Interview Malte Reiss – FFV Sportfreunde 04 Frankfurt U19

Heute im Interview: Malte Reiss von FFV Sportfreunde 04 Frankfurt

fussballtraining.de: Für welchen Verein bist Du aktuell tätig sind und welche Mannschaft betreust Du?

Malte Reiss: Ich bin erster Vorsitzender und Jugendleiter der FFV Sportfreunde 04 Frankfurt und trainiere die A-Junioren.

fussballtraining.de: Wie zufrieden bist Du mit dem Verlauf der aktuellen Saison?

Malte Reiss: Sportlich kann man angesichts des Tabellenstands nur zufrieden sein. Insbesondere der Umstand, dass wir Ende der letzten Saison fast ohne Mannschaft dastanden, weil das Team des Vorjahres den Aufstieg in die Kreisliga verpasst hatte, wir nun aber nach einem Aufstieg „am grünen Tisch“ dank des Rückzugs einer anderen A-Jugend nicht nur in der Kreisliga spielen, sondern derzeit auf Platz 1 stehen, ist natürlich sehr positiv. Erstmals seit vielen Jahren ist die A-Jugend wieder zu einem internationalen Turnier gefahren, einige Akteure stehen – kurz- oder jedenfalls mittelfristig – auf dem Sprung in die erste Mannschaft; enttäuschend ist nur, dass es nicht gelungen ist, einen echten Mannschaftsgeist und totalen Zusammenhalt zu schaffen. Auch die Disziplin lässt teilweise immer noch sehr zu wünschen übrig, wenn auch bei vielen Spielern Verbesserungen klar zu erkennen sind. Doch kaum hat man einen angefangen, dreht der nächste am Rad. Wenn die Spieler verstehen würden, dass man positive Energie schaffen kann und was diese zu bewirken vermag, wäre die Saison noch viel besser verlaufen.

fussballtraining.de: Was ist in dieser Saison für Euch noch möglich?

Malte Reiss: Wir stehen auf Platz 1 der Kreisliga Frankfurt und haben noch drei Spiele zu spielen. Wenn wir aus denen sieben Punkte holen, oder wenn wir den einzigen Verfolger VfR Bockenheim auswärts schlagen, werden wir Meister. Dann stünden die Aufstiegsspiele an. Darüber denke ich konkret noch nicht nach – außer dass ich es allgemein unsinnig und verbesserungswürdig finde, dass ein Kreismeister nicht direkt aufsteigt; und zwar unabhängig davon, dass wir davon diesmal betroffen sein könnten.

fussballtraining.de: Welche Philosophie verfolgst Du als Trainer? Was ist Dir besonders wichtig?

Malte Reiss: Ich versuche immer wieder, die Spieler zu selbständigem Denken zu bewegen. Das klappt leider nicht immer – Selbstregulierung innerhalb des Teams bleibt ein Wunschtraum. Das ist sehr schade, denn viele Jungs denken eigentlich in den richtigen Bahnen, setzen sich aber innerhalb des Teams nicht durch – weil sie es häufig erst garnicht versuchen. Vielleicht weil sie Angst vor den Chaoten haben!? Diese Angst würde ich den Spielern gerne nehmen – aber ohne die anderen komplett auszumustern. Ich merke aber immer mehr, dass meine Vorstellungen und Ideale heutzutage in einer Großstadt kaum umsetzbar sind. Daher ist es wichtig, die richtige Mischung aus Disziplin und Spaß zu finden…

fussballtraining.de: Wer ist Dein Vorbild als Trainer und warum?

Malte Reiss: Mein Vorbild wird kaum jemand kennen. Bernhard Nibbenhagen war damals mein Trainer, als ich als B-Jugendlicher in der A-Jugend aushelfen durfte. Er hat extrem viel mit uns unternommen. Z.B. haben wir als Team ein Musikfestival auf dem Hof Nibbenhagen organisiert, um Gelder für eine Tour ins damalige Jugoslawien zu verdienen. Die Tour war super. Die Truppe von damals fährt heute – mit kleineren Variationen in der Zusammensetzung – noch einmal im Jahr gemeinsam für ein Wochenende weg. Das ist der Hammer! So einen Teamgeist würde ich gerne meinen Jungs einhauchen. Fußballerisch waren wir damals übrigens auch nicht ganz erfolglos… Bei den Profis ein Vorbild zu nennen, macht keinen wirklichen Sinn. Dazu fehlt der Einblick in deren Trainingsarbeit und Mannschaftsführung. Mir gefallen aber Trainer, die sich in der Öffentlichkeit nicht so sehr in den Vordergrund spielen, also eher Ottmar Hitzfeld als Christoph Daum oder Jürgen Klopp…

fussballtraining.de: Welche Schwerpunkte setzt Du in Deinem Training?

