Individuelles Training: An Schwächen arbeiten oder Stärken optimieren?

Individualtraining gehört heute im Profibereich zum täglichen Ablauf. Längst haben die Trainer erkannt, dass die einzelnen Spieler zu unterschiedlich sind, um mit traditionellen Mannschaftstraining alleine optimale Fortschritte erzielen zu können. Alle Profis arbeiten heute schon in jungen Jahren individuell im Kraftraum und machen spezielle Übungen, um die individuellen körperlichen Voraussetzungen optimal auszunutzen. Darüber hinaus ist es aber auch sinnvoll, fußballspezifische Übungen zu machen, um Schwächen zu beseitigen und Stärken auszubauen. Allerdings gibt es gerade bei diesem Thema in Fachkreisen immer wieder einmal Streit, denn es ist durchaus umstritten, ob es sinnvoller ist an Schwächen oder an Stärken zu arbeiten.

Die Voraussetzungen des Spielers genau erfassen

Bevor überhaupt irgendein individuelles Training anfangen kann, muss der Trainer ganz genau über die Stärken und Schwächen des Spielers informiert sein. Wenn Sie als Trainer eine neue Mannschaft übernehmen, sollten Sie deswegen nicht gleich am ersten Tag mit individuellem Training beginnen. Stattdessen sollten Sie sich in den ersten Wochen beim Mannschaftstraining einen Eindruck von allen Spielern verschaffen, viele Gespräche führen und gegebenenfalls auch Übungen einbauen, um bestimmte Qualitäten abzufragen. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, einen Laktattest durchzuführen, um die Fitness der einzelnen Spieler zu ermitteln.

Beim Fitnesstraining ist die Entscheidung einfach

Beim Fitnesstraining müssen Sie sich nicht zwischen Stärken und Schwächen entscheiden, denn grundsätzlich sollte jeder Spieler kontinuierlich an seiner Fitness arbeiten. Das Training muss allerdings auf den jeweiligen Fitnesszustand des Spielers abgestimmt sein. Es nutzt nichts, wenn Sie einen Spieler, der in einem miserablen Zustand ist, mit dem laufstärksten Spielern in den Wald schicken. Ebenso wäre es nicht besonders zielführend, wenn Sie die Spieler mit den besten Ausdauerwerten ständig mit Waldläufen beschäftigen würden. Fußballer brauchen eine gute allgemein Fitness, so dass das individuelle Konditionstraining so aufgebaut sein sollte, dass die Stärken erhalten und die Schwächen reduziert werden. Beim Fitnesstraining bietet es sich zudem an, in kleinen Gruppen zu trainieren.

Beim Schusstraining ist die Entscheidung schwierig

Gerade im Amateurbereich gibt es immer noch viele Fußballer, die nur mit einem Fuß richtig gut sind. Grundsätzlich ist es immer ein Vorteil, wenn ein Spieler beidfüßig ist, aber die Trainingszeit reicht bei einem Amateurverein in der Regel nicht aus, um sowohl den starken als auch den schwachen Fuß optimal zu trainieren. Beim Schusstraining sollten Sie sich deswegen überlegen, ob es nicht in vielen Fällen sinnvoller wäre, die Spieler die Übungen komplett mit dem starken Fuß durchführen zu lassen. Es gibt allerdings Ausnahmen, zum Beispiel bei Spielern, die ohnehin schon mit beiden Füßen relativ gut sind. Zudem können gerade Stürmer sehr davon profitieren, wenn der Torabschluss mit beiden Füßen möglich ist.

Die Psyche des Spielers berücksichtigen

Auf lange Sicht ist es zwar immer hilfreich, wenn ein Spieler Schwächen abbaut. Wenn Sie aber in jeder Trainingseinheit einen Spieler an seinen Schwächen arbeiten lassen, kann dies auch dazu führen, dass die Motivation deutlich sinkt. Zudem besteht die Gefahr, dass die Stärken des Spielers durch das intensive Training der Schwächen nachlassen. Das sollte in keinem Fall passieren, so dass Sie nie über einen längeren Zeitraum ausschließlich nur Schwächen trainieren lassen sollten. Es ist immer wichtig, den Spieler auch daran zu erinnern, dass er Stärken hat. Dabei spielt es keine Rolle, um welchen Trainingsbereich es geht.

Auf keinen Fall die Stärken vernachlässigen

Als Trainer gehört es zu ihren eigentlichen Aufgaben, die Schwächen der einzelnen Spieler zu reduzieren. Das sollte aber niemals auf Kosten der Stärken gehen. Die Basis für eine gute Trainingswoche ist immer, dass die Spieler am Ende der Woche mit einem guten Gefühl zum Spiel fahren. Deswegen kann es zum Beispiel sinnvoll sein, die Trainingsarbeit an den Schwächen in die erste Wochenhälfte zu legen, um dann in der zweiten Wochenhälfte ganz gezielt die Stärken zu trainieren. Das gilt übrigens nicht nur für das individuelle Training, sondern auch für das Mannschaftstraining. Vergessen Sie nie, dass im Fußball die Psyche mindestens genauso wichtig ist wie der Körper!