Die SpoWi-Ecke: Koordinative Bedeutung im Fußball

Eine Untersuchung von Tschan et a. ergab 2001, dass die pro Spiel zurückgelegte Laufstecke der Profis im Spitzenfußball in den letzten 20 Jahren nicht gestiegen ist. Der Anteil von Läufen / Sprints mit hohen Geschwindigkeiten, also über 15 km/h, hingegen liegt heute deutlich über den Daten von vor einigen Jahren.

Durch die Umstellung im Spielverhalten auf zunehmend ballorientierte Raumdeckung und die erhöhten Geschwindigkeiten sind Bewegungsräume deutlich eingeschränkt worden und die Anforderungen an die Dynamik, Handlungs- und Aktionsschnelligkeit der Spieler enorm gestiegen. Diese körperlichen Anforderungen manifestieren sich in erhöhter Verletzungsanfälligkeit, deren Wahrscheinlichkeit im Idealfall jedoch durch koordinative Kompetenz wieder ausgeglichen wird.

An der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft in München untersuchten Peter Spitzenpfeil, Ulrich Hartmann und der heutige Fitnesstrainer des FC Bayern München, Andreas Kornmayer, die koordinativen Aspekte im Fußballsport unter dem Aspekt der Verletzungsanfälligkeit analysiert.

Testbatterie

Die Forscher untersuchten zwischen 2004 und 2006 insgesamt 134 Fußballer aus den U17- und U19-Mannschaften der Bundesliga-Leistungszentren von Bayer 04 Leverkusen, 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach, Hamburger SV und dem FC Bayern München. Mit Hilfe mehrerer Tests, die sich im Projekt Talentförderung FC Bayern München bewährt hatten, wurden die koordinativen Fähigkeiten der Jugendlichen betrachtet.

Diese umfassten fußballspezifische Inhalte wie Slalom-Dribblings, Sprints bzw. Wechselsprints über zehn bis 20 Meter, Tapping, Gittersprints ebenso wie , Drop Jumps, Counter Movement Jumps, Ganzkörperkoordination mit Hindernisparcours usw., die die allgemeine Gewandtheit und Geschicklichkeit einordnen sollten.

Ergebnisse

Wie zu erwarten ergaben die Tests bei den verschiedenen Mannschaften höchst gemischte Bilder von den koordinativen Leistungsständen. Auch innerhalt eines Teams fanden die Forscher wenig überraschend sehr heterogene Verhältnisse bei den Akteuren vor. Dennoch hält das Trio fest, dass es bei fast allen getesteten Teams im Verlauf zu einer Leistungssteigerung gekommen ist.

Ein Befund hingegen, der der zyklischen Trainingsgestaltung mit Wettkampfpausen in den Sommermonaten geschuldet ist, zeigt die Untersuchung klar auf. Über den Sommer verschlechterten sich die Werte der Talente – so verbesserte zum Beispiel die U17-Mannschaft von Bayer Leverkusen ihre 20m-Sprintzeit von August 2004 bis Juni 2005 enorm, nur um nach der Sommerpause im August 2005 wieder einen deutlichen Rückschritt hinnehmen zu müssen.

Es kann allerdings nicht herausgelesen werden, ob es sich um genau die gleichen Spieler handelt. Die Forscher schreiben jedoch, dass diese Leistungsrückschritte in nahezu allen untersuchten Bereichen (Schnelligkeit, Schnellkraft, Reaktion und allgemeine Koordination) zu verzeichnen waren.
Die Spieler des FC Bayern starteten übrigens im Saisonverlauf mit der schnellsten Zeit, konnten diese jedoch bis zum Saisonende nur sehr gering steigern.

Fazit

Insgesamt stellt die Untersuchung eine deutliche Leistungssteigerung bei den untersuchten Athleten fest. Allerdings geht die Studie nicht auf Ursachen und Hintergründe ein. Ob sich nun die individuelle Entwicklung und Reifung der Talente, die Trainingsbedingungen oder die Forderung im Wettkampf für die Verbesserung Verantwortlich zeichnen, kann nicht ermittelt werden.

In jedem Fall kommt die Studie zu dem Schluss, dass sich beispielsweise laut Petersen et al 2005, Mandelbaum et al. 2005 und Hewett etc al 1999 eine verbesserte Koordination positiv auf die Prävention von Verletzungen auswirkt und daher auch aus prophylaktischen Gründen definitiv in den Trainingsbetrieb mit eingebaut werden sollen.

Von Dominik Langenegger