Malte Reiss: Das ist sehr unterschiedlich. Wichtig ist eine gesunde Mischung aus Schaffung bzw. Erhaltung der notwendigen Fitness, der Entwicklung des notwendigen taktischen Verständnisses sowie ausreichend Spaß. Die Schwerpunkte ergeben sich insoweit jeweils aus dem Zeitpunkt in der Saison, dem Können der Mannschaft und dem seelischen und geistigen Zustand der Spieler. Ich versuche, selbst in der A-Jugend möglichst viel zu spielen. Die Spieler sollen dabei möglichst selbst erkennen, worauf es bei den unterschiedlichen Spielformen ankommt – und das dann auch noch umsetzen.

fussballtraining.de: Welche Utensilien dürfen in Deinen Trainingseinheiten nie Fehlen?

Malte Reiss: Es gibt keine Trainingsutensilien, die nie fehlen dürfen. Ein langjähriger Wegbegleiter, Drago Toumpas, sagt immer, „in jedem Training muss der Ball dabei sein,“ – um dann hinzuzufügen: „aber berühren müssen ihn die Spieler nicht unbedingt.“ Das ist dann doch etwas heftig! Der Ball gehört meines Erachtens zwingend dazu, auch wenn wir vorher 60 oder 70 Minuten ohne das runde Leder „malochen“. Außerdem binde ich regelmäßig Stationstraining (oder „altmodisch“ ausgedrückt: Zirkeltraining) in die Einheiten ein. Dabei kommen neben den obligatorischen Hütchen und Pylonen eigentlich immer auch Medizinbälle, Hürden und Gymnastikmatten zum Einsatz. Außerdem nutze ich gerne die Spielfeldumrandung (Bande) für Kraft- und Sprungübungen. Rugby-, Hand- und Tennisbälle, die ich für das Verbessern des allgemeinen Spielverständnisses gerne hinzunehme, hatten wir diese Saison eher selten dabei, weil ein Großteil des Teams solche Übungen schon in der Vergangenheit mitgemacht hat und wir diese Saison mehr auf die konkrete Entwicklung des mannschafttaktische Fußballspielens Wert gelegt haben.

fussballtraining.de: Wie bildest Du Dich als Trainer weiter?

Malte Reiss: Ich gucke immer mal wieder im Internet nach Vorschlägen. Auch die Zeitschrift fussballtraining enthält einige gute Vorschläge für neue Übungen. Ansonsten hilft es auch, hin und wieder bei anderen Trainern zuzusehen, die näher dran sind an der Trainerausbildung.

fussballtraining.de: Wie lauten Deine persönlichen Ziele als Trainer?

Malte Reiss: Das ist schwer zu sagen, denn es kommt immer auf die Situation an. Ich habe in meiner Trainertätigkeit, die vor 24 Jahren begonnen hat, auch oft zweite Mannschaften trainiert. Außerdem habe ich von der E-Jugend bis zu den Senioren alle Altersklassen dabei gehabt, auf unterschiedlichsten Leistungsleveln mit ganz verschieden starken Gegnern im Ligabetrieb. Ziel ist immer, das beste aus den Möglichkeiten herauszuholen. Den Spielern vermitteln, wie wichtig Disziplin und Teamgeist sowie positives Denken sind. Wenn die Jungs (oder Mädels) dann auch noch ein wenig Fußballspielen lernen und sich technisch und – soweit sie alt genug dafür sind – im taktischen Verständnis verbessern, ist das Spitze. Kurzfristig ist das Ziel, mit der A-Jugend Kreismeister zu werden und vielleicht den Aufstieg in die Gruppenliga zu schaffen. Das wäre für den Verein eine Riesenchance, denn das hatten wir seit etlichen Jahren nicht mehr.

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