Der Prozess

Wie funktioniert Teambuilding?

Teambuilding ist ein Prozess. Es ist nicht möglich, innerhalb weniger Tage oder gar Stunden ein Team zu formen. Allerdings kann mit entsprechenden Maßnahmen dafür gesorgt werden, dass dieser Prozess eingeleitet wird und in eine sinnvolle Richtung gelenkt wird. Teambuilding erfordert eine ständige Begleitung, da viele kleine Korrekturen nötig sind, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Teambuilding auch ohne äußere Einflussnahme erfolgen kann. Ein extremes Beispiel ist eine Gruppe von Schiffbrüchigen, die auf einer einsamen Insel gestrandet ist. In der Regel wird aus schlichter Notwendigkeit ein Team entstehen, das gemeinsam das Ziel hat zu überleben, bis die Rettung erfolgt.

Auch im Fußball können Teams ohne unmittelbare Einflussnahme eines Trainers entstehen. Doch es gibt gute Gründe, diesen Prozess aktiv zu beeinflussen. Es ist nämlich keineswegs sicher, dass aus einer Gruppe von 15 bis 20 Spielern ganz automatisch ein funktionierendes Team entsteht. Aber auch wenn ein positiver Prozess von alleine beginnt, kann er durch geschickte Einflussnahmen beschleunigt werden.

Beim Teambuilding werden mehrere Phasen durchlaufen. Diese Phasen gibt es immer, auch wenn sie aufgrund der jeweiligen Rahmenbedingungen eine sehr unterschiedliche Zeitdauer haben können. Angelehnt an B.W. Tuckmann ergeben sich folgende Phasen:

1. Phase: Orientierung

Wenn ein Team neu zusammengestellt wird, müssen sich die Mitglieder kennenlernen. Im Fußball ist es meist so, dass bereits eine Gruppe vorhanden ist (nicht unbedingt ein Team), zu der neue Spieler hinzugefügt werden. Dadurch ist die Gefahr eine Grüppchenbildung relativ groß. Von Anfang an muss deswegen Wert darauf gelegt werden, dass alle Mitglieder miteinander kommunizieren und Vertrauen aufbauen. Ein Mannschafstabend ist z.B. gut geeignet, um die neuen Spieler kennenzulernen. Bewährt haben sich auch Aufnahmerituale, bei denen neue Spieler eine kleine Aufgabe erledigen müssen. Diese Aufgabe kann z.B. darin bestehen, ein Lied vor der gesamten Mannschaft zu intonieren.

2. Phase: Konfrontation

Nach der Orientierung bildet sich die Grundkonstellation des neuen Teams heraus. Die Teammitglieder messen ihre Kräfte und müssen sich behaupten. In dieser Phase geht es noch nicht darum, eine gemeinsame Aufgabe in den Blick zu nehmen. Vielmehr arbeiten alle Individuen für sich. Am Ende dieses Prozesses sind die Rollen der Teammitglieder weitgehend festgelegt. Ein Trainer sollte in dieser Phase nur eingreifen, wenn unüberwindliche Konflikte auftreten. Wenn z.B. ein Spieler eine Rolle beansprucht, obwohl längst klar ist, dass er diese nicht ausfüllen kann und wird, liegt es am Trainer, diese Entscheidung dem Spieler klarzumachen. Die Konfrontationsphase liegt idealerweise in der ersten Hälfte der Saisonvorbereitung. Oft zieht sie sich aber weit in die Saison hinein, meist mit negativen Folgen.

3. Phase: Kooperation

Wenn die grundlegende Struktur des Teams klar ist, erfolgt eine Ausrichtung auf die gemeinsamen Ziele. Diesen Prozess kann ein Trainer durch Teambuilding-Maßnahmen sehr wirkungsvoll beschleunigen. Im Training werden Aufgabenstellungen umgesetzt, die nur durch Kooperation gelöst werden können. Dabei entsteht Vertrauen zwischen den Spielern. Einen wichtigen Stellenwert hat dabei die Kommunikation, die auf und neben dem Platz funktionieren muss. Kooperation darf jedoch nicht mit Freundschaft verwechselt werden. Es ist natürlich hilfreich, wenn auch private Kontakte entstehen, aber das ist keine Voraussetzung für ein funktionierendes Team.

4. Phase: Wachstum

Wenn ein Team gut funktioniert, wächst es mit der Zeit und wird besser. Zum Wachstum gehören auch Rückschläge, die zusammen gemeistert werden. Wenn nach einer Weile selbst die Details in der Zusammenarbeit funktionieren, stellt sich oft großer Erfolg ein. Dieser Erfolg ist wiederum ein Antrieb, der nötig ist, um die maximale Leistungsgrenze zu erreichen. Siege motivieren eine Mannschaft mehr als jede noch so gut durchdachte Teambuilding-Maßnahme. Sie sorgen für gute Stimmung und machen die Arbeit des Trainers einfacher. Allerdings ist Vorsicht geboten. Je nach Zusammensetzung des Teams kann in einer guten Phase Übermut entstehen. Wenn dieser nicht erkannt und bekämpft wird, können die Teamstrukturen mittelfristig großen Schaden nehmen. Dann ist auch ein Rückfall in die Konfrontationsphase möglich.

5. Phase: Auflösung und Neuanfang

In der Wirtschaft werden Teams häufig aufgelöst, wenn sie ihre Arbeit erledigt haben. Auch im Fußball gibt es oft die Situation, dass ein Team, z.B. durch den Weggang mehrere Spieler, praktisch aufgelöst wird. Allerdings sollten die Verantwortlichen darauf achten, dass möglichst der Kern eines funktionierenden Teams erhalten bleibt. Dann ist der Aufbau eines neuen Teams einfacher, denn es gibt schon stabile Strukturen, so dass das Teambuilding nicht ganz neu anfangen muss.