausragend hält, neutralisieren.

Wer sollte das Spiel beobachten?

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Generell ist es empfehlenswert, die Spielbeobachtung vom Trainer selbst durchführen zu lassen. Das Problem ist jedoch, dass in den Amateurligen die Spiele meistens am Samstag oder Sonntag stattfinden, weshalb es dem Trainer nicht immer möglich ist, das Spiel des Gegners zu beobachten, da er seine eigene Mannschaft zeitgleich in seinem eigenen Spiel coachen muss.

In der Praxis muss die Spielbeobachtung wohl daher eher von anderen fachkundigen Funktionären oder dem Co-Trainer durchgeführt werden. Auch Jugendtrainer würden sich gut für diese Aufgabe eignen, sofern sie die Zeit dafür aufwenden möchten und können.

Wie sinnvoll wäre es, wenn Trainerkollegen sich austauschen?

Durch das gegenseitige Austauschen von Informationen unter Trainern kann viel Zeit gespart werden.
Beide Trainer könnten mit ihren Mannschaften so profitieren. Ein Anruf beim Trainerkollegen kann nicht schaden.
Probleme könnten sich jedoch ergeben, falls einer der Trainer keine verwertbaren Informationen liefern kann oder möchte. Schließlich liegt der Fokus der Mannschaftsverantwortlichen während des Spiels nicht darauf, anderen Konkurrenten gute Informationen über den gemeinsamen Gegner zu beschaffen.

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Dennoch ist festzuhalten, dass beide Mannschaften enorm von einer engen Zusammenrbeit zwischen Trainern in Bezug auf Spielbeobachtungen profitieren können, wenn die nötige Ernsthaftigkeit auf allen Seiten vorhanden ist.

Sollten Spiele via Video beobachtet werden?

Wenn man Spiele aufzeichnet, kann man deutlich bessere Ergebnisse aus der Spielbeobachtung erzielen, da man sich jede Szene mehrfach ansehen kann. Für Vereine in den unteren Amateurligen ist es jedoch in aller Regel vermutlich nicht möglich, ein 90-minütiges Spiel noch zwei bis drei Mal auf Video anzugucken, da berufstätige Personen diesen Zeitaufwand wahrscheinlich nicht auf sich nehmen können.

In den höheren Amateurligen werden Spiele jedoch häufig im Regionalfernsehen oder im Club-TV gezeigt, weshalb man diese Bilder dann ohne großen Aufwand beschaffen könnte, was viel Zeit sparen kann. In der A-Junioren-Bundesliga oder in der Hessenliga existieren solche Aufzeichnungen bereits jetzt häufig. Tendenziell werden immer mehr Amateurspiele aufgezeichnet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Eine Alternative stellt die App „Fubalytics“ dar. Mit ihr können aufgenommene Videos kommentiert werden und der kompletten Mannschaft zur Verfügung gestellt werden. So muss keine Trainingseinheit für die Videoanalyse genutzt werden, sondern jeder Spieler kann sich das Video daheim oder auf seinem Smartphone unterwegs anschauen.
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Warum sind Trainer, die Spiele beobachten, erfolgreicher als Trainer, die keine Spiele beobachten?

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine Spielbeobachtung taktische und personelle Stärken und Schwächen des zukünftigen Gegners aufzeigen kann und auch hervorragend auf markante Einzelsituationen vorbereiten kann. So können Trainer und ihre Mannschaften erfolgreicher werden und einen weiteren Schritt zur Professionalisierung des Amateurfußballs machen.

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Bildquelle:
Thomas Bethge / www.fotolia.